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70.000 Euro Minus: Wie es mit dem Palais Sommer in Dresden weitergeht

Fünf Wochen lang gab es ein vielfältiges Kulturprogramm auf dem Neumarkt in Dresden, parallel fanden Teile des Palais Sommers im Ostradome und im Alaunpark statt. Doch es gibt auch ein Finanzloch. Wie geht es weiter?

Von Andreas Weller
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Der Palais Sommer lockte mehr als 63.000 Besucher in das Gelände auf dem Altmarkt.
Der Palais Sommer lockte mehr als 63.000 Besucher in das Gelände auf dem Altmarkt. © privat

Dresden. Chanson- und Jazzsängerin Magdalena Ganter, Indie-Musiker Tim Baldus, das Duo Lena und Linus und viele Künstlerinnen und Künstler mehr haben beim Palais Sommer in diesem Jahr gespielt. Dazu gab es beispielsweise Kino, Lesungen, Yoga und Live-Painting. Das Besondere am Palais Sommer ist, das Festival ist komplett eintrittsfrei. Veranstalter ist das Team um Jörg Polenz. Dieser zog jetzt Bilanz und musste ein Defizit verkünden.

Wie sind die Zahlen des Palais Sommers?

Das Festival ist seit dem vergangenen Wochenende vorbei. Genau 63.229 Interessierte kamen in das Gelände auf dem Neumarkt, im Ostradome an der Messe konnten 8.700 Menschen begrüßt werden und zu den Yoga-Angeboten im Alaunpark kamen rund 1.500 Gäste. Polenz ist mit diesen Zahlen ganz zufrieden. "Ich möchte aber das Festival gerne weiterentwickeln und auch das Programm ausbauen."

Das geben die finanziellen Zahlen aber nicht so einfach her. Das Gesamtbudget liegt bei rund 1,3 Millionen - finanziert ohne Steuergelder, wie Polenz betont. Von der Stadt gibt es keinen Zuschuss. Der Palais Sommer finanziert sich aus Sponsorengeldern wie den Wohnungsbaugenossenschaften, Radeberger, AOK Plus und anderen, gut 100.000 Euro kommen von den aktuell rund 1.000 Mitgliedern im Freundeskreis, darunter auch Unternehmen, aber meist Privatmenschen.

Bedeutet der Verlust das Aus des Palais Sommer?

Unter dem Strich hat das Festival 70.000 Euro Verlust gemacht, so Polenz. "Das können wir in diesem Jahr aus den Rücklagen finanzieren. Aber danach ist Schluss."

Zudem rechnet Polenz vor - wenn alles so bliebe wie bisher - ist 2025 mit einem Defizit von 200.000 Euro zu rechnen. Wird das Aussetzen der Sondernutzungsgebühr durch die Stadt nicht verlängert, kommen weitere rund 50.000 Euro dazu. Doch Polenz ist optimistisch, dass das Geld zusammenkommt.

Einerseits durch mehr Mitglieder im Freundeskreis, die mit 120 Euro im Jahr das Festival unterstützen und dafür beispielsweise Rabatt auf Getränke erhalten. Andererseits hoffe Polenz auf weitere größere Sponsoren, auch wenn dies in der allgemein aktuellen wirtschaftlichen Situation schwierig sei.

Wie sind die Pläne für die Zukunft?

Für das kommende Jahr scheint das Festival gesichert. "Ich hatte ein Gespräch mit dem Straßen- und Tiefbauamt. Da die Ausschreibung einiger großer Plätze in Dresden diskutiert und vorbereitet wird, dauert es damit noch etwas. Ich habe die Zusage für den Neumarkt für 2025."

Deshalb stehe das Datum für den Palais Sommer 2025 bereits - dieser wird vom 14. Juni bis zum 20. Juli stattfinden. Auf jeden Fall auf dem Neumarkt und im Ostradome, da Polenz mit "First Class Concept" einen langjährigen Vertrag hat - und, wenn finanziell möglich, auch im Alaunpark. "Das müssen wir jährlich beantragen, aber die Stadt sagt, sie hat Interesse, den Platz mit Yoga zu befrieden."

Da Polenz damit rechnet, dass es mit den Ausschreibungen der prominenten Plätze in Dresden noch etwas dauert, werde es frühestens 2027, eher 2028 eine langfristige Vergabe für den Neumarkt geben. "Darum werden wir uns dann bewerben und hoffen auf dem Zuschlag. Bis dahin werden wir jedes Jahr im Herbst fürs Folgejahr einen Antrag stellen."

Palais-Sommer-Macher Jörg Polenz erklärt, wie es für das Festival weitergehen soll.
Palais-Sommer-Macher Jörg Polenz erklärt, wie es für das Festival weitergehen soll. © Marion Doering

Will der Palais Sommer zurück ans Palais?

Begonnen hat der Palais Sommer im Park am Japanischen Palais und wurde dort jahrelang durchgeführt. Bei einer Ausschreibung der Fläche durch das Land erhielt Polenz aber nicht den Zuschlag. Deshalb veranstaltete der Dresdner Künstler Holger John in diesem Jahr zum ersten Mal das Festival "Karierte Katze" dort und kann den Park auch in den kommenden vier Jahren nutzen.

Polenz bedauere, den Entstehungsort verloren zu haben. "Aber uns trennt, dass sich das Land gegen den Bürgerwillen und eine Petition für den Palais Sommer im Palaispark mit 12.000 Unterschriften stellt. Da wird der Frust auf Verwaltung und Politik nachvollziehbar." Deshalb lohne es sich wohl nicht, um den Park zu kämpfen. "Ich fokussiere mich auf den Neumarkt und Ostradome."

Frust auf "Karierte-Katze"-Veranstalter John habe Polenz zudem. "Ich schätze Holger John als Künstler, der viel auf die Beine stellt. Aber man muss sich nicht auf einen Platz bewerben, auf dem andere etwas entwickelt haben. Zumal für ein Wochenende der Palaispark belegt war, für eine eintrittspflichtige Veranstaltung. Wir machen fünf Wochen Programm, das komplett eintrittsfrei ist." Es gebe in Dresden genügend attraktive Bereiche, wie der Umzug des Palais Sommers auf den Neumarkt zeige.

Unabhängig von Polenz' Unzufriedenheit mit dem Land beim Palaispark brauche es zusätzlich auch einen "Paradigmenwechsel in der Kulturpolitik" in Dresden. "Große Veranstaltungen, die viele Bürger ansprechen, wie das Elbhangfest werden wenig bis gar nicht gefördert, andere elitäre Veranstaltungen unverhältnismäßig stark. Vielleicht ändert der neue Stadtrat etwas daran." Das bedeute aber nicht, dass er eine Förderung für den Palais Sommer erwarte.