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Das liebe Geld: Banknoten haben viel zu erzählen - ihre Dresdner Hüter aber auch

Nur etwa die Hälfte der Deutschen zahlt bar. Neckische Geldgeschenke sind jedoch immer noch beliebt. Angela Schnall ist Filialleiterin der Sparkasse Dresden und erzählt von Schmutz, Stress und goldenen Zeiten.

Von Nadja Laske
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Sparkassen-Filialleiterin Angela Schnall hat schon reichlich Geld-Geschichte miterlebt und viel gesehen: laminierte Geldscheine ebenso wie bekritzelte Banknoten.
Sparkassen-Filialleiterin Angela Schnall hat schon reichlich Geld-Geschichte miterlebt und viel gesehen: laminierte Geldscheine ebenso wie bekritzelte Banknoten. © René Meinig

Dresden. Eine hellgrüne Ziehharmonika - welch Freude! Dazu goldbraune Schmetterlinge und himmelblaue Fächer. Wer freut sich nicht über solche Geldgeschenke, neckig gefaltet und verpackt?

Ganz klar: Bankangestellte. Verkäufer. Kellner. All jene, die sich der zerknautschten Scheine annehmen müssen. Einmal geknickt, geben sie den Pfalz nie mehr her - und die Bundesbank macht genau das Gleiche mit dem ganzen Geldsegen: Sie rückt ihn nicht wieder heraus.

Koks, Keime, Druckerschwärze

Jedenfalls nicht in der alten Form. Der Wert bleibt erhalten, gesetzt den Fall, die bunten Scheine sind wirklich echt. Das zu prüfen, sehen sich auch Mitarbeiter von Banken oder Sparkassen nicht in der Lage, wenn das Papier womöglich sogar mit zwei Plastikfolien untrennbar verbunden ist. "Auch das haben wir schon gesehen: Laminierte Geldscheine", sagt Angela Schnall.

Sie leitet die Filiale der Ostsächsischen Sparkasse Dresden am Günzplatz und gehört zu den Sparkässlern der ersten Stunde. "Ich habe in der DDR Finanzkaufmann gelernt", erzählt sie. Kauffrauen gab damals zumindest sprachlich noch nicht. In den Jahrzehnten hat sie alle historischen Kapitel des Bankwesens miterlebt: Währungsunion, Digitalisierung, Euroumstellung, und die großen Veränderungen im Zahlungsverkehr.

Heute ist Angela Schnall Chefin eines 18-köpfigen Teams plus dreier Auszubildenden. Ihre Arbeit hat sich im Laufe der Jahre enorm gewandelt. Laut der jüngsten Studie der Deutschen Bundesbank nutzen im Jahr 2023 noch 51 Prozent der Deutschen die Barzahlung. Zwei Jahre zuvor waren es noch 58 Prozent.

Bar zu zahlen, ist der Erhebung nach jedoch nicht Wunsch der meisten Deutschen. Nur 28 Prozent entscheiden sich für Scheine und Münzen, wenn sie die Wahl haben. Weitere 28 Prozent haben keine besondere Vorliebe. Das Klagen über die angebliche Abschaffung des Bargeldes kann demnach keine all zu laute Stimme haben.

Münzautomaten voller Müll

"Das ist ein Vorwurf, der immer mal wieder an Sparkassen, Banken und die Politik geht", sagt Angela Schnall, "Aber es stimmt ja nicht, dass wir Banknoten abschaffen wollen." Richtig ist, dass Bargeld zumindest in den Filialen der Ostsächsischen Sparkasse Dresden kaum noch sichtbar ist. Auszahlungen wie Einzahlungen tätigen Kunden schon seit 2018 an Automaten. Vorbei die Zeit, als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an ihren Schaltern Geldscheine zählten oder in ratternde Geldzählmaschinen steckten.

Mit Schaudern denkt Angela Schnall an die Münzautomaten, in die eifrige Sammler kiloweise Hartgeld warfen. "Die waren andauern defekt, weil darin alles mögliche landete und den Apparat blockierte", erinnert sich auch Annett Arnold. Sie gehört ebenso zu den Mitarbeiterinnen mit längster Beschäftigung bei der Dresdner Sparkasse.

Die Automaten seien die reinste Werkzeugkiste gewesen, aus der die Monteure neben den Münzen auch Unterlegscheiben, Nägel und Büroklammern herausoperierten. Und Dreck. Sand zum Beispiel. Schenkende fanden es offenbar lustig, Geldstücke darin zu versenken und Jubilare oder Hochzeitspaare darin wühlen zu lassen. "Verklebt, schmutzig, nass und laut waren diese Geräte und für uns ein ständiges Ärgernis", sagt Annett Arnold.

Inzwischen fasst kaum noch ein Kollege Bargeld an. Auch Geldscheine sind alles andere als sauber. Besonders unter dem Eindruck der Corona-Pandemie wurde immer wieder argumentiert, wie ungesund der direkte Umgang mit Bargeld sei. Tausende verschiedene Bakterienarten tummeln sich laut der Untersuchung Dirty Money Project auf nur einer Banknote. Auf neun von zehn Euroscheinen sollen sich Spuren von Kokain nachweisen lassen. Als am schmutzigsten gilt der Fünfeuroschein.

Miniatur-Goldbarren als Geschenkkarte sichern dem Beschenkten einen stressfreien Nutzen des Geldgeschenkes und auf längere Sicht auch dessen Wert.
Miniatur-Goldbarren als Geschenkkarte sichern dem Beschenkten einen stressfreien Nutzen des Geldgeschenkes und auf längere Sicht auch dessen Wert. © René Meinig

Die Aus- und Einzahlerei von Automaten erledigen zu lassen, sei eine Maßnahme zum Schutz der Sparkassenmitarbeiterinnen und -mitarbeiter, sagt Angela Schnall. Kein Bargeld mehr greifbar vor Ort zu haben, entziehe zudem Bankräubern die Angriffsfläche. "Auch an den Automaten braucht sich niemand zu versuchen. Eine Sicherheitsvorrichtung macht alle Scheine mit spezieller Farbe unbrauchbar, sobald jemand an dem Automaten manipuliert."

Es bedeutet jedoch nicht, dass Bares für Kunden unerreichbar wäre. "Wer ausländische Währung braucht, kann sie bei uns bestellen", so die Filialleiterin. Allerdings sei die Nachfrage stark zurückgegangen, weil auch Partner wie Hotels, Flug- und Busunternehmen, Tankstellen bargeldloses Zahlen mit der heimischen Geldkarte anbieten.

Goldiges Geld für Gratulanten

Einen gewissen Unterhaltungsfaktor müssen sie und ihre Kollegen jedoch im Zuge dieser Entwicklung und Strategie entbehren: Notizen auf Gelscheinen. Deutsche sind zwar nicht dafür bekannt, dass sie sich Telefonnummern oder Gedankenstützen auf ihre Geldscheine kritzeln.

"Absolute Spitzenreiter waren in dieser Hinsicht aber die italienischen Lira", weiß Sparkassenmitarbeiterin Annett Arnold. Adressen, Gedichte, Berechnungen und Skizzen fanden sich darauf. "Das hatte schon einen gewissen Unterhaltungswert." Was beide Frauen überhaupt nicht vermissen, sind Dollarnoten. "Die hatten so viel Druckerfarbe, dass die Finger schwarz wurden, wenn man sie anfasste und zählte."

Am häufigsten sind in Deutschland 50-Euro-Banknoten in Gebrauch. Laut Information der Ostsächsischen Sparkasse Dresden bleiben kleinere Scheine bis zu 50 Euro rund vier Jahre und größere ab 100 Euro etwa zehn Jahre in Umlauf - vorausgesetzt, sie werden nicht früher beschädigt.

In Gläsern voller Sand und Aquarien versenkte Münzen, zu Schmetterlingen gefaltete Geldscheine, dazu gibt es eine Alternative, die aus Sicht der Bankkauffrau weniger Ärger und umso mehr Sinn machen: Geschenk-Goldbarren.

Es gibt sie auf besondere Plastikkarten mit unterschiedlichen Motiven geprägt - für Hochzeiten und runde Geburtstage, Geburt, Einschulung und Jugendweihe, aber auch neutral. Aktuell kostet ein Gramm Gold in dieser Form 87 Euro. Noch vor vier Jahren waren es rund 50 Euro. "Unsere Miniatur-Goldbarren haben also deutlich an Wert gewonnen. Gegenüber Bargeld ist das ein großer Vorteil", sagt Angela Schnall.

Der Beschenkte kann das Gold umgehend einlösen und erhält den Wert auf sein Konto gezahlt. Oder er geduldet sich. Geld kostet einfach zu viel.