Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
SZ + Dresden

Bratwurst oder Bergkäse? Im "Nu" in Dresden gibt's besondere Pelmeni-Kreationen

Im Lädchen "Nu" in Dresden werden im großen Stil Pelmeni hergestellt und in einem Hinterhof serviert. Die kleine Manufaktur ist ein Ableger des beliebten Restaurants Raskolnikoff im Herzen der Neustadt. Ein Besuch bei den "Pelmonauten".

Von Juliane Just
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Die "Pelmonauten" aus dem "Nu" in Dresden-Neustadt: Pelmeni-Experte Robert Leuschner (rechts) und Chefkoch Julian Schneider.
Die "Pelmonauten" aus dem "Nu" in Dresden-Neustadt: Pelmeni-Experte Robert Leuschner (rechts) und Chefkoch Julian Schneider. © Matthias Rietschel

Es wirkt fast wie eine Ideenwerkstatt. Wenn Robert Leuschner um die hölzerne Arbeitsplatte umherfegt, ist da überall Teig. Mal als unfertiger Klumpen, mal schon glattgerollt, mal mit Kuhlen für das leckere Innenleben. Und drüben auf der Walze, da liegt die neueste Idee des "Pelmonauten", wie der 35-Jährige irgendwann getauft wurde: eine gestreifte Variante in weiß-rot. Im Bistro mit der schlichten sächsischen Bejahung "Nu" scheint kein Gedankengang zu abwegig.

Seit 14 Jahren stellt Robert Leuschner Pelmeni her, geschätzt etwa drei Millionen in all den Jahren. Doch dass er sich in der kleinen Manufaktur im Hinterhof der Königsbrücker Straße 51 so ausbreiten kann, ist besonders für ihn. Denn jahrelang hat er die gefüllten Teigtaschen im Dresdner Urlokal Raskolnikoff gemacht - in einem kleinen Raum im Keller, dem sogenannten "Pelmeni-Bunker". Irgendwann sollte der Raum wachsen und damit auch die Pelmeni-Produktion, waren sich alle einig.

Ideengeber konnte seinen Traum nur einen Monat wachsen sehen

Diesen Traum konnte Raskolnikoff-Chef Ralf Hiener im April 2024 erfüllen - mit einer kleinen Manufaktur nur knapp einen Kilometer vom Mutterschiff entfernt. Hier sollten die Pelmonauten sich nun verwirklichen. Die Corona-Pandemie verzögerte den Start erheblich. Wachsen sehen konnte Hiener die Pelmeni-Stube einen Monat lang, im Mai verstarb der erfahrene Gastronom überraschend.

Nun hält seine langjährige Partnerin und Weggefährtin Petra Burckhardt hier die Zügel in den Händen und will den Traum am Leben halten. "Das Raskolnikoff ist sozusagen das alte Schlachtschiff, das Nu ist der Instagram-Hit dazu", sagt Petra Burckhardt. "Pelmeni sind eben einfach Comfort Food."

Großer Geschmack in kleiner Form

Pelmonaut Robert Leuschner widmet sich weiter den rot-weiß gestreiften Pelmeni - und das Ergebnis sieht recht vielversprechend aus. Solche Experimente startet der 35-Jährige, der in Sandalen und mehlverstaubter Schürze hinter der Arbeitsfläche steht, regelmäßig. Es soll ja schließlich nicht langweilig werden. Unzählige Sorten hat er schon ausprobiert. "Man muss alles in diese kleine Form bringen, das ist manchmal gar nicht so einfach", sagt er.

Worte wie Teigtülle, Muldenformer und Bodenteigplatten sind für ihn absoluter Alltag. Die Form, um exakt 138 gleich geformte Pelmeni herzustellen, hat er selbst konstruiert und im 3D-Druck herstellen lassen. Und wie er da den Teig mit einem riesigen Nudelholz bearbeitet, scheint er genau in seinem Element.

Im "Nu" gibt's unter anderem gestreifte Pelmeni mit Wild-Füllung, serviert mit Pilzragout und Cranberrys.
Im "Nu" gibt's unter anderem gestreifte Pelmeni mit Wild-Füllung, serviert mit Pilzragout und Cranberrys. © Matthias Rietschel
"Pelmonaut" Robert Leuschner arbeitet im "Nu" in einer einer Art Showküche. Die Gäste können ihm also bei der Arbeit zusehen.
"Pelmonaut" Robert Leuschner arbeitet im "Nu" in einer einer Art Showküche. Die Gäste können ihm also bei der Arbeit zusehen. © Matthias Rietschel
Im "Nu" gibt's nicht einfach nur Pelmeni, sondern außergewöhnliche Kreationen. Diese Bergkäse-Pelmeni werden mit Butterbrösel-Panko, Spitzkohl und Himbeerglace serviert.
Im "Nu" gibt's nicht einfach nur Pelmeni, sondern außergewöhnliche Kreationen. Diese Bergkäse-Pelmeni werden mit Butterbrösel-Panko, Spitzkohl und Himbeerglace serviert. © Matthias Rietschel
Eine eigene Kreation im "Nu" sind die Cambozini. Das sind frittierte Pelmeni, die mit frischem Salat serviert werden.
Eine eigene Kreation im "Nu" sind die Cambozini. Das sind frittierte Pelmeni, die mit frischem Salat serviert werden. © Matthias Rietschel
Chefkoch Julian Schneider ist für die Kreation der Pelmeni-Gericht zuständig und kombiniert passende Geschmacknuancen.
Chefkoch Julian Schneider ist für die Kreation der Pelmeni-Gericht zuständig und kombiniert passende Geschmacknuancen. © Matthias Rietschel
Dass die Pelmeni exakt gleich aussehen, ist einer Form zu verdanken, die Pelmonaut Robert Leuschner selbst konsturiert hat.
Dass die Pelmeni exakt gleich aussehen, ist einer Form zu verdanken, die Pelmonaut Robert Leuschner selbst konsturiert hat. © Matthias Rietschel

Während die Pelmeni im gläsernen Hinterraum entstehen, werden sie in der offenen Küche daneben erst richtig zum Leben erweckt. Hier steht der zweite Pelmonaut Julian Schneider aus Chile, eigentlich gelernter Wirtschaftsingenieur, und schwenkt die perfekt geformten Teiglinge in Bärlauchbutter, verfeinert sie mit Semmelbröseln und Cranberrys. Und fertig ist einer der Teller, die beim Essen auf eine gewisse Art glücklich machen, so wie unzählige Teigtaschen auf der Welt.

Pelmeni in unterschiedlichen Varianten

Denn wer würde bei Cambozini, also frittierten Pelmeni, nicht schwach werden? Oder bei Bergkäse-Füllung und Butterbrösel-Panko? Wilde Mischungen wie Kartoffel-Bratwurst, Sauerkraut und Senfsauce stehen auch auf der Tafel, die regelmäßig mit neuen Ideen aufwartet. "Wir haben da keine Berührungsängste", sagt Robert Leuschner. Asiatische Gyoza, ebenfalls kleine Glücklichmacher im Teigmantel, gesellen sich dazu und auch eine vegane Variante mit Linsen, Spinat und getrockneten Aprikosen, an der die Pelmonauten lange getüftelt haben. Jede Portion gibt es in klein für 8,90 Euro und groß für 11,90 Euro.

Und wenn man die im Innenhof genießt, fühlt es sich gar nicht an, als würde man an der lärmenden Verkehrsader in der Neustadt sitzen. Mit viel Grün haben die Macher den Innenhof äußerst lebenswert gestaltet. "Sein und essen" lautet der Zusatz zum kurzen Bistro-Namen, der hier ernst genommen wird.

Für die Winterzeit wird es kuschelig im "Nu", dann stehen nur wenig Sitzplätze bereit. Doch auch dafür gibt es schon eine Idee. Denn neuerdings gibt es die handgemachten Pelmeni aus der kleinen Manufaktur auch für zu Hause. Sie sind tiefgekühlt und können Zuhause dann mit wenigen Handgriffen und vor allem mit wenigen Zutaten (in Butter schwenken, basta) zubereitet werden.

"Nu! Sein und essen" befindet sich im Hinterhof der Königsbrücker Straße 51. Geöffnet ist täglich von 12 bis 15 Uhr sowie Mittwoch bis Freitag von 18 bis 20 Uhr.