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Carolabrücke in Dresden: Sachsen fehlt das Geld für den Wiederaufbau

Die Stadt Dresden geht davon aus, dass die Carolabrücke komplett neu errichtet werden muss. Doch wer soll das bezahlen? Für besondere Reparaturen an der Infrastruktur verfügt Sachsen zwar über einen Fördertopf - aber der ist fast leer.

Von Gunnar Saft
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Der eingestürzte Teil der Dresdner Carolabrücke vor der schönen historischen Kulisse. Im Moment fehlt es an den nötigen finanziellen Mitteln für den Wiederaufbau.
Der eingestürzte Teil der Dresdner Carolabrücke vor der schönen historischen Kulisse. Im Moment fehlt es an den nötigen finanziellen Mitteln für den Wiederaufbau. © SZ/Veit Hengst

Dresden. Nach dem Einsturz der Carolabrücke in Dresden ist die Frage der Finanzierung eines Wiederaufbaus sowie weiterer dringender Sanierungsarbeiten an anderen Brückenanlagen völlig offen. Aktuell zeichnet sich ab, dass zurzeit weder die sächsischen Kommunen noch der Freistaat über die notwendigen Finanzmittel verfügen, um alle Problemprojekte zügig abzuarbeiten.

So stehen den mehr als 400 Städten und Gemeinden in Sachsen insgesamt pro Jahr lediglich 175 Millionen Euro zur Verfügung, um damit Straßen und Brücken instandzusetzen, zu erneuern oder neu zu bauen. Diese über den kommunalen Finanzausgleich bereitgestellten Pauschalen reichen nur für kleine oder einige mittelgroße Baumaßnahmen.

Für größere Projekte, die allerdings „im besonderen Interesse des Landes“ liegen müssen, verfügt der Freistaat über einen zusätzlichen Fördertopf für kommunale Straßen und Brücken. In diesem befinden sich aktuell allerdings nur 20 Millionen Euro, wobei allein acht Millionen Euro davon für den Radwegebau gebunden sind.

Wie hoch die Kosten für die Wiederherstellung der Carolabrücke sind – im zweistelligen oder sogar dreistelligen Millionenbereich – lässt sich noch nicht exakt beziffern. Die ursprünglich geplante Sanierung der Brücke wurde mit 21 Millionen Euro veranschlagt. Der Bau der Dresdner Waldschlösschenbrücke, der allerdings nicht direkt vergleichbar ist, kostete inklusive Straßenanbindung rund 180 Millionen, die Brücke allein etwa 75 Millionen Euro.

Die Carolabrücke ist eine der ersten und die größte Spannbetonbrücke der DDR. Sie ist gebaut worden von 1968 bis 1971. Sie sei damals eine sehr fortschrittliche Konstruktion gewesen, im Westen wie im Osten, so der Brückenexperte Steffen Marx vom Dresdner Krisenstab. Der komplette Wiederaufbau der Carolabrücke könnte im schlechtesten Fall fünf Jahre dauern.

Der Instandhaltungsbedarf für alle kommunalen Straßen und Brücken in Sachsen beträgt allein für die Jahre 2022 bis 2026 mehr als 1,2 Milliarden Euro. Zusätzlich werden weitere 2,1 Milliarden Euro für Investitionen gebraucht.

Im Podcast "Thema in Sachsen" spricht der TU-Professor und Leiter des Instituts für Massivbau über das Unglück und den Zustand von Deutschlands Brücken. Mehr dazu: Droht Deutschland der Brückenkollaps?