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Doppelgänger der Tigermücke in Dresden aktiv

Nicht nur die Asiatische Tigermücke hat die charakteristischen geringelten Beine, sondern auch einige einheimische Arten, die in Dresden auftauchen. Doch es gibt ein gutes Unterscheidungskriterium.

Von Kay Haufe
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Dieses Archivfoto zeigt eine  tote Asiatische Tigermücke mit den geringelten Beinen.
Dieses Archivfoto zeigt eine tote Asiatische Tigermücke mit den geringelten Beinen. © Archivfoto: Ennio Leanza/dpa

Dresden. Gerade ist ihre Zeit: Mücken surren um uns herum und vermehren sich explosionsartig in jedem kleinen Untersetzer, in dem sich Regenwasser gesammelt hat. Nicht selten hilft nur ein gezielter Schlag, um sich gegen die Plagegeister zu wehren. Wer dann genau hinsieht, bekommt mitunter Angst: Gehören diese schwarz-weiß geringelten Beine etwa einer Asiatischen Tigermücke? Diese Frage stellten sich vor wenigen Tagen zwei Bewohner vom Weißen Hirsch.

Doch das Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) gibt Entwarnung. "Die Asiatische Tigermücke wurde bisher noch nicht in Sachsen nachgewiesen", sagt LfULG-Sprecherin Karin Bernhardt. Nachzulesen ist dies übrigens im Deutschen Mückenatlas, den man auf der Website des Friedrich-Loeffler-Instituts, dem Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, findet.

Tigermücken bereits in Berlin und Jena

Weit entfernt ist die Überträgerin verschiedener Krankheitserreger allerdings nicht mehr. In Berlin und Jena gibt es etablierte Populationen der aggressiven Mücken, die ursprünglich aus dem asiatisch-pazifischen Raum stammen. Auch in Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz gibt es einige Städte und Landkreise, in denen die Tigermücke nachgewiesen ist.

Im Fall der angeblichen Tigermücken vom Weißen Hirsch wird es sich höchstwahrscheinlich um eine Verwechslung gehandelt haben. Denn die Asiatische Tigermücke ist im Vergleich zur einheimischen Stechmücke sehr klein, erreicht selten die maximale Körpergröße von rund 0,9 Zentimetern, meist wird sie nur 5 Millimeter groß. Die heimische Ringelmücke (Culiseta annulata) weist mit ihrem schwarzgrauen Körper mit hellen Querbinden sowie den weiß geringelten Beinen eine gewisse Ähnlichkeit zur Tigermücke auf. Allerdings wird sie rund 1,3 Zentimeter groß - an diesem Merkmal kann man beide gut unterscheiden. Auch andere einheimische Mückenarten haben geringelte Beine, wie die Biologin Doreen Werner vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e. V. sagt.

Charakteristisch für die Tigermücke sind schwarz-weiß gemusterte Hinterbeine und Hinterleib. Ein weiteres typisches Merkmal ist die am Hinterkopf ansetzende weiße Linie, die sich bis zum Flügelansatz fortsetzt. Die Flügel sind eher transparent ohne Musterung.

Dieses Foto zeigt eine tote einheimische Ringelmücke.
Dieses Foto zeigt eine tote einheimische Ringelmücke. © Foto: privat

In Europa konnte die Asiatische Tigermücke, lateinisch Aedes albopictus, bis heute laut dem Deutschen Bundesumweltamt in 26 Ländern nachgewiesen werden, in 19 gilt die Stechmücke als etabliert. Auch in Deutschland tritt sie mittlerweile regelmäßig auf.

Die Asiatische Tigermücke sucht bevorzugt Säugetiere und insbesondere den Menschen als Wirt auf, aber auch Vögel, Amphibien und Reptilien werden gestochen. "Die Tigermücke ist am penetranten Anflugverhalten erkennbar, die kommt sofort wieder, wenn sie vertrieben wird", sagt Werner.

Sie kann beim Stechen verschiedene Krankheitserreger wie bestimmte Fadenwürmer und Viren übertragen. Laut Umweltbundesamt geht man von einem Übertragungspotenzial von mehr als 20 Viren aus, darunter die West-Nil-, Dengue-, Chikungunya- und Zika-Viren. Allerdings ist eine Übertragung nur möglich, wenn die Stechmücken in ausreichender Dichte zeitgleich dort auftreten, wo sich infizierte Personen aufhalten und geeignete klimatische Bedingungen herrschen.

Werner bittet die Dresdner, Mücken einzufangen und ans ZALF zu schicken, von denen sie glauben, es handele sich um die Asiatische Tigermücke. "Unser Projekt Mückenatlas ist sehr wichtig für die Gesundheitsvorsorge. Wenn wir die Tigermücke feststellen, dann komme ich zu Ihnen und untersuche die Umgebung auf mögliche Brutstellen und schaue, ob sie sich schon weiter aufgebreitet hat."

Um Mücken zu fangen, bietet sich ein Glas an, das über die Mücke gestülpt und dann mit dem Tier verschlossen in den Gefrierschrank gestellt wird. "Die Mücke kann auf das Schockfrosten nicht reagieren und wird schnell und schmerzfrei getötet", sagt Werner. Alle weiteren Informationen dazu finden sich auf dem Mückenatlas.