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Eingestürzte Carolabrücke in Dresden: Staatsanwaltschaft schaltet sich ein

In Dresden läuft die Suche nach Ursache für den Teileinsturz der Carolabrücke. Parallel dazu hat die Staatsanwaltschaft eine Prüfung eingeleitet.

Von Sandro Pohl-Rahrisch
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Hätte die Carolabrücke eher saniert oder für den Straßenbahn-, Fußgänger- und Radverkehr gesperrt werden müssen?
Hätte die Carolabrücke eher saniert oder für den Straßenbahn-, Fußgänger- und Radverkehr gesperrt werden müssen? © Matthias Rietschel

Dresden. Eine Woche nach dem Teileinsturz der Carolabrücke in Dresden geht die Suche nach der Unglücksursache weiter. Eingeschaltet ist inzwischen auch die Staatsanwaltschaft.

Man habe nach dem Einsturz der Carolabrücke einen Prüfvorgang eingeleitet und untersuche zusammen mit der Polizei, ob es zureichende tatsächliche Anhaltspunkte für einen strafrechtlich relevanten Sachverhalt gebe, teilt Jürgen Schmidt von der Staatsanwaltschaft Dresden mit. Konkrete Ermittlungen gibt es somit bislang nicht.

Korrosion durch Tausalz als mögliche Ursache für Brückeneinsturz

Die Stadtverwaltung untersucht die Unglücksursache ebenfalls. So ist bereits vor dem Hochwasser die Bruchstelle auf Neustädter Seite - direkt über dem zweiten Pfeiler - in Augenschein genommen worden. Parallel fanden Bohrungen an den benachbarten Brückenzügen A und B statt. Was bereits feststeht: Beim eingestürzten Brückenzug C ist an der Bruchstelle Korrosion an den Litzen der vorgespannten Glieder im Beton festgestellt worden. Dafür sind höchstwahrscheinlich Schadstoffeinträge, etwa durch Chlorid von Tausalz, ursächlich. Konkretere Ergebnisse sollen bald vorliegen.

Ein Grund für das Prüfverfahren der Staatsanwaltschaft dürfte sein, dass derartige Korrosionen in der Carolabrücke bereits vor fünf Jahren entdeckt worden waren. Ein Dokument aus dem Dresdner Rathaus, es stammt von 2019, liest sich zumindest wie eine Vorhersage für den teilweisen Brückeneinsturz.

"Infolge einer undichten Straßenentwässerungsanlage vor 1989 wurden große Mengen tausalzbelasteten Wassers in die Brücke eingetragen", heißt es in einer Vorlage, die am 26. August 2019 den Stadträten zur Brückensanierung vorgelegt wurde. "Die vorhandenen Straßenbeläge und Abdichtungen sind nun erneut schadhaft. Die dadurch eindringende Feuchtigkeit mobilisiert die im Beton vorhandenen Chloride und es besteht die Gefahr, dass diese in Tiefenlagen transportiert werden, in denen auch die Spannglieder als Haupttragelement der Brücke liegen."

Anzeigen gegen Baubürgermeister eingegangen

Dann folgen eindringliche Worte an den Stadtrat, der damals zustimmen sollte, Geld für Brückensanierung freizugeben: "Erreichen die Chloride den Spannstahl, kann es zur sogenannten chloridinduzierten Spannungsrisskorrosion kommen, die zum schlagartigen Versagen des Spanngliedes führt, was die Standsicherheit der Brücke gefährdet."

Allerdings hat Straßenbauamtschefin Simone Prüfer in den vergangenen Tagen mehrmals betont, dass der Brückenzug C bei den Prüfungen die geringsten Schäden von allen drei Zügen aufgewiesen hätte. Er sollte ab 2025 saniert werden.

Die Staatsanwaltschaft hat nicht nur das besagte Prüfverfahren eingeleitet. Darüber hinaus würden mehrere Anzeigen von Bürgern gegen Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne) und gegen unbekannt vorliegen, unter anderem wegen Sachbeschädigung und Baugefährdung. "Die Anzeigen werden von der Staatsanwaltschaft Dresden auf ihre strafrechtliche Relevanz geprüft."

Die Polizei hatte bereits kurz nach dem Brückeneinsturz ausgeschlossen, dass es sich um einen Anschlag handeln könnte.