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Brandmauer-Demo in Dresden: Tausende Teilnehmer setzen Zeichen für Demokratie

11.000 Menschen haben sich laut Veranstalter zur Brandmauer-Demo am Theaterplatz in Dresden zusammengefunden. Sie wollten ein Zeichen der gesellschaftlichen Vielfalt vor der Landtagswahl in Sachsen setzen. Der Newsblog zum Nachlesen.

Von Sandro Pohl-Rahrisch & Alexander Schneider & Juliane Just
 7 Min.
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Die Brandmauer-Demo konnte laut den Organisatoren 11.000 Personen mobilisieren, um ein Zeichen gegen Rechtsextremismus zu setzen.
Die Brandmauer-Demo konnte laut den Organisatoren 11.000 Personen mobilisieren, um ein Zeichen gegen Rechtsextremismus zu setzen. © dpa/Sebastian Kahnert

Dresden. Eine Woche vor den Landtagswahlen in Sachsen rief das Dresdner Bündnis "Wir sind die Brandmauer" dazu auf, demokratische Parteien zu wählen. Am 25. August veranstalteten die Organisatoren gemeinsam mit dem Bündnis "Herz statt Hetze" erneut eine Brandmauer-Demo.

17.49 Uhr: Ende der Berichterstattung

Noch spielen Künstler auf der Bühne spielen, gegen 18 Uhr soll am Theaterplatz aber Schluss sein. Wir beenden damit unseren Newsblog. Vielen Dank für's Mitlesen!

17.20 Uhr: "Man sieht, dass man mit seiner Meinung nicht alleine ist"

Anke und Bruno Pfeiffer aus Friedrichswalde im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzegbirge Sind zum 3. Mal in Dresden bei einer Brandmauer-Demo. Das Schild mit der Aufschrift "Gegen deutschen Kleingeist" haben sie immer dabei, auf der Rückseite steht "Menschenrechte gegen Rechte-Menschen" in genauso bunten Lettern, nur "Rechte" ist einfarbig schwarz. "Es wurde Zeit", sagen sie über diese Demos. "Man sieht, dass man mit seiner Meinung nicht alleine ist." Die NPD hatte in ihrem Ort vor Jahren 13 Prozent, die AfD jetzt 38. "Die Leute sind nicht bereit, Tatsachen als Tatsachen anzuerkennen", sagt er und kritisiert, dass diese Leuten etwa Ausländer für Probleme verantwortlich machten.

Anke und Bruno Pfeiffer sind zum dritten Mal in Dresden bei einer Brandmauer-Demo.
Anke und Bruno Pfeiffer sind zum dritten Mal in Dresden bei einer Brandmauer-Demo. © SZ/Alexander Schneider

Auf der Bühne am Theaterplatz spielen derweil die Musiker von "Searching For Home".

16.51 Uhr: Organisatoren ziehen erstes Fazit zur Brandmauer-Demo

Noch während die Demo läuft, melden sich Organisatoren der Brandmauer in Dresden mit einer Pressemitteilung zu Wort. "Unsere Demo war ein kraftvolles Signal an die Bevölkerung, wählen zu gehen und dabei für demokratische Parteien zu stimmen", heißt es aus Organisationskreisen. Mit Sorge betrachte man aktuell Risse in der Brandmauer: In den Stadträten von Dresden und Bautzen werden menschenfeindliche AfD-Anträge mit Mehrheiten beschlossen, mehrere sächsische Landräte wollen mit der AfD zusammenarbeiten.

"Das ist die Realität in Sachsen", heißt es. "Mit unserer Demo stellen wir uns dem entgegen und fordern alle demokratischen Parteien auf, eine Grenze nach Rechtsaußen und zur AfD zu ziehen: Vor und nach der Landtagswahl."

Die Veranstalter wollen mit diversen Künstlern und lokalen Initiativen gesellschaftliche und kulturelle Vielfalt zum Ausdruck bringen. Diese Vielfalt ist durch das Erstarken rechtsextremer Kräfte in den Parlamenten existenziell bedroht. "Gerade mal eine Woche ist es her, dass mehrere hundert Neonazis in Leipzig gegen einen CSD aufmarschiert sind, vor zwei Wochen waren sie in Bautzen. Diese Bilder sollten uns alle alarmieren und eine Mahnung sein: Jede und Jeder wird gebraucht, um unsere Demokratie mit ihren offenen Werten zu verteidigen."

Das sei einfach: Zwei Kreuze auf dem Wahlzettel für demokratische Parteien am 1. September.

16.46 Uhr: Demozug trudelt am Ziel ein

Die ersten Teilnehmer sind nach dem einstündigen Demozug wieder am Theaterplatz angekommen. Sind alle Teilnehmer wieder zurück, sind weitere Musik- und Redebeiträgen geplant.

16.22 Uhr: Veranstalter schätzen 11.000 Teilnehmer

Die Veranstalter schätzen die Teilnehmerzahl der Brandmauer-Demo auf 11.000, sagten sie einem Sächsische.de-Reporter vor Ort. Inzwischen ist die Spitze des Zuges an der Synagoge angekommen und damit wieder auf der Altstädter Seite.

16.18 Uhr: Demozug füllt zwei Brücken

Während die Spitze des Demozuges bereits fast die Carolabrücke überquert hat, ist das Ende des Zuges noch auf der Augustusbrücke, teilt das Bündnis "Wir sind die Brandmauer" über X, ehemals Twitter, mit.

16.15 Uhr: "Die Jugend ist beängstigt"

Penelope Faselt hat das Pipi-Langstrumpf-Zitat "Es ist gefährlich zu lange zu schweigen" im Februar in einem der Bücher gefunden und auf ihr Transparent gemalt, mit dem sie damals ein Zeichen setzte. Jetzt ist die 19-Jährige aus Dresden, die Lehramt studieren wird, wieder auf dem Theaterplatz. Und auch sie schweigt natürlich nicht. "Die Jugend ist beängstigt", sagt sie, sie wolle alles in ihrer Macht stehende tun, sich für Demokratie und gegen Rechtsextremismus einzusetzen.

Penelope Faselt, Kay Kadner und sein Sohn Maximilian haben sich unter die Demonstranten in Dresden gemischt.
Penelope Faselt, Kay Kadner und sein Sohn Maximilian haben sich unter die Demonstranten in Dresden gemischt. © Marion Doering

Kay Kadner ist mit der ganzen Familie hier. Der 44-jährige Software-Entwickler demonstriert regelmäßig, um ein Zeichen gegen Rechtsextremismus zu setzen. "Die Entwicklung ist nicht gut", sagt er. Hier auf dem Platz habe er das Gefühl, seine Meinung ausdrücken zu können.

16.07 Uhr: Demozug startet in Richtung Albertbrücke

Jetzt setzen sich Tausende Teilnehmer in Bewegung in Richtung Neustadt.

Die Demogruppe "Fred die linke Socke" hat Regenschirme als Transparente umfunktioniert, um gegen Rechtsextremismus zu demonstrieren.
Die Demogruppe "Fred die linke Socke" hat Regenschirme als Transparente umfunktioniert, um gegen Rechtsextremismus zu demonstrieren. © Marion Doering

16 Uhr: Über 5.000 Teilnehmer bei Brandmauer-Demo

Laut Schätzungen von Sächsische.de-Reportern sind inzwischen etwa 5.000 Personen dem Aufruf zur Brandmauer-Demo gefolgt. Darunter sind auch viele Familien mit Kindern.

15.54 Uhr: Gleich beginnt der Demozug

Geplant ist ein Brandmauer-Demozug durch die Stadt, der etwa eine Stunde dauern wird. Dieser könnte demnächst starten und geht über die Augustusbrücke zum Carolaplatz, über die Carolabrücke zurück auf die Altstadtseite und weiter über den Pirnaischen Platz, Wilsdruffer Straße und Postplatz zum Theaterplatz. Dort soll es dann nach weiteren Musik- und Redebeiträgen gegen 18 Uhr ausklingen.

15.51 Uhr: "Wenn die AfD die Wahl gewinnt, sind viele Menschen gefährdet"

Naomi und Dominik aus Dresden sind sich einig: "Gegen Rechtsextremismus zu demonstrieren, ist das Wichtigste, was gerade zu tun ist." Sollte die AfD die Wahl gewinnen, sind ihrer Meinung nach Kultur, Freiheit, queere Menschen, behinderte Menschen und interessante Menschen gefährdet. "Zu demonstrieren ist nicht die einzige, aber die einfachste Variante, sich politisch zu engagieren. Klar, hier sind nicht die Leute, die wir überzeugen wollen. Aber es ist schön zu sehen, dass es so viele Leute gibt, die die selben Sorgen haben wie wir."

Naomi und Dominik sind sich sicher, dass ohne Demokratie "alles doof" ist.
Naomi und Dominik sind sich sicher, dass ohne Demokratie "alles doof" ist. © Marion Doering

15.32 Uhr: Gegen Rechtsextremismus, für Demokratie

Steffen Wiegand ist mit seiner Familie auf dem Theaterplatz: "Wir demonstrieren heute entschieden gegen Rechtsextremismus. Wir wollen ein Erstarken der AfD verhindern. Ursprünglich kommen wir aus Thüringen. Wenn ich die Wahlprognosen dort sehe, tut es im Herzen weh. Wir wohnen jetzt seit 10 Jahren in Dresden. Wir finden gut, dass heute noch einmal zur Wahl aufgerufen wird, dass demokratische Parteien gewählt werden sollen."

Steffen Wiegand, Angelika Maurer, Julia und Mama Anja Maurer sind gemeinsam zur Brandmauer-Demo in Dresden gekommen.
Steffen Wiegand, Angelika Maurer, Julia und Mama Anja Maurer sind gemeinsam zur Brandmauer-Demo in Dresden gekommen. © Marion Doering

15.07 Uhr: Demo-Teilnehmer versammeln sich

Seit 15 Uhr haben sich laut Sächsische.de-Reportern vor Ort etwa 2.000 Personen auf dem Theaterplatz versammelt. Eine Sprecherin vom Bündnis "Herz statt Hetze" forderte zu Beginn auf: "Geht wählen! Wir müssen die Brandmauer gegen Rechtsextremismus aufrechterhalten."

Was bei der Brandmauer-Demo in Dresden geplant ist

Schon ab 14 Uhr waren vom Alaunplatz in der Neustadt und vom Wasaplatz zwei Zubringer-Demos gestartet. Nach Reden und Musik auf der Bühne ist ab 16 Uhr ein etwa einstündiger Demozug durch die Innenstadt geplant. Über die Augustusbrücke zum Carolaplatz, über die Carolabrücke zurück auf die Altstadtseite und weiter über den Pirnaischen Platz, Wilsdruffer Straße und Postplatz zum Theaterplatz. Dort soll es dann nach weiteren Musik.- und Redebeiträgen gegen 18 Uhr ausklingen. Gegendemonstrationen von Rechtsextremisten sind nicht angekündigt, Verkehrsteilnehmer werden sich aber auf Behinderungen einstellen müssen.

Die Veranstalter wollen "ein starkes Zeichen auf die Straße" der Landeshauptstadt bringen. Die Bühnentechnik sei für 10.000 Menschen ausgelegt und verkrafte auch mehr, sagt einer der Organisatoren. Anders als im Juni habe man beim Programm dieses Mal bewusst auf lokale Initiativen und Künstler gesetzt, "die eine breite gesellschaftliche und kulturelle Vielfalt zum Ausdruck bringen", heißt es auf der Homepage der Brandmauer-Initiative. Auf Beiträge von Parteien habe man explizit verzichtet, dafür sprechen unter anderem Leute von der IG Metall, von Fridays for Future, der jüdischen und muslimischen Gemeinde und dem Ausländerrat Dresden. Außerdem spielen die Bands "Brass Riot", "Coexist", "Searching For Home" und "DJ Christiane".

Schon seit Wochen promoten die Veranstalter ihre Demo in den sozialen Medien wie Instagram, Telegram und Facebook. "Wir haben eine sechsstellige Zahl an Followern", sagt ein Sprecher.

Unter dem Label "Wir sind die Brandmauer" gehen seit Anfang des Jahres deutschlandweit mehrere Millionen Menschen bundesweit auf die Straße. Anlass waren die Correctiv-Veröffentlichungen über rechtsextreme Umtriebe und Abschiebefantasien, die im Mittelpunkt eines geheimen Treffens in einem Potsdamer Hotel standen. Die Teilnehmer der Demos stehen für demokratische Werte ein und fordern demokratische Parteien auf, eine Zusammenarbeit mit rechtsextremen Parteien auf allen politischen Ebenen auszuschließen.

Um die Demonstration familienfreundlich zu gestalten, wird es einen Familienbereich auf dem Theaterplatz sowie einen lärmgeschützten Bereich im Demonstrationszug geben.