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Die Dresdner Carolabrücke im Wandel der Zeit

Die Carolabrücke sollte ab 2025 fertig saniert werden. Daraus wird nun wahrscheinlich nichts. Erst seit 1971 gibt es die Carolabrücke in ihrer heutigen Form. Ein Blick in die Geschichte - mit Bildergalerie.

Von Peter Hilbert
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Die Dr. Rudolf-Friedrichs-Brücke (jetzt Carolabrücke) 1972 in Dresden.
Die Dr. Rudolf-Friedrichs-Brücke (jetzt Carolabrücke) 1972 in Dresden. © Archivfoto: SZ/Werner Mohn

Dresden. Die Sanierung der Carolabrücke war fast geschafft – ab 2025 sollte der Teil der Brücke erneuert werden, der in der Nacht zum Mittwoch fast zur Hälfte eingestürzt ist. In ihrer heutigen Form steht die Carolabrücke erst seit 1971.

Bereits ihre Entstehung und ihre Fertigstellung zum achten SED-Parteitag waren politisch geprägt. Ein Blick zurück in die Geschichte der Elbquerung:

Der Ursprung: Königin-Carola-Brücke 1952 gesprengt

Die moderne Spannbetonbrücke ist errichtet worden, da die nach Königin Carola benannte Sandsteinbogenbrücke am Ende des Zweiten Weltkriegs stark beschädigt war. Die 326 Meter lange Königin-Carola-Brücke wurde als vierte Dresdner Elbebrücke zwischen 1892 und 1895 gebaut. Sie verband den damaligen Amalienplatz in der Altstadt mit dem Neustädter Königin-Carola-Platz.

So sah die alte Carolabrücke aus, die zwischen 1892 und 1895 als vierte Dresdner Elbebrücke gebaut worden war.
So sah die alte Carolabrücke aus, die zwischen 1892 und 1895 als vierte Dresdner Elbebrücke gebaut worden war. © Sammlung Holger Naumann

Am Abend des 7. Mai 1945 sprengte die Waffen-SS insgesamt vier Bögen. Damals rückten bereits russische Truppen aus Richtung Albertplatz zur Carolabrücke vor. Wegen dieser starken Zerstörungen wurde sie nicht wieder aufgebaut. Pfeiler und ein Teil der Stahlkonstruktion standen aber noch.

Ein Blick auf die zerstörte Carolabrücke im März 1948. Im Vordergrund sind die beiden Skulpturen zu sehen, die heute am Rathenauplatz stehen. Wegen der starken Schäden wurde die Brücke nicht wieder aufgebaut.
Ein Blick auf die zerstörte Carolabrücke im März 1948. Im Vordergrund sind die beiden Skulpturen zu sehen, die heute am Rathenauplatz stehen. Wegen der starken Schäden wurde die Brücke nicht wieder aufgebaut. © Hermann Wittig, Archiv Straßen und Tiefbauamt Dresden

Anfang 1952 demontierten Bauarbeiter Teile der Brücke. Am 7. März 1952 wurden die Bogenträger gesprengt und die Stahlteile letztlich aus der Elbe geholt.

Die verbliebenen alten Bogenträger der alten Carolabrücke werden am 7. März 1952 gesprengt. Die Stahlteile fielen in die Elbe und mussten mithilfe eines Krans geborgen werden.
Die verbliebenen alten Bogenträger der alten Carolabrücke werden am 7. März 1952 gesprengt. Die Stahlteile fielen in die Elbe und mussten mithilfe eines Krans geborgen werden. © Archiv Straßen- und Tiefbauamt

Der Neubau: Spannbetonbrücke zum VIII. SED-Parteitag übergeben

Die Stadt plante danach, zwischen den beiden benachbarten Sandsteinbogenbrücken, eine Spannbetonbrücke zu errichten. 1967 hatten die ersten Erschließungsarbeiten an dem Bauwerk begonnen. Es entstand in dem Bereich, wo die 1945 zerstörte und bis 1952 abgebrochene Königin-Carola-Brücke stand.

Ein Blick ins Innere der heutigen Carolabrücke beim Neubau im April 1968. Hier bauen Eisenflechter die Stahlbewehrung im sogenannten Hohlkasten der Brücke ein.
Ein Blick ins Innere der heutigen Carolabrücke beim Neubau im April 1968. Hier bauen Eisenflechter die Stahlbewehrung im sogenannten Hohlkasten der Brücke ein. © Achiv Straßen- und Tiefbauamt Dresden

Während des Baus waren zahlreiche Schwierigkeiten zu bewältigen gewesen, wie der damalige Oberbauleiter Witlof Riedrich der SZ erklärt hatte. So war 1970 beim Bau der Fußwegplatte ein Mobilkran zwölf Meter in die Tiefe gestürzt. Bei einem Frühjahrshochwasser stand noch ein Lehrgerüst. Das Treibgut auf der Elbe hätte es umreißen können.

Aufnahme vom 06.06.1968
Aufnahme vom 06.06.1968 © SZ/Hans-Dieter Opitz
Das Hochwasser der Elbe beeinträchtigt trotz großer Schwierigkeiten das Bauvorhaben an der Dr.-Rudolf-Friedrichs-Brücke nicht. Im 3 Schichtbetrieb wurden 10 Tage Planvorsprung erreicht. April 1970.
Das Hochwasser der Elbe beeinträchtigt trotz großer Schwierigkeiten das Bauvorhaben an der Dr.-Rudolf-Friedrichs-Brücke nicht. Im 3 Schichtbetrieb wurden 10 Tage Planvorsprung erreicht. April 1970. © SLUB/Deutsche Fotothek/Höhne-Pohl
Die Dr.-Rudolf-Friedrichs-Brücke kurz vor ihrer Vollendung. Moderne Leuchten wurden bereits montiert.
Die Dr.-Rudolf-Friedrichs-Brücke kurz vor ihrer Vollendung. Moderne Leuchten wurden bereits montiert. © SLUB/Deutsche Fotothek/Höhne-Pohl
Eine Hängebrücke verband nach den ersten Bauetappen beide Brückenteile, um den Arbeitsablauf reibungsloser zu gestalten, und die Gerüstbauer hatten nicht wenig zu tun, bis sich die Lücke endgültig geschlossen hatte."
Eine Hängebrücke verband nach den ersten Bauetappen beide Brückenteile, um den Arbeitsablauf reibungsloser zu gestalten, und die Gerüstbauer hatten nicht wenig zu tun, bis sich die Lücke endgültig geschlossen hatte." © LUB/Deutsche Fotothek/Höhne-Pohl

Letztlich gelang es, dass in Pirna stationierte Pioniere der Nationalen Volksarmee eingesetzt werden konnten, die mit einem Schwimmwagen bereits an den Blasewitzer Bootshäusern Holz aus der Elbe fischten. "Da waren 27 Lkw-Ladungen Holz zusammengekommen", berichtete der frühere Oberbauleiter.

Spannglieder und Stahlbewehrung der Brücke sind im Juli 1970 verlegt. Hier wird noch einmal bei einer Abnahme ein prüfender Blick darauf geworfen.
Spannglieder und Stahlbewehrung der Brücke sind im Juli 1970 verlegt. Hier wird noch einmal bei einer Abnahme ein prüfender Blick darauf geworfen. © Archiv Straßen- und Tiefbauamt Dresden

Ab 1969 wurde zum Dreischicht-Betrieb übergegangen. Der Zeitdruck im Winter 1970/71 war so groß, dass beheizte Schutzzelte aufgestellt wurden. Nur so konnten die Dichtungen hergestellt und Gleise auf dem elbaufwärts liegenden Brückenzug verlegt werden.

So konnte die Brücke am 10. Juni 1971, pünktlich vor dem VIII. SED-Parteitag, übergeben werden. Sie wurde nach dem ersten Dresdner Oberbürgermeister und ersten sächsischen Ministerpräsidenten nach dem Zweiten Weltkrieg Dr. Rudolf Friedrichs benannt.

Die Sanierung: Carbonbeton wird im Fußweg getestet

Nach Jahrzehnten hat es an der Carolabrücke erhebliche Schäden gegeben. Deshalb hatte im November 2019 die Sanierung des elbaufwärts liegenden Brückenzugs begonnen, die im Juni 2021 abgeschlossen wurde. Der neue Geh- und Radweg dieses Brückenzugs bietet für Passanten wesentlich bessere Bedingungen, da er von 3,6 auf 4,25 Meter verbreitert wurde. Möglich war das, da erstmals beim Großbrückenbau leichterer Carbon- beziehungsweise Basaltbeton eingesetzt wurde. Damit hatte die Stadt gemeinsam mit dem Institut für Massivbau der TU Dresden neue Wege beschritten.

Die 2. Runde: Denkmalschutz für Brücke hat Konsequenz

Von Oktober 2022 bis November 2023 folgte der mittlere Brückenzug. Im Gegensatz zum ersten, elbaufwärts liegenden sanierten Zug gibt es eine Besonderheit an den Außenseiten der Stahlbetonkappen beiderseits der Fahrbahn.

Im November 2023 wurde der letzte Asphalt auf dem mittleren Zug der Carolabrücke aufgebracht. Brücken-Abteilungsleiter Holger Kalbe (l.) vom Straßenbauamt und Projektleiter Daniel Windisch von Hentschke Bau freuen sich, dass es so zügig vorangegangen ist.
Im November 2023 wurde der letzte Asphalt auf dem mittleren Zug der Carolabrücke aufgebracht. Brücken-Abteilungsleiter Holger Kalbe (l.) vom Straßenbauamt und Projektleiter Daniel Windisch von Hentschke Bau freuen sich, dass es so zügig vorangegangen ist. © Christian Juppe

Nachdem die Arbeiten am ersten Zug 2021 abgeschlossen waren, wurde die Brücke unter Denkmalschutz gestellt. Deshalb ist die von unten gut sichtbare Betonfläche wie bei der alten Brücke wieder geriffelt.

Wird der dritte Brückenzug überhaupt saniert?

Nach dem Verkehrsversuch soll der elbabwärts liegende Brückenzug mit der Straßenbahnstrecke von Januar 2025 bis zum ersten Quartal 2026 saniert werden, teilt das Straßenbauamt mit. Dabei werden Abdichtungen, Stahlbetonkappen, Geländer, Beleuchtung und auch die Gleistrassen erneuert.

Nicht nur auf der Brücke, sondern auch in dem Hohlkasten unter der Fahrbahnplatte werden Bauleute aktiv sein. Er ist zum Großteil gut begehbar. Schließlich ist der Überbau des 400 Meter langen Spannbetonbauwerks zwischen 1,6 und 5,2 Meter hoch. Dort gibt es viele schadhafte Stellen im Beton mit Hohlräumen oder Rissen. Sie werden mit dem Presslufthammer abgebrochen. Anschließend werden Betonsanierer diese Stellen wie bereits bei den beiden anderen Brückenzügen mit Spezialmörtel erneuern. Nun ist fraglich, ob der dritte Brückenzug überhaupt noch erneuert werden kann. (mit rah)

Teile der Carolabrücke über der Elbe sind am 11. September 2024 eingestürzt.
Teile der Carolabrücke über der Elbe sind am 11. September 2024 eingestürzt. © dpa