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Tanz im Festspielhaus Hellerau: Mit Blackouts das Klima retten

60 Palucca-Schüler tanzen im Festspielhaus Hellerau mit der Dresden Frankfurt Dance Company. Der Bund fördert das Projekt, weil es nachhaltig ist.

Von Bernd Klempnow
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Die Dresden Frankfurt Dance Company hat ihr Quartier auch im Festspielhaus Hellerau. Für aktuelle Produktion "Join" kooperiert das Ensemble mit der Palucca-Schule.
Die Dresden Frankfurt Dance Company hat ihr Quartier auch im Festspielhaus Hellerau. Für aktuelle Produktion "Join" kooperiert das Ensemble mit der Palucca-Schule. © kairospress

Licht aus! Licht an! Und jedes Mal sieht die Bühne anders aus, haben die Tänzer neue Formationen gebildet, zeigen andere Bewegungen, Überraschendes. Diese sogenannten Instant Blackouts können faszinieren, weil sie schlaglichtartig Aufmerksamkeit einfordern, zumal ihr Rhythmus unterschiedlich und unvorhersehbar ist.

Paluccca-Studenten trainierten zunächst allein, um erst bei den Schlussproben diese Woche mit Tänzern der Dresden Frankfurt Dance Company zu arbeiten: an sogenannten Live-Choreografie-Momenten mit choreografierten Parts von Ioannis Mandafounis.
Paluccca-Studenten trainierten zunächst allein, um erst bei den Schlussproben diese Woche mit Tänzern der Dresden Frankfurt Dance Company zu arbeiten: an sogenannten Live-Choreografie-Momenten mit choreografierten Parts von Ioannis Mandafounis. © PR

„Join“ nennt sich die neue Produktion der im Festspielhaus Hellerau angesiedelten Dresden Frankfurt Dance Company. Das Besondere an „Join“. Es agieren nicht nur die 17 Company-Tänzer. „Wir setzen die künstlerische Idee eines Tanzprojektes in ,Operngröße’ um, bei dem sehr viele Tänzer agieren“, so der Company-Chef Ioannis Mandafounis. Diese „Masse“ werde durch Kooperationen mit regionalen Kunsthochschulen erzeugt, denn zusätzlich zum Company-Ensemble sind gut 60 Studierende der Palucca-Schule beteiligt. Für Aufführungen von „Join“ in Frankfurt ist die dortige Hochschule für Musik und Darstellende Kunst eingebunden.

Erstmals den tatsächlichen CO2-Fußabdruck ermittelt

Worauf Mandafounis stolz ist: „Mit diesem Konzept vermeiden wir unnötige Mobilität und damit einhergehende Emissionen. Zugleich zeigen wir, dass ökologische Nachhaltigkeit nicht nur Verzicht bedeuten muss. Wir können durchaus große Produktionen im Bereich Tanz umsetzen.“ Deshalb unterstützt die Kulturstiftung des Bundes die Produktionsform im Rahmen des Förderprojektes „Zero“ – damit neue Ästhetiken mit geringstmöglicher Klimawirkung erprobt werden können.

Schon seit 2020 steht das Thema Nachhaltigkeit auf der Agenda von Hellerau. So thematisierte das Festival „Cool Down“ 2022 vor allem künstlerisch den Umgang mit der Klimakrise und neue Praktiken für eine lebenswerte Zukunft. Nun geht es erstmals um den tatsächlichen CO2-Fußabdruck einer Produktion.

Null CO2-Emissionen sind eine Illusion

„Klimaneutralität ist ein großes Wort. Ganz klar ist: Keine Produktion hier am Haus verursacht ,Zero’, also null CO2-Emissionen“, sagt Tobias Blasberg, Referent der Technischen Leitung vom Festspielhaus. Um aber diesem Ziel so nahe wie möglich zu kommen, sollten anfallende Emissionen an erster Stelle vermieden und an zweiter Stelle reduziert werden. Dazu wurde erstmals eine detaillierte CO2-Bilanz erstellt, die zeigte, „welchen Anteil Gewohnheiten haben, die bisher niemals hinterfragt“ worden waren. Klar: Der Transport von Equipment und technischer Ausstattung sowie die Anreise der Company machen sehr viele Emissionen aus. Aber: „Bei den Kostümen arbeiten wir aber mit Second-Hand-Kleidung und dem Recycling abgespielter Kostüme.“ In der Kommunikation habe man vor allem auf digitale Kanäle gesetzt und die Menge der Drucksachen reduziert. Das Company-Hotel ist mit dem „GreenSign Level 4“ zertifiziert. Und: Alle Emissionen, die „Join“ verursacht, werden durch die finanzielle Unterstützung von Klimaschutzprojekten kompensiert.

Soweit die Künstler: „Auch unser Publikum kann an der Verbesserung der CO2-Bilanz mitwirken“, sagt „Zero“-Projektleiterin Pina Schubert. „Für ein Theater gilt das Gleiche wie auch sonst im Alltag: ÖPNV und Fahrrad sind die klimafreundlichsten Anreisemittel.“ Sie hofft, dass es ein Anreiz sei, für den Zeitraum der „Join“-Produktion am Stadtradeln teilzunehmen, das in Dresden noch bis Ende September stattfindet.

„Join“-Aufführungen am 19., 20., 21. und 22. 9. sowie 26., 27., 28. und 29. 9., Festspielhaus Hellerau

https://sz-ticketservice.de/suche?q=join&venue=204078