Dresden. Als die Glocke läutet, lassen sich viele Gäste nicht zweimal bitten - jetzt gibt es Baumstriezel! Das Gebäck aus Hefeteig, das innen hohl ist, hat längst Fans in Dresden. In einem kleinen Industriekran am Neustädter Hafen wird ab sofort Teig gerollt, gebacken und noch ofenwarm serviert - klassisch mit Zimt, aber auch modern mit Kokos oder Eis. Die Dresdner Baumstriezel-Manufaktur ist ein Neuling in der Hafencity.
Dass der kleine Industriekran jetzt wieder in sattem Blau strahlen darf, war die Idee von "Die Hafenmeister", die ebenfalls dort ansässig sind. Die zwei Inhaber Kai Roscher und Tino Fleischer haben in den vergangenen Jahren auf dem Areal am Neustädter Hafen Gastronomie, Bootssteg und Eventbereich aufgebaut. Doch die meiste Aufmerksamkeit fordert der kleine Kran: Für einen symbolischen Euro haben sie das Industriedenkmal vor drei Jahren gekauft, um ihm wieder Leben einzuhauchen.
"Das ist eigentlich wahnsinnig, was wir hier vorhaben", sagte Kai Roscher bereits im Sommer 2023. Seither haben sich die beiden Macher mit Bürokratie auf vielen Ebenen beschäftigt und scheiterten an so mancher Stelle. Mit 100.000 Euro hatten die beiden Hafenmeister anfangs gerechnet, am Ende wurde es mehr als das Doppelte. Eine Spendenaktion für den Industriekran brachte großes Interesse und insgesamt 25.000 Euro.
Baumstriezel nach Familienrezept aus Ungarn
Dass dort nun die Baumstriezel-Manufaktur einzieht, ist einem Zufall zu verdanken - man lernte sich kennen, freundete sich an. "Über zwei Jahre haben wir an dieser Idee gearbeitet", sagt Julia Pilz-Willwohl, die inmitten von Mehlstaub gerade einen Teigstrang nach dem anderen aufrollt. Das Rezept für die Baumkuchen sei von ihrer Oma aus Ungarn.
Am Industriekran gibt es ofenwarme Striezel mit Vanillezucker, aber auch Mohn, Kokos oder Kakao-Topping für 4,50 Euro. Das Angebot wird saisonal wechseln, auch herzhafte Varianten sind angedacht. Hinzu kommen kalte Baumstriezel mit Eis. Außerdem gibt es Softeis und Kaffeespezialitäten.
Der kleine Kran, aus dem es jetzt Leckeres gibt, ist das letzte erhaltende Relikt des ehemaligen Hafens, der in den 1940-ern hier als Verladekran im Einsatz war. Einst wurden hier tonnenschwere Güter umgeschlagen, wobei der mit Dampf betriebene Kran half.
"Wir sind eine kleine Oase geworden"
Nach einem Bericht zum Kran auf Sächsische.de meldete sich der Dresdner Rudolf Dreßler. Er konnte Wissenslücken schließen, da er als 14-Jähriger nach den Bombenangriffen 1945 am Hafen arbeitete. Schon allein deswegen wurde die Sanierung für die beiden Hafenmeister zum Herzensprojekt. "Die Historie soll für die Dresdner greifbar bleiben und gleichzeitig für die junge Generation ein neuer Ausflugsspot werden."
Mit dem Baumstriezel-Kran wird die Hafencity wieder ein Stück mehr belebt. "Wir sind jetzt eine kleine Oase geworden. Der Kran ist das i-Tüpfelchen", sagt Kai Roscher. Die Hafenmeister bieten viele Sitzmöglichkeiten und viel Grün im Gegensatz zur recht betonierten Hafencity. Erst vor kurzem öffnete direkt an der Promenade das Nr. 15 mit Snacks und Drinks, der Citybeach nebenan gehört zum Urgestein an dieser Stelle, genauso die Schiffsherberge Pöppelmann.
Die Dresdner Baumstriezel Manufaktur befindet sich im Industriekran an der Hafencity Höhe Leipziger Straße 25. Geöffnet ist vorerst Samstag und Sonntag von 12 bis 18 Uhr.