Dresden. Dass Badewannenrennen noch keine olympische Disziplin ist, ist wunderlich - zumindest wenn man zur Badestelle Weixdorf schaut. Am Renntag wird dort sportlich alles gegeben, aber auch optisch. Zu sehen waren Wölfe, Badenixen, Wikinger und Bootkonstruktionen, bei denen einem schon beim Hinsehen ganz schwindelig wurde. Nur eine Badewanne war komischerweise nirgends zu finden.
Insgesamt zwölf Boote Marke Eigenbau sind am Samstag angetreten, darunter zwei Kindermannschaften. Wochenlang wurde konstruiert, getüftelt, gebastelt, um den Untersatz standfest und fahrbar zu machen. Um voranzukommen, wurde auf Armkraft, aber auch auf den Antrieb über die Beine gesetzt. Denn am Ende zählt vor allem eins: Im Zweierrennen zuerst ins Ziel zu kommen.
Etwa 2.000 Besucher fieberten am Beckenrand mit, wenn die Boote starteten. Eng wurde es vor allem an der Wendestelle am Waldbad, denn dort kann es zu Kollisionen oder Schwierigkeiten kommen, wenn die Boote sich begegnen. Wer jedoch im Rennen nicht schnell genug ist, kann noch auf die Verleihung für das schönste Boot hoffen.
Darauf schielten beispielsweise die Mitglieder vom Langebrücker Karnevalsverein Latollka. Sie nahmen sich die Kultserie Baywatch zum Vorbild und steckten die Mitglieder in hautenge, rote Badeanzüge. Wären das nur Damen gewesen, hätten sie den Preis wohl sicher gehabt - die Herren der Schöpfung zogen die B-Note aber zugegebenermaßen etwas ins Minus. "Wir feiern die närrische Freiheit", sagt Michaela Hoffmann vom Vorstand des Vereins. Angetrieben wurde das Boot übrigens mit Manneskraft - und Schneeschiebern.
Fürstlich schippern beim Badewannenrennen Weixdorf
Die Abschlussklasse 23 wiederum setzte nicht auf Sexiness, sondern auf Historisches. Sie machten optisch eine Zeitreise ins Jahr 1906, als die Badestelle unter dem Namen Prinz-Herrmann-Bad gegründet wurde. In einen Mini-Schaufelraddampfer - natürlich mit echtem Qualm am Schornstein - setzten sich vier junge Insassen in aufwändigen Roben und einem Kaffeekränzchen. "Wir haben im vergangenen Jahr die beste Zeit und das beste Kostüm ergattert", sagt Johannes Ecke, der in Frack und Zylinder an Bord ging.
Sie setzten weniger aufs Kostüm, sondern auf die Konstruktion: Der Christliche Pfadfinderstamm Weiße Rose aus Ottendorf-Okrilla ging mit einer Art Katamaran an den Start. Dieser wurden von einem riesigen Schaufelrad angetrieben, das wiederum per Hand bewegt wurde. Die Holzkonstruktion haben die Pfadfinder selbst gebaut und feiern damit ihre Premiere beim Weixdorfer Wettkampf in Nass.
Ebenfalls Badewannen-Neuling war der Kirchbauverein Weixdorf. "Wir wollen dieses Event unterstützen", sagt der als Pfarrer verkleidete Bootsführer. Außerdem will der Verein auf sein größtes Ziel aufmerksam machen: das älteste Gebäude der Ortschaft zu erhalten. Für das Gefährt wurde deshalb die Weixdorfer Kirche nachgebaut, die am Bug thronte. Die Vereinsmitglieder haben vorab sogar auf den Weixdorfer Teichen geübt. "Wir sind nicht untergegangen, aber an Geschwindigkeit könnten wir wohl noch zulegen."
Zum vierten Mal stellt der Verein Waldbadkultur Weixdorf das Event auf die Beine. Und obwohl die Veranstaltung ein "Corona-Kind" ist und auf das jahrelang sehr erfolgreiche Hitzefrei-Openair folgte, hat es sich inzwischen zu einer festen Größe in Weixdorf etabliert. "Es ist aus einer Bierlaune heraus entstanden, aber inzwischen der Höhepunkt des Jahres", sagt Steve Grünberg, Vorsitzender des Vereins. Etwa 60 Personen packen im Hintergrund ehrenamtlich mit an, um es zum Erfolg zu machen.