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Dresdens Albertbrücke: Sanierte Sandsteinbögen und ein komisches Gefühl

Alles scheint sich derzeit um die eingestürzte Carolabrücke zu drehen. Doch welche Geschichte haben die anderen Dresdner Elbbrücken und wie ist ihr Zustand? Ein Blick auf die Albertbrücke.

Von Peter Hilbert
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Frisch saniert ist die Albertbrücke im Herzen der Stadt. Nach der Instandsetzung konnte Dresdens zweitälteste Elbebrücke  im September 2016 wieder freigegeben werden. Die Unterseiten der Bögen wurden danach noch bis 2021 saniert.
Frisch saniert ist die Albertbrücke im Herzen der Stadt. Nach der Instandsetzung konnte Dresdens zweitälteste Elbebrücke im September 2016 wieder freigegeben werden. Die Unterseiten der Bögen wurden danach noch bis 2021 saniert. © Sven Ellger

Dresden. Die Albertbrücke wurde zwischen 1875 und 1877 als Sandsteinbogenbrücke gebaut. Benannt ist sie nach dem sächsischen König Albert. Auf 316 Metern Länge führt sie ein Stück flussaufwärts der Carolabrücke über die Elbe. Sie hat insgesamt 14 Bögen, vier davon über dem Strom.

Der Bau: Die Errichtung der Pfeiler war sehr aufwendig

Mit der Albertbrücke konnte Dresden einen weiteren Teil des Generalbebauungsplans von 1862 verwirklichen. Denn damit wurde das Ringstraßensystem, der sogenannte 26er Ring, zwischen der Antonstadt und der Johannstadt geschlossen, erläutert Hobbyhistoriker Frank Wache. Die ersten Überlegungen dafür gab es allerdings bereits, als die Marienbrücke um 1850 errichtet wurde. Der erste konkrete Vorschlag soll jedoch erst 1858 vorgelegt worden sein. 1872 wurde Stadtbau-Oberingenieur Karl Manck schließlich beauftragt, Dresdens dritte Elbquerung zu planen. Die Arbeiten zur Errichtung der Sandsteinbogenbrücke begannen am 14. Juni 1875.

So sah die Albertbrücke um 1910 aus. Zwischen den Geländern war die Brücke 17,9 Meter breit und damit 90 Zentimeter breiter als die Marienbrücke.
So sah die Albertbrücke um 1910 aus. Zwischen den Geländern war die Brücke 17,9 Meter breit und damit 90 Zentimeter breiter als die Marienbrücke. © Archiv Holger Naumann

Allerdings war der Bau nicht einfach. So machte es eine feinkörnige, aber sehr dichte und eisenhaltige Kiesschicht den Brückenbauern schwer, die Gründungen für die Uferpfeiler herzustellen. Das geht aus Aufzeichnungen von Bauleiter Manck hervor. Eingeschlagen werden sollten Spundwände. Obwohl die Spitzen der Pfähle mit Schmiedeeisen versehen waren, zerbrachen die Köpfe. So mussten die Bauleute das Rammen abbrechen. Da der Wasserstand niedrig war, konnten aber offene Baugruben ausgeschachtet werden. In die wurde letztlich eine jeweils einen Meter dicke Zementbetonschicht eingebracht, auf der man die Pfeiler baute.

Beim Bau der Strompfeiler kam eine neue Technologie zum Einsatz, berichtet Hobbyhistoriker Wache. War bis dahin eine Pfahlrost-Gründung üblich, so wurden die Strompfeiler hier mittels Senkkästen hergestellt. Dies war dem schlechten Baugrund geschuldet. Errichtet wurde dabei ein nach unten offener Hohlkasten. Die Arbeiter trugen den Untergrund mit Druckluft ab. Die Stahlteile wurden in einer Fabrik vorgefertigt, auf ein Pfeilergerüst montiert und dann abgesenkt. Später wurden sie mit Zementbeton verfüllt. Verbunden waren sie durch ein halbkreisförmiges Gewölbe. So konnte der Kasten tief in den Flussgrund abgesenkt werden. Im Gegenzug holten die Bauleute aufgelockerten Baugrund an die Oberfläche.

Im Juli 1945 hatte der Wiederaufbau der Albertbrücke begonnen. Bereits im Oktober wurde dieses Lehrgerüst im gesprengten Bogen IX. errichtet.
Im Juli 1945 hatte der Wiederaufbau der Albertbrücke begonnen. Bereits im Oktober wurde dieses Lehrgerüst im gesprengten Bogen IX. errichtet. © Archiv Stadtverwaltung Dresden

Carl Ludwig Lisske und Hugo Strunz haben die Brücke künstlerisch gestaltet. Wie auch bei der benachbarten Carolabrücke, war das Bauwerk mit Kunstwerken verziert. So ist stromaufwärts am Mittelpfeiler ein Reliefporträt des Königs Albert von Sachsen angebracht. Auf der anderen Seite ist noch heute ein Sandsteinwappen Dresdens zu sehen. Beide Kunstwerke sind aus Carrara-Marmor. Am 19. November 1877 konnte die König-Albert-Brücke feierlich eingeweiht werden.

Die Zerstörung: Nazis sprengen Brückenbögen

Der Zweite Weltkrieg hinterließ erhebliche Spuren an der Albertbrücke. Dabei hatte sie die Bombardierung vom Februar 1945 weitgehend unbeschädigt überstanden. Doch einen Tag vor Kriegsende, am 7. Mai 1945, ließen die Nazis auf jeder Brückenseite drei der insgesamt 14 Bögen sprengen. So sollte es der heranrückenden Roten Armee schwerer gemacht werden, die Elbe zu überqueren. Doch den Schaden hatten vor allem die Dresdner. Die gingen jedoch schnell daran, die zerstörte Brücke wieder aufzubauen.

Nach der Instandsetzung konnte die Brücke am 20. Juli 1946 wieder freigegeben werden. Hier fährt die erste Straßenbahn mit jungen Leuten über die wiederhergestellte Brücke.
Nach der Instandsetzung konnte die Brücke am 20. Juli 1946 wieder freigegeben werden. Hier fährt die erste Straßenbahn mit jungen Leuten über die wiederhergestellte Brücke. © Archiv Stadtverwaltung Dresden

Bereits am 20. Juli 1946 konnte die Brücke wieder freigegeben werden. Sie bekam damals den Namen "Brücke der Einheit", den sie bis 1990 behielt. Fünf der 14 Brückenbögen wurden aus Stahlbeton wieder hergestellt, die man mit Sandstein verkleidete. 1990 wurde die Elbquerung wieder in Albertbrücke zurückbenannt.

Die Sanierung: Freigabe muss dreimal verschoben werden

Die Sanierung der Albertbrücke dauerte länger als geplant. Dreimal verschoben werden musste die geplante Freigabe der Albertbrücke. Im Mai 2014 hatten die Arbeiten begonnen. Schon im Juni 2015 sollten die Autos zumindest wieder in eine Richtung darüber rollen. Doch erst über ein Jahr später wurde sie im September 2016 freigegeben. Ein wesentlicher Grund dafür war die verzögerte Montage der Doppelgeländer, die deutschlandweit für Kopfschütteln gesorgt hatten.

Ein Blick auf die sanierte Albertbrücke am Rande der Altstadt. Die Sanierung des Oberteils der Brücke hatte im Mai 2014 begonnen und war 2016 abgeschlossen worden.
Ein Blick auf die sanierte Albertbrücke am Rande der Altstadt. Die Sanierung des Oberteils der Brücke hatte im Mai 2014 begonnen und war 2016 abgeschlossen worden. © Sven Ellger

Einen schönen nächtlichen Anblick der Albertbrücke konnten die Dresdner seitdem genießen. 62 LED-Strahler beleuchten die Brückenfassaden zwischen Einbruch der Dunkelheit und nachts um eins, im Sommer weniger, im Winter, wenn sie 23.30 Uhr abgeschaltet werden, wieder stärker. Allerdings war am 13. Dezember vergangenen Jahres Schluss damit.

Damals wurden 62 LED-Strahler dauerhaft abgeschaltet, um Energie zu sparen. Das ist auch an anderen städtischen Gebäuden oder Kunstwerken geschehen, so am Rathausturm. "Das hatten wir mit dem Oberbürgermeister besprochen", hatte Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne) erklärt. Jährlich werden durch die Anstrahlung der Albertbrücke rund 4.000 Kilowattstunden (kWh) Strom verbraucht. Die Energiekosten liegen pro Jahr bei rund 1.550 Euro.

Von 62-LED-Leuchten angestrahlt bietet die Albertbrücke nachts ein schönes Bild. Doch am 13. Dezember wurden die LED-Strahler dauerhaft abgeschaltet, um Energie zu sparen.
Von 62-LED-Leuchten angestrahlt bietet die Albertbrücke nachts ein schönes Bild. Doch am 13. Dezember wurden die LED-Strahler dauerhaft abgeschaltet, um Energie zu sparen. © Peter Hilbert

Eine Aktion an der Albertbrücke konnte erst Mitte 2018 beginnen, nachdem die einst völlig undichte Brücke ausgetrocknet war: die Sanierung der Unterseite mit ihren 14 Bögen. Bis 2019 wurden die elf Bögen über Land saniert. 2021 kamen die letzten drei Bögen über der Elbe an die Reihe.

Nach der Sanierung befindet sich Dresdens zweitälteste Elbebrücke in solidem Zustand. Ihr Zustand beim jüngsten Brücken-TÜV: ausreichend (2,5-2,9). Lediglich mit der Steuerung der LED-Strahler gab es immer wieder Ärger. Derzeit sind sie aber ohnehin abgeschaltet.