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Das will Dresden gegen die Hitze tun

Eine Drohne fliegt zurzeit über mehrere Kindergärten und Schulen in Dresden. Sie soll helfen, den Sommer weniger heiß zu machen.

Von Luisa Zenker
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Die Drohne soll Dresdner Kinder vor der Hitze schützen, Experte Jakob Maercker steuert sie.
Die Drohne soll Dresdner Kinder vor der Hitze schützen, Experte Jakob Maercker steuert sie. © Christian Juppe

Dresden. Über Jakob Maerckers Kopf summt es laut. Mit einer Fernbedienung in der Hand schaut der Geograf in den Dresdner Himmel. 50 Meter darüber schwebt eine schwarze Drohne mit acht Flügeln. Darunter spielen mehrere Kinder im Innenhof. Niemand will sich bei der Hitze außerhalb des Schattens bewegen - alle scharren sich unter den Sonnendächern.

Die Hitze und die Drohne haben einiges miteinander zu tun: Das Fluggerät soll das Stadtklima messen, und so Dresdner Kinder vor den heißen Temperaturen zu schützen. Denn bisher sind viele Fragen ungeklärt: Wie sehr heizt sich ein Schulhof auf? Wie schnell kühlt sich das begrünte Schuldach am Abend ab, wie schnell das herkömmliche Ziegeldach? Wie warm ist es auf dem Sportplatz? Die Drohne soll diese Fragen nun beantworten.

Dafür fliegt das Gerät in den nächsten Tagen über vier Dresdner Schulen und Kindertageseinrichtungen in der Altstadt und in der Neustadt. "Wir haben die beiden Stadtteile ausgewählt, weil sich dort besonders starke Hitzeinseln bilden", erklärt Meteorologin Franziska Reinfried vom Umweltamt.

85.000 Euro kostet das Projekt

Die Wärmedaten werden nach dem Flug ausgewertet. Ziel ist es, Vorschläge auszuarbeiten, wie die Einrichtungen besser vor der Hitze geschützt werden sollen. Da kann man schnell auf die Idee kommen: Ein paar mehr Sonnendächer und Bäume könnten doch ausreichen. Wozu ein 85.000 Euro schweres Projekt mit Drohne und Wärmebildkamera?

Franziska Reinfried deutet bei der Antwort auf den Asphalt: In einer Hand hält sie eine Art Thermometer, das 57 Grad Celsius anzeigt. Der schwarze Straßenbelag hat sich stark erhitzt. Die Grasfläche daneben liegt zwanzig Grad drunter. Hier zeigt sich, was eine andere Farbwahl von Gebäuden, Schulhöfen, Parkplätzen bringen könnte. Auch bepflanzte Dächer würden einiges ändern, so Reinfried. Denn je stärker sich Plätze und Gebäude am Tag aufwärmen, desto länger hält sich auch am Abend die Hitze.

Die Folge: Die Stadt kühlt sich in der Nacht nicht mehr ab, am nächsten Tag wird es noch heißer und stickiger. "Das ist besonders für unsere Jüngsten und Ältesten ein Problem", sagt die Meteorologin. Gerade Kinder und Senioren vertragen die Hitze nicht gut, sie sollen geschützt werden. Deshalb das Projekt. Mit den Daten sollen Maßnahmen gegen die belastende Hitze entwickelt werden.

Franziska Reinfried vom Umweltamt Dresden, misst, wie sehr sich der Straßenbelag aufheizt.
Franziska Reinfried vom Umweltamt Dresden, misst, wie sehr sich der Straßenbelag aufheizt. © Christian Juppe

Bis zu 60 Hitze-Tage in Dresden

Geograf Jakob Maercker ergänzt: "Aktuell reden wir von 20 bis 30 heißen Tagen im Jahr, angesichts des Klimawandels könnten es zukünftig bis zu 60 Hitze-Tage im Jahr werden." Der Experte vom Thüringer Institut für Nachhaltigkeit und Klimaschutz ist für die Messungen zuständig. Seit 2015 reist er deutschlandweit mit seiner Drohne herum, die eigentlich für ganze andere Zwecke konzipiert wurde. Denn das Fluggerät misst nicht nur Kindergärten, sondern auch Pinguine in der Antarktis. "Wir wollen herausfinden, wie sich der Klimawandel auf die Pinguin-Kolonien auswirkt. Gehen die Bestände zurück?"

Während Jakob Maercker davon berichtet, ist die Drohne schon wieder gelandet. Nur drei Minuten hat sie gebraucht, um die Oberflächentemperatur der Gebäude zu messen. Insgesamt sollen vier Einrichtungen angeflogen werden - darunter die Kita "KiWi", das Marie-Curie-Gymnasium, die Dreikönigsschule sowie die 30. Oberschule. Weitere Messungen sind auch in den Stadtteilen Tolkewitz und Striesen geplant.

Maercker steuert die Drohne über der Kindertageseinrichtung Kiwi.
Maercker steuert die Drohne über der Kindertageseinrichtung Kiwi. © Christian Juppe
Das Bild zeigt eine Wärmekarte einer Schule in Dresden. Der Schulhof ist besonders rot gefärbt.
Das Bild zeigt eine Wärmekarte einer Schule in Dresden. Der Schulhof ist besonders rot gefärbt. © Christian Juppe
Mittels Wärmekamera misst die Drohne die Temperatur von Gebäuden.
Mittels Wärmekamera misst die Drohne die Temperatur von Gebäuden. © Christian Juppe

Experten rechnen zukünftig mit längeren Hitzewellen, extremeren Dürren und stärkeren Überschwemmungen. Bis zum Sommer 2022 will die Stadt Maßnahmen entwickeln, Dresden an den Klimawandel anzupassen. Auch Bürgerinnen und Bürger sollen dabei mit Erfahrungen und Wünschen zu Wort kommen, erklärt die zuständige Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen. Das Drohnenprojekt ist Teil des Dresdner Klimaanpassungskonzepts, das 2017 vom Stadtrat beschlossen wurde.