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Carolabrücke in der Elbe: So beeinflussen die Trümmer den Pegel in Dresden

Lange war unklar, ob die herabgestürzte Carolabrücke das Hochwasser in Dresden verschlimmert. Nun gibt es neue Messergebnisse.

Von Sandro Pohl-Rahrisch
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Mit Drohnen wird der Wasserspiegel der Elbe in Dresden untersucht. Hauptaugenmerk ist der eingestürzte Zug C der Carolabrücke.
Mit Drohnen wird der Wasserspiegel der Elbe in Dresden untersucht. Hauptaugenmerk ist der eingestürzte Zug C der Carolabrücke. © Christian Juppe

Dresden. An der Carolabrücke war kurz nach dem Teileinsturz ein striktes Drohnenflugverbot verhängt worden. Jens Focke und Horst Ullrich geben an diesem Mittwochvormittag dennoch den Startbefehl. Die Rotoren drehen sich, die Drohne steigt vom nicht überfluteten Teil des Terrassenufers auf und nimmt Kurs auf die Brückenreste in der Elbe.

Bestückt ist der Flugroboter nicht etwa mit Kameras, die weitere sensationelle Fotos von den Trümmern schießen sollen. Mithilfe von Sensoren erkunden Focke und Ullrich vielmehr das Elbe-Hochwasser und die Auswirkungen der herabgestürzten Brückenteile darauf. Und die Messergebnisse unterscheiden sich deutlich von den Berechnungen, die in der vergangenen Woche angestellt wurden.

Treibgut bleibt eine Gefahr für den Elbepegel

Horst Ullrich, Hochwasserexperte im Umweltamt, bezeichnet den Absturz des Brückenzuges C als Störfall, denn Teile der Carolabrücke liegen nun in der Elbe und das Wasser staut sich an den Brückenresten. Erste Berechnungen legten nahe, dass der eingestürzte Teil den Pegel bis zu 50 Zentimeter erhöhen könnte, insbesondere in unmittelbarer Nähe der Brücke. Die Messungen ergeben jedoch etwas anderes.

Der Anstieg des Wasserspiegels fällt nicht so hoch aus wie anfangs befürchtet. Die Messungen deuten auf weniger als 20 Zentimeter im Bereich der Brücke hin. Am Blauen Wunder - auch dort entfalten die Brückenreste eine Stauwirkung - sind es etwa fünf Zentimeter zusätzlich, erklärt Horst Ullrich.

Jens Focke (rechts), Abteilungsleiter des Bereichs Geodatenerfassung der Stadt Dresden, und Hochwasserexperte Horst Ullrich vom Umweltamt untersuchen den Wasserspiegel der Elbe.
Jens Focke (rechts), Abteilungsleiter des Bereichs Geodatenerfassung der Stadt Dresden, und Hochwasserexperte Horst Ullrich vom Umweltamt untersuchen den Wasserspiegel der Elbe. © Christian Juppe

Seit einer Woche werde der Wasserspiegel elbauf- und elbabwärts untersucht. Die Drohnen messen per Laser die Wasserspiegelhöhe und die Ausdehnung der Elbe an Tausenden Punkten gleichzeitig. Heraus kommt ein Oberflächenmodell, das im Umweltamt mit den Hochwasserkarten abgeglichen wird.

Die gesammelten Daten liefern wichtige Hinweise zur Ausdehnung des aktuellen Hochwassers.
Die gesammelten Daten liefern wichtige Hinweise zur Ausdehnung des aktuellen Hochwassers. © Christian Juppe

Ullrich betont, dass es sich um eine Momentaufnahme handle. Denn Treibgut, das an den Brückenresten hängen bleibt und somit ein zusätzliches Hindernis wäre, könnte die Situation schnell auch wieder verändern, also zu höheren Wasserständen führen. Aktuell sei die Lage aber beherrschbar. "Der Pegel tut uns den Gefallen, dass er nicht zu rasant steigt."

"Wir erwarten langgestreckten Hochwasserscheitel"

Stromabwärts in Richtung Augustusbrücke hätten die Messungen dagegen kaum Änderungen gegenüber den erwarteten Pegelständen gezeigt.

Den Höhepunkt des Elbehochwassers erwarten die Experten des Umweltamtes und des Landeshochwasserzentrums für Donnerstag. Dann soll der Pegel bei etwa 6,20 Meter liegen. "Wir erwarten einen sehr langgestreckten Hochwasserscheitel", erklärt Ullrich. Sprich: Der Wasserstand wird nur sehr langsam wieder sinken.

Nun stellt sich die Frage, wann an den Brückenresten wieder gearbeitet werden kann. Der Hochwasserexperte geht davon aus, dass sich die Elbe dafür deutlich in Richtung vier Meter bewegen müsste. Wann das passieren wird, ist noch unklar. Der Vorhersagehorizont des Hochwasserzentrums reichte am Mittwochnachmittag bis zum Samstagvormittag. Zu diesem Zeitpunkt soll der Pegel bei 5,40 Meter liegen.