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Dresdner Zoo: Zurück bei Giraffe, Esel & Co.

Nach viereinhalb Monaten bekommen die Tiere endlich wieder Besuch. Manche genossen die Ruhe im Lockdown. Doch einigen wurde die Zeit ohne Gäste zu lang.

Von Nadja Laske
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Eigentlich wollte Charlotte im Dresdner Zoo Einhörner finden. Aber die Giraffen haben sogar zwei Hörner und sind mindestens genau so niedlich.
Eigentlich wollte Charlotte im Dresdner Zoo Einhörner finden. Aber die Giraffen haben sogar zwei Hörner und sind mindestens genau so niedlich. © Marion Doering

Dresden. Was haben sich die Erdmännchen gelangweilt! Wer meint, die Freude über Zoobesuche sei rein menschlich, liegt falsch. Auch viele Tiere vermissen im Lockdown Abwechslung und finden die lange Ruhe im Dresdner Zoo öde.

Seit die kleine Charlotte, Steppke Arne, der fünfjährige Florian und viele andere Kinder mit ihren Eltern und Großeltern am Montag staunend vor Zäunen, Glasscheiben und Käfigen stehen, ist es damit vorbei. Nach viereinhalb Monaten öffneten sich endlich wieder die Türen zu den Anlagen und Gehegen. Schon früh am Morgen drängten sich die ersten Gäste am Foyer mit den Ticketschaltern. Ihre Eintrittskarten hatten sie zuvor online gebucht.

Im Eingangsbereich seines Refugiums begrüßte Zoodirektor Karl-Heinz Ukena die ungeduldigsten Besucher mit der größten Sehnsucht nach Elefant, Giraffe & Co. "Bis 10 Uhr hatten wir schon 500 Menschen auf dem Gelände. Das ist für einen Montag, noch dazu mit nassgrauem Wetter wirklich klasse", sagt er.

Männerausflug: André Schwesig nutzt mit seinem Sohn Florian gleich den ersten Tag für einen gemeinsamen Zoobesuch - unter anderem auch bei Eselin Susi.
Männerausflug: André Schwesig nutzt mit seinem Sohn Florian gleich den ersten Tag für einen gemeinsamen Zoobesuch - unter anderem auch bei Eselin Susi. © Marion Doering

Bis zum Abend seien rund 2.000 Gäste angemeldet. Ein Start ganz nach seinem Geschmack. Der wurde wirklich höchste Zeit. Denn wie die SZ bereits berichtete, hatten die Tierpfleger alle Hände voll zu tun, um die Tiere in ihrer Abgeschiedenheit gut zu unterhalten.

Besonders für die Orang-Utans wurden die Tage ohne Besucherbegängnis vor ihren Gehegen echt lang. Für sie stellten ihre Pfleger extra einen Fernseher auf und zeigten ihnen Tierfilme mit Artgenossen oder anderen Zoobewohnern. Den Giraffen spielten sie Musik vor, um ihnen in der Ereignislosigkeit ein Highlight zu verschaffen. "Aber auch die Erdmännchen sind sehr neugierige, interessierte Tiere, denen es auf Dauer zu schaffen macht, wenn um sie herum nichts passiert", weiß Zoo-Chef Ukena.

Über die vielen Familien mit Kindern, aber auch die älteren Stammgäste des Zoos freut er sich sehr. Auf besorgte Fragen, wie lange denn die Freude währen wird - schließlich steigen die Coronazahlen schon wieder besorgniserregend - findet er klare Worte: "Wie sich das Infektionsgeschehen entwickeln wird, kann ich nicht sagen. Aber wir werden jeden einzelnen Tag öffnen, der uns erlaubt ist."

Schließlich habe der Dresdner Zoo neben Unterhaltung auch einen wichtigen Bildungsauftrag. Den wolle er mit seinem Team erfüllen, so weit es eben geht.

Familienerlebnis: Janine Kutzner nutzt mit Sohnemann Arne und Johannes Balg einen willkommenen Urlaubstag, um den Elefanten und all den anderen Zoobewohnern Hallo zu sagen.
Familienerlebnis: Janine Kutzner nutzt mit Sohnemann Arne und Johannes Balg einen willkommenen Urlaubstag, um den Elefanten und all den anderen Zoobewohnern Hallo zu sagen. © Marion Doering

Dazu gehört auch etwas, das Charlotte ein klitzekleines bisschen enttäuscht haben dürfte. Die Vierjährige war nämlich schon am Morgen mit einem großen Wunsch in den Zoo gekommen: Sie will Einhörner sehen. Dass es die nicht gibt, hat sie traurig gemacht, aber nur bis sie die Giraffen entdeckte. Die haben zwar keinen regenbogenfarbigen Schwanz und vor allem kein Horn auf der Stirn, dafür aber zwei Hörnchen zwischen den Ohren sitzen.

Arnes Eltern widmeten dem ersehnten Zoorundgang einen Urlaubstag. Den Dreijährigen faszinieren vor allem die Elefanten. Die sollen bald eine neue Bleibe bekommen. Die Fläche neben dem Menschenaffenhaus wurde bereits abgesteckt. Noch für dieses Jahr ist der erste Spatenstich geplant.

Lockdown bedeutet nicht, dass es all die vielen Wochen bis auf Fernsehabende im Zoo nichts zu tun gegeben hätte. "Wir haben die Zeit genutzt, um beispielsweise das Aquarium frisch zu malern und auch den Streichelzoo zu verschönern", so Karl-Heinz Ukena. Neue Zäune wurden gesetzt, ein Heuschauer für die Ponys gebaut und Stallboxen für die Antilopen.

Zwar sind die Tierpfleger des Dresdner Zoos in erster Linie dafür da, die Tiere gut zu versorgen. Doch gleichzeitig erleben Zoobesucher sie auch als kompetente und aufgeschlossene Ansprechpartner, von denen sie hier und da einen besonderen Blick auf das Zooleben erhaschen können. Der ergibt sich eben nur im persönlichen Gespräch.

Traumberuf: Tierpflegerin Evelin Schröder findet es klasse, dass wieder Besucher in den Zoo kommen können. Steinbock Eddi hält sich lieber etwas im Hintergrund.
Traumberuf: Tierpflegerin Evelin Schröder findet es klasse, dass wieder Besucher in den Zoo kommen können. Steinbock Eddi hält sich lieber etwas im Hintergrund. © Marion Doering

Das weiß auch Tierpflegerin Evelin Schröder. Sie kümmert sich um Giraffen, Zebras und Esel. Montagmorgen begrüßte sie die ersten Zoobesucher von Steinbock Eddis Gehege aus. Auch sie freut sich über die Wiedereröffnung. Allerdings weiß sie, dass nicht alle Tiere gern Zoogäste beobachten. Etliche fühlen sich von zu viel Tumult verunsichert und haben die monatelange Ruhe vor ihren Gehege-Grenzen genossen.

So lange die Sieben-Tage-Inzidenz in Dresden unter der 100-Marke bleibt, darf der Zoo geöffnet bleiben. Doch die Kennziffer, die die Menge der neu Infizierten auf 100.000 Einwohner über einen Zeitraum von sieben Tagen infolge beschreibt, bewegt sich aktuell auf 90 zu.

Noch ist der Zoobesuch unter Einhaltung der Hygieneregeln möglich. Abstand halten ist selbstverständlich, und wer über 1,50 Meter groß ist, muss eine Maske tragen, sagt Zoodirektor Ukena: "Von den Zoobesuchern wünsche ich mir, dass sie aufeinander Acht geben und dass sie Freude bei uns haben."

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