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Wie ein junges Dresdner Ensemble alte Musik erfrischt

Beim Heinrich Schütz Musikfest ist das Vokalensemble Aelbgut auch in Dresdner Konzerträumen und Kirchen zu erleben - besonders authentisch und zum Greifen nah.

Von Nadja Laske
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Ein ganz besonderes Aelbgut: Martin  und  Isabel Schicketanz und Stefan Kunath, die Heinrich Schütz (1585 - 1672) der heutigen Zeit und auch dem Dresdner Publikum mit großer Liebe erhalten.
Ein ganz besonderes Aelbgut: Martin und Isabel Schicketanz und Stefan Kunath, die Heinrich Schütz (1585 - 1672) der heutigen Zeit und auch dem Dresdner Publikum mit großer Liebe erhalten. © René Meinig

Niemand muss als Fan geboren sein. Aber jeder kann es werden. Das geht so schnell, wie Liebe und Leidenschaft, Engagement und Enthusiasmus die Nächsten eines besonderen Gesangstrios erreicht. Wer Stefan Kunath, Isabel und Martin Schicketanz begegnet, wird sich ihrer Begeisterung kaum entziehen. Dafür braucht es zunächst noch nicht einmal ihren Gesang. Allein die Sensibilität und Kraft, mit der sie schon in Worten ihre musikalische Welt öffnen, erweckt die Sehnsucht, ihr näherzukommen.

Das erlebt das Dresdner Vokalensemble Aelbgut genau so auf seinen Konzerten, für die es nach Möglichkeit Orte wählt, die sehr viel mehr Intimität erzeugen, als die großen Konzerträume, in denen die Musik, die sie ihren Zuhörern bringen, normalerweise zu erleben ist. Dennoch schätzen sie auch den großen Rahmen.

Kirchenchoräle und Volksliedgut

Doch es muss vor allem das Innige sein, das diesen Sog entwickelt und andere anzieht. Schon während ihres Gesangsstudiums an der Dresdner Musikhochschule haben Isabel, Martin und Stefan entdeckt, wie sehr sie sich gerade für das Werk des Komponisten Heinrich Schütz begeisterten. Noch während der klassischen Ausbildung wurde ihnen klar, dass sie ihren eigenen Kopf, ihre eigene Stimme und Vorstellung vom Leben mit der Musik haben. Auf der Opernbühne sah sich keiner von ihnen.

Während Martin Schicketanz mit Chorälen und Weihnachtsoratorien, Klavierunterricht und "Jugend musiziert" groß wurde, erinnert sich Isabel an eine Kindheit voller Volkslieder: "Die habe ich vor allem von meiner Oma gelernt und mit ihr gesungen", erzählt die 35-Jährige. In Cottbus besuchte sie das Konservatorium, lernte ebenfalls Klavier und ließ bald ihre Freizeit lieber in Gesangsstunden fließen. "Als ich ermahnt wurde, dass ich mehr Klavier üben muss, habe ich gedacht: Na, wenn das so ist, dann singe ich lieber."

Heute weiß sie, dass Gesang nicht minder Fleiß bedarf. Er schafft in Kombination mit höchstem Anspruch an die eigene Leistung die Basis für das, was das Publikum vom 4. bis zum 13. Oktober beim Heinrich Schütz Musikfestival erwarten darf. Stefan Kunath wiederum hatte seine erste Musikausbildung bereits als Knabe des Kreuzchores erhalten und fühlte sich bald sowohl von klassischen als auch zeitgenössischen Werken fasziniert.

Der Grenzgang wiederum ist für alle drei Sänger gleichermaßen spannend. An erster Stelle stehe die Frage: Wie macht uns Musik Spaß und wie können wir ihn auch anderen Menschen bringen? Nicht umsonst habe sich das Trio für das Kammermusikformat entschieden, sagt Isabel.

Konflikte als Herausforderung

Die flachen Hierarchien in einem solch kleinen Klangkörper verlangen von jedem ganz besonders viel Verantwortungsgefühl und interpretatorische Freude. Neu und alt, klassisch und zeitgenössisch, fröhlich und traurig, emotional und durchdacht - all das sind vermeintliche Konflikte, die Aelbgut als reizvolle Herausforderung annehmen und mit ihrer Neugier und ihrem Ehrgeiz das Publikum faszinieren - erst recht, wenn es die Musik so zum Greifen nah erleben darf, wie in Wohnzimmeratmosphäre.

Diese Nahbarkeit wiederum sorgt für eine Authentizität, die für Isabel, Martin, Stefan und auch die Gastmusiker, mit denen sie in wechselnden Formationen arbeiten, wichtiges Ansinnen ist. So erleben die Gäste des Heinrich-Schütz-Musikfestes sie nun bald in sieben Konzerten neben Weißenfels, Gera, Bad Köstritz und Zeitz auch in Dresden.

Am 6. Oktober erklingt in der Dreikönigskirche das Festkonzert "Tiefhoffnungsblau" mit den Musikern von Continuum Berlin. Am 8. Oktober ist Aelbgut in Dresden zu erleben, mit "Musikalischen Schätzen" und in Kooperation mit der Sächsischen Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek. Und am 9. Oktober bringt das Vokalensemble unterstützt von den Musikern "Tiefseits" mit dem Festkonzert "Letzte Worte" die Loschwitzer Kirche zum Klingen.