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Dresdner Carolabrücke: Himmelfahrtskommando zum Start

Zu DDR-Zeiten wird der zerstörte Vorgänger der Carolabrücke durch eine besondere Spannbetonbrücke ersetzt. Welche Aufgaben dabei bewältigt werden mussten.

Von Peter Hilbert
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Die Carolabrücke in Dresden wächst.
Die Carolabrücke in Dresden wächst. © Archiv Straßen- und Tiefbauamt Dresden

Dresden. 1967 hatten die ersten Erschließungsarbeiten an dem neuen Bauwerk begonnen. Es entstand in dem Bereich, wo die 1945 zerstörte und bis 1952 abgebrochene Königin-Carola-Brücke stand. Benannt wurde der Neubau nach Dr. Rudolf Friedrichs, dem ersten Dresdner Oberbürgermeister und ersten sächsischen Ministerpräsidenten nach dem Zweiten Weltkrieg.

„Im April 1968 war ich als Oberbauleiter dazu gestoßen“, sagt Witlof Riedrich. Der heute 88-jährige Dresdner hatte der SZ bereits für einen Bericht im September 2020 erklärt, wie der Bau abgelaufen war. Zwar waren nach dem Krieg die alten Brückenpfeiler abgebrochen worden. Doch die Fundamente standen noch. Sie mussten beseitigt werden, damit keine Schiffsanker daran hängen bleiben. „Da wurden Unterwassersprengungen gemacht, die Taucher vorbereitet hatten. „Das war ein Himmelfahrtskommando“, berichtet Riedrich. Die aus Rostock angerückten Taucher mussten unter Wasser mit Schweißbrennern die Bewehrungseisen und die stählernen Spundwände beseitigen. Ein äußerst harter und gefährlicher Job.

Der alte Pfeilerfuß in der Elbe auf der Neustädter Seite steht noch heute. Mit Presslufthämmern wurde das Innere damals so ausgehöhlt, dass das Stahlbetonfundament für den neuen Pfeiler reingesetzt werden konnte. Schließlich muss er größere Lasten tragen. Neue Pfeiler wurden gebaut und die Bauwerke an den Brückenenden, die sogenannten Widerlager, die die Kräfte aufnehmen. Für den jungen Bauingenieur war das ein straffes Programm.

Die Hängebrücke: Lösung für Betonleitung über die Elbe

Zuerst wurden die Brückenteile auf der Alt- und der Neustädter Seite gebaut. Dort konnte anfangs der Beton noch mit Kübeln eingebaut werden. Doch dann war das nicht mehr möglich. Also wurde eine 400 Meter lange Leitung über die Elbe gebaut, durch die der Beton bis zur Neustädter Seite gepumpt werden konnte. Die lag auf einer Hängebrücke über der Elbe, die auch als Fußweg von den Bauleuten genutzt wurde. „Wenn man darüber ging, schwankte sie so wie eine Hängebrücke im Dschungel“, erinnert sich der Baufachmann.

Eine Überraschung gab es gleich zum Bauauftakt am 18. Mai 1967. Eine Überraschung gab es gleich zum Bauauftakt am 18. Mai 1967. Am Pfeiler mussrte eine 250-Kilo-Fliegerbombe entschärft werden.
Eine Überraschung gab es gleich zum Bauauftakt am 18. Mai 1967. Eine Überraschung gab es gleich zum Bauauftakt am 18. Mai 1967. Am Pfeiler mussrte eine 250-Kilo-Fliegerbombe entschärft werden. © Archiv Straßen- und Tiefbauamt Dresden
Der Bau der Carolabrücke hat im Juni 1967 begonnen. Hier ein Blick vom Altstädter zum Neustädter Ufer.
Der Bau der Carolabrücke hat im Juni 1967 begonnen. Hier ein Blick vom Altstädter zum Neustädter Ufer. © Archiv Straßen- und Tiefbauamt Dresden
Das Lehrgerüst am Altstädter Ufer steht im März 1968. Auf ihm wird der Überbau errichtet.
Das Lehrgerüst am Altstädter Ufer steht im März 1968. Auf ihm wird der Überbau errichtet. © Archiv Straßen- und Tiefbauamt
April 1968: Ein Blick ins Innere der heutigen Carolabrücke. Hier bauen Eisenflechter die Stahlbewehrung im sogenannten Hohlkasten der Brücke ein.
April 1968: Ein Blick ins Innere der heutigen Carolabrücke. Hier bauen Eisenflechter die Stahlbewehrung im sogenannten Hohlkasten der Brücke ein. © Archiv Straßen- und Tiefbauamt Dresden
Juni 1970: Die Elbquerung wächst. In der Mitte ist noch die „Hängebrücke“ zu sehen, die den Bauleuten als Zugang diente.
Juni 1970: Die Elbquerung wächst. In der Mitte ist noch die „Hängebrücke“ zu sehen, die den Bauleuten als Zugang diente. © Archiv Straßen- und Tiefbauamt Dresden
Juli 1970: Spannglieder und Stahlbewehrung der Brücke sind verlegt. Hier wird noch einmal bei einer Abnahme ein prüfender Blick darauf geworfen.
Juli 1970: Spannglieder und Stahlbewehrung der Brücke sind verlegt. Hier wird noch einmal bei einer Abnahme ein prüfender Blick darauf geworfen. © Archiv Straßen- und Tiefbauamt Dresden
Polier Günther Krell (l.) und Oberbauleiter Witlof Riedrich 1971 vor der neuen Carolabrücke.
Polier Günther Krell (l.) und Oberbauleiter Witlof Riedrich 1971 vor der neuen Carolabrücke. © Klaus Dauberschmidt
Diese Ansichtskarte zeigt einen Blick auf die fertiggestellte Carolabrücke.
Diese Ansichtskarte zeigt einen Blick auf die fertiggestellte Carolabrücke. © Sammlung Holger Naumann
Im April 1984 stauen sich Trabis auf der damaligen Dr.-Rudolf-Friedrichs-Brücke. 13 Jahre nach der Übergabe sind Instandsetzungsarbeiten nötig. Ein Dehnkörper über dem Brückenwiderlager muss erneuert werden. Deshalb wird es enger auf der Elbebrücke.
Im April 1984 stauen sich Trabis auf der damaligen Dr.-Rudolf-Friedrichs-Brücke. 13 Jahre nach der Übergabe sind Instandsetzungsarbeiten nötig. Ein Dehnkörper über dem Brückenwiderlager muss erneuert werden. Deshalb wird es enger auf der Elbebrücke. © Archiv Straßen- und Tiefbauamt Dresden

Der Zeitdruck: Im Winter unter Schutzzelten weiter gebaut

„In der Endphase im Winter 1970/71 hatten wir einen enormen Zeitdruck.“ Doch der Winter war sehr hart. Also wurden beheizte Schutzzelte aufgebaut. Nur so konnten die Dichtungen hergestellt und Gleise auf dem elbaufwärts liegenden Brückenzug verlegt werden. Denn dafür mussten Auflagen, sogenannte Höcker, passgenau hergestellt werden, auf denen die Formschienen glatt aufliegen. So konnte die Brücke am 10. Juni 1971 übergeben werden.