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"Das Gesicht der Ukraine in Dresden": Natalija Bock in Dresden ausgezeichnet

Die Ukrainerin Natalija Bock ist am Sonntag mit dem Erich-Kästner-Preis 2024 geehrt worden. An wen sie ihr Preisgeld spenden wird.

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Die Dresdnerin Natalija Bock ist am Sonntag mit dem Erich-Kästner-Preis des Presseclubs Dresden ausgezeichnet worden.
Die Dresdnerin Natalija Bock ist am Sonntag mit dem Erich-Kästner-Preis des Presseclubs Dresden ausgezeichnet worden. © Marion Doering

Dresden. Der 24. Februar 2022 hat Natalija Bocks Leben geteilt - in ein Leben davor und ein Leben danach. Ein Leben vor dem Angriff auf ihre Heimat, die Ukraine, und ein Leben nach dem Kriegsausbruch. "Ich habe gedacht, dass ich ausgeweint hab", sagte Natalija Bock im vergangenen Jahr der Sächsischen Zeitung. Die Tränen fließen zwar mit jedem neuen Angriff weiter. Doch Schmerz, Trauer und Sorge haben die 49-Jährige nicht ohnmächtig werden lassen. Im Gegenteil.

Die 49-Jährige ist am Sonntag auf Schloss Albrechtsberg vom Presseclub Dresden mit dem Erich-Kästner-Preis für ihr Engagement in Dresden ausgezeichnet worden. Für die Hilfstransporte in die Ukraine, die sie organisiert. Die Wohnungen, die sie geflüchteten Landsleuten vermittelt. Das Ukrainische Zentrum, das sie mitgründet. Die Antikriegsdemonstrationen, auf denen sie spricht. Die unzähligen Gespräche mit Ukrainern, die sie dolmetscht.

Bock: "Eine Leistung Tausender Sachsen und Dresdner"

"Ich betrachte diesen Preis nicht nur als eine persönliche Auszeichnung, sondern als eine Leistung Tausender Sachsen und Dresdner, die 2022 die Türen ihrer Wohnungen und Häuser für die vorm Angriffskrieg Russlands fliehenden Ukrainer geöffnet haben oder anders geholfen haben", sagte Natalija Bock am Sonntag. "Das ist ein Preis für ein empathisches, weltoffenes und hilfsbereites Sachsen, das es zu bewahren gilt. Danke!"

Preisverleihung auf Schloss Albrechtsberg: der stellvertretende Ministerpräsident Wolfram Günther (Grüne, v.l.), Natalja Bock, der ukrainische Botschafter Oleksii Makeiev, Sachsen ehemaliger Ministerpräsident Georg Milbradt sowie Tobias Wolf und Andreas W
Preisverleihung auf Schloss Albrechtsberg: der stellvertretende Ministerpräsident Wolfram Günther (Grüne, v.l.), Natalja Bock, der ukrainische Botschafter Oleksii Makeiev, Sachsen ehemaliger Ministerpräsident Georg Milbradt sowie Tobias Wolf und Andreas W © Marion Doering

Bock, die seit 26 Jahren mit ihrer Familie in Dresden lebt, sei weit mehr als eine Bereicherung für die Stadt, sagte Sachsens ehemaliger Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU), der die Laudatio für die Ukrainerin hielt. "Die Sachsen und die Dresdner haben das Privileg, mit Natalija Bock eine so engagierte, liebenswürdige, weltoffene, kenntnisreiche Mitbürgerin unter sich zu haben." Sie sei durch ihre langjährigen Aktivitäten das Gesicht der Ukraine in Dresden geworden, eines europäischen Landes, das einem völkerrechtswidrigen, grausamen Krieg ausgesetzt sei.

So sieht es auch der Presseclub Dresden, der den Erich-Kästner-Preis zum 26. Mal verliehen hat. "Natalija Bock ist für viele Menschen zum Vorbild geworden, auch weil sie in einer Zeit klare Werte vertritt und deutliche Worte findet und sich für eine freie Welt einsetzt, in der so mancher lieber unklar bleibt, wie die öffentliche Debatte in Sachsen immer wieder zeigt", sagte der Presseclub-Vorsitzende Tobias Wolf.

10.000 Euro für Diakonie und Plattform Dresden

Unter den Gästen auf Schloss Albrechtsberg war auch Sachsen stellvertretender Ministerpräsident Wolfram Günther (Grüne): "Es macht mich stolz, dass Dresden die Heimstatt für jemanden ist, der so engagiert dafür arbeitet, die Folgen dieses schrecklichen Kriegs gegen sein Land zu lindern." Natalija Bocks Einsatz für Menschlichkeit und Menschen sei beeindruckend und stifte andere an, sagte Günther.

Die Auszeichnung ist mit einer Skulptur des Bildhauers Vinzenz Wanitschke und einem Preisgeld von 10.000 Euro verbunden. Traditionell spenden die Preisträger spendet das Geld für künstlerische, kulturelle oder karitative Projekte. Natalija Bock vergibt das Preisgeld an die Diakonie Dresden und die Plattform Dresden e. V., die es für die Unterstützung von Ukrainern einsetzen.

Der Club von Journalisten, Pressesprechern und PR-Fachleuten vergibt den Erich-Kästner-Preis seit 1994 alle zwei Jahre an Persönlichkeiten, die sich um den Gedanken der Humanität, der Toleranz und der Völkerverständigung verdient gemacht haben. Zu den bisherigen Preisträgern gehören unter anderem Ignatz Bubis, Marion Gräfin Dönhoff, Richard von Weizsäcker, Hans-Dietrich Genscher, Dieter Hildebrandt und Teresa Enke. (SZ/sr)