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Dresden nutzt die Sonne: Wie die Verkehrsbetriebe in Solarstrom investieren

Die Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) bauen Photovoltaik-Anlagen auf ihre Dächer, unter anderem auf zwei Betriebshöfe. Was das bringt und wie hoch das Potenzial für Solarmodule in Dresden noch ist.

Von Sandro Pohl-Rahrisch
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Die Dresdner Verkehrsbetriebe bestücken ihre Dächer mit Photovoltaikanlagen, unter anderem am Hohenthalplatz in der Friedrichstadt. DVB-Hocbauchef Markus Zipa zeigt die ersten Module.
Die Dresdner Verkehrsbetriebe bestücken ihre Dächer mit Photovoltaikanlagen, unter anderem am Hohenthalplatz in der Friedrichstadt. DVB-Hocbauchef Markus Zipa zeigt die ersten Module. © René Meinig

Dresden. Die Sonne prasselt am Mittwochvormittag auf die Friedrichstadt. Energie, die im Stadtteil bald noch intensiver genutzt wird. Denn die Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) installieren auf ihrem Verwaltungsgebäude neben dem Betriebshof Waltherstraße Photovoltaikanlagen, die aus Solarenergie so viel Strom produzieren werden, dass man damit mehr als 15 Zwei-Personen-Haushalte versorgen könnte. Und das soll nur der Anfang sein. Weitere Anlagen sind in den Betriebshöfen Reick und Gorbitz geplant.

"In Zeiten des Klimawandels und der anhaltenden Energiekrise ist es eine gesellschaftliche wie wirtschaftliche Aufgabe, sich dem Thema zu stellen", sagt Markus Zipa, der bei den DVB für alle Immobilien zuständig ist. Mit dem Solarstrom sollen in Zukunft 15 Prozent des gesamten Verbrauchs an allen drei Standorten generiert werden. Überschüssiger Strom wandert in das Dresdner Stromnetz.

Solaranlagen ermöglichen 120 Tonnen CO2-Einsparung

Es ist nicht allein die wachsende Unabhängigkeit vom Strompreis, der zu den Investitionen führt. Die Verkehrsbetriebe verweisen auch auf das Dresdner Klimaschutzkonzept. Dieses sieht vor, dass die Stadt möglichst bis 2035, spätestens bis 2040 klimaneutral wird. Ein Baustein auf dem Weg dahin ist der Verzicht auf Strom, bei dessen Produktion Treibhausgase freigesetzt werden - etwa bei der Kohleverbrennung. Durch die drei neuen Solaranlagen werden umgerechnet rund 120 Tonnen Kohlenstoffdioxid eingespart, rechnen die DVB vor. "Das sind erhebliche Zahlen", so Zipa.

Und Dresden könnte viel mehr Strom aus Sonnenenergie gewinnen und damit noch viel mehr sparen. Denn auf den Dächern und Fassaden der Stadt gibt es jede Menge Platz für weitere Solaranlagen. In Summe könnten diese 1.900 Gigawattstunden produzieren, schätzt das Leibnitz-Institut für ökologische Raumentwicklung. Die Potenzialanalyse war von der Stadtverwaltung beauftragt worden, um alle geeigneten Flächen für Photovoltaikanlagen in Dresden zu identifizieren. Nicht alle sind ohne Weiteres nutzbar, unter anderem aus denkmalschutzrechtlichen Gründen. Schnell erschließbar seien Flächen, über die sich rund 500 Gigawattstunden erzielen lassen. Damit könnten aber immer noch 20 Prozent des Stromverbrauchs in Dresden gedeckt werden.

Rathaus bekommt ab Herbst eine Solaranlage

Während man bei privaten Hauseigentümern auf den guten Willen angewiesen ist, Solarmodule aufs Dach zu schrauben, sieht es bei den städtischen Gebäuden anders aus. Dort erhalten nicht nur Neubauten wie das Stadtforum auf dem Ferdinandplatz Photovoltaikanlagen, sondern es wird auch nachgerüstet. Aktuellstes Beispiel ist das Neue Rathaus am Dr.-Külz-Ring. Lange Zeit waren Solaranlagen auf den Dächern denkmalgeschützter Bauwerke undenkbar.

Für das Rathaus wurde mit den Denkmalschützern jedoch ein Kompromiss gefunden. Dieser sieht vor, dass die Module nur auf den Innenhof-Dachflächen installiert werden, von der Straße aus also nicht sichtbar sein dürften. Der Bau soll im November starten und bis August 2025 dauern. Rechen soll sich die Investition nicht vor 2045.

Die Anlage auf dem Friedrichstädter DVB-Gebäude kostet etwa 165.000 Euro. Investition wird sich nach etwa zehn Jahren rechnen, wenn man den aktuellen Strompreis zugrunde legt. Die Reicker Anlage - 350.000 Euro - wird nach etwa elf Jahren so weit sein.

In Gorbitz werden rund 700.000 Euro investiert, ähnlich viel wir fürs Rathaus. Die Landeshauptstadt bezuschusst die Solaroffensive mit 700.000 Euro.

Tatsächlich ist Dresden in Sachen Solarenergie einen Schritt weiter als viele andere deutsche Städte. Laut einer Studie des Energieunternehmens Enpal gibt es in Sachsens Landeshauptstadt 5,6 Photovoltaik-Anlagen pro 1.000 Einwohner, in Leipzig sind es 4,7, Stuttgart kommt auf 3,5 und München auf 3,8 Anlagen pro 1.000 Einwohner. Laut Enpal sagt die Zahl der Anlagen allerdings nichts über deren Größe, Leistung oder das Alter aus.

Groß ist nicht nur das Dachflächenpotenzial in Dresden: Auch die Sonne scheint in der Stadt überdurchschnittlich viel. So schafft es Dresden auf durchschnittlich 2.447 Sonnenstunden pro Jahr. Spitzenreiter im Ranking ist Offenburg mit knapp 2.800 Stunden. Unter den Letzten befinden sich unter anderem Kassel und Fulda mit weniger als 2.200 Stunden.

Nicht alle Gebäude für Solarmodul-Last geeignet

Doch nicht nur Denkmalschutz und Sonnenstunden limitieren die Möglichkeiten, Sonnenenergie zu nutzen. Die Verkehrsbetriebe, die schon seit einigen Jahren Anlagen in den Betriebshöfen Trachenberge und Gruna betreiben, würden gern noch mehr machen. In vielen Fällen seien die Dächer aber nicht für das Gewicht der Module bzw. Träger ausgelegt, sagt Markus Zipa.

Auch das Thema Energiespeicher für überschüssigen Solarstrom dürfte noch spannend werden. "Wir denken ernsthaft darüber nach." Noch sei die Technik aber zu teuer. Sollte sich irgendwann erschwinglich sein, brauche es für große Energiespeicher des Brandschutzes wegen unter anderem separate Räume.