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Kommentar zu Rammstein-Megashows in Dresden: Raus aus dem Schatten Leipzigs

Ab Mittwoch starten in Dresden vier Rammstein-Konzerte vor bis zu 70.000 Fans. Man muss die Musik der Band nicht mögen, doch man sollte das Ganze unbedingt als Chance für die Region sehen. Ein Kommentar.

Von Andy Dallmann
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© Rammstein/Paul Harris

Viermal hintereinander bespielt Rammstein das Open-Air-Areal in der Dresdner Flutrinne. An diesen vier Abenden strömen jeweils 70.000 Menschen auf das Gelände. Viele von ihnen aber zugleich von außerhalb in die Stadt, in Hotels, Restaurants, Läden, vielleicht sogar in Museen. Man muss die Musik der Band nicht mögen, doch man sollte das Ganze unbedingt als Chance für Dresden sehen.

Schließlich investierte die Stadt einst einiges Geld, um aus der Wiese zwischen Messe und Trümmerberg eine konzerttaugliche Fläche zu machen. Jahrelang passierte wenig bis nichts, weil die wirklich zugkräftigen Stars lieber im günstiger gelegenen Leipzig auftraten.

Nach einzelnen Höhepunkten, für die AC/DC oder Depeche Mode oder im vergangenen Jahr Kraftklub sorgten, geht es nun erstmals rund: Vier Shows von Rammstein, dazu zwei Konzerte von AC/DC und zwei der Böhsen Onkelz – macht zusammen fast 600.000 Besucher. Nach dieser Saison haben die Tour-Veranstalter garantiert die Dresdner Rinne auf dem Schirm.

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Selbst wenn in den nächsten Jahren die großen Stadien nicht durch die Fußball-EM blockiert und somit für Großkonzerte wieder verfügbar sind, ist Dresden ein Stück aus dem Schatten Leipzig herausgerückt. Diese Chance sollte man nutzen und nicht bereits im Ansatz zerreden. Doch schon beklagt eine Kommunalpolitikerin, dass „die Bewegungsfreiheit im gesamten Ostragehege enorm eingeschränkt“ sei und sie daher erwarte, „dass die Stadtverwaltung das in Zukunft nicht mehr in diesem Maße zulässt“.

Dresden sollte jetzt groß denken und entsprechend handeln

Damit macht sie sich schon ein bisschen lächerlich. Als wäre das Ostragehege eine dicht besiedelte Wohngegend, als wäre die Rinne für einen privaten Veranstalter mit halbierter Kapazität noch interessant.

An diesem Punkt muss man sich entscheiden, was man will. Große Kultur-Events, die überregional aufhorchen lassen, die Gäste in die Stadt locken, die der schwächelnden Hotel- und Gastronomiebranche und allen, die da noch dranhängen, fette Umsätze bescheren, die nicht auch zuletzt eine kommunale Investition rechtfertigen. Oder man hebt abwehrend die Hände und lässt sich eine Menge Geld durch die Lappen gehen.

Als Madonna zuletzt in Rio de Janeiro vor einem Millionenpublikum auftrat, wurde ebenfalls gemault. Doch standen den elf Millionen Euro Kosten Einnahmen von 54 Millionen Euro gegenüber. Von weltweiten Schlagzeilen ganz zu schweigen. Manchmal muss man eben groß denken und entsprechend handeln.

E-Mail an Andy Dallmann