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Zarte Hände für schwere Maschinen

Motorräder sind die Leidenschaft von Lilli Wüstrich. Wie die junge Frau aus Lommatzsch diese in Beruf und Hobby verbunden hat.

Von Dirk Westphal
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Motorradmechatronikerin Lilli Wüstrich ist nicht nur Schrauberin, sondern hilft im Zweirad-Center Döbeln dort, wo sie gebraucht wird, ob das Büroarbeit ist oder ein Verkaufsgespräch. Außerdem fährt die 20-Jährige aktiv Motocross.
Motorradmechatronikerin Lilli Wüstrich ist nicht nur Schrauberin, sondern hilft im Zweirad-Center Döbeln dort, wo sie gebraucht wird, ob das Büroarbeit ist oder ein Verkaufsgespräch. Außerdem fährt die 20-Jährige aktiv Motocross. © SZ/DIetmar Thomas

Döbeln. Dunkelblond, zierlich und immer ein Lächeln auf den Lippen. So fegt Lilli Wüstrich förmlich durch die Räume des Zweirad-Centers Döbeln.

Ob im Büro oder der Werkstatt, der 20-jährigen Zweiradmechatronikerin ist es anzumerken, dass sie sich in der kleinen, familiär geführten Firma wohlfühlt.

Dabei musste sie sich während der Ausbildung erst einmal durchbeißen, denn der Beruf, den sie nach zwei Schulpraktika gewählt hat, stellt eigentlich eine Männerdomäne dar. Eine Zimperliese dürfe man da nicht sein, was sie in der Lehre auch erfahren musste.

Und ihr Freund habe ihr die Lehre sogar ausreden wollen. „Ich habe dann bei Honda in Meißen nachgefragt und dort war man nicht abgeneigt. Da ich immer neugierig hinterfragt habe“, sagt die junge Lommatzscherin und fügt an: „So ist das dann gekommen.“

Glücksfall für die Werkstatt

„Dass wir die Lilli als ausgebildete Zweiradmechanikerin bekommen haben, ist Weltklasse für uns. Denn normal ist es ja nicht, dass ein so junges Mädel im Verkauf oder Büro steht, sich aber auch die Hände dreckig macht“, sagt ihr Chef Karl Hälsig. „Lilli ist ein Glücksfall, da bei ihr alles passt. Eben auch die Liebe zu Motorrädern, die sie in Freizeit und Beruf verbindet.“

Als Lilli mit elf, zwölf beim Supercross in Chemnitz zuschauen war, wurde ihre Leidenschaft für Motocross entfacht. „Ich fand das damals total cool“, erinnert sich die 20-Jährige, und dass es dann noch drei, vier Jahre gedauert habe, bis sie selbst im Sattel einer 85ccm-Maschine saß.

Eigentlich alles an Motocross ist geil, meint die 20-Jährige lachend. Auf der Straße fahre sie auch, schon aus beruflichen Gründen bei Probefahrten, doch Motocross sei etwas ganz anderes.

Abschalten mit Motocross

„Man freut sich die ganze Woche darauf, dass man am Wochenende fahren kann. Das ist bei mir schon von Anfang an so“, sagt Lilli Wüstrich und dass sie dabei komplett den Kopf frei bekomme. Vor allem im Gegensatz zum Fahren im normalen Straßenverkehr. Leitplanke und Gegenverkehr wären nicht so ihr Ding. „Beim Motocross hat man dagegen eh so einen Flow, da hat man es selbst in der Hand, kann vieles selbst beeinflussen und ist nicht so von anderen abhängig, die Fehler machen können“, sagt Lilli Wüstrich.

Zumindest zum Teil. Denn auf der Strecke, wo sie mittlerweile mit einer 125ccm-KTM unterwegs ist, hat sie Erfahrungen gemacht, dass es in den Fahrerfeldern mit jugendlichen Startern doch etwas robuster zur Sache geht, als eben bei den Mädchen und Frauen oder den Senioren.

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Seit drei Jahren bestreite sie mittlerweile Rennen, ohne die Intension, „krass etwas abzuräumen“. Mal ein „Stoppel-Cross“, ein Next Generation- oder Enduro-Rennen seien die Veranstaltungen, wo sich die 20-Jährige sieht und auch schon die ersten Podestplätze erreicht hat. Dabei würden die Mädels zusammen gewertet, egal wie stark die Maschinen sind.

Zudem hat sich Lilli Wüstrich in diesem Jahr auf Simson-Cross im Rahmen der Pitbike-Masters-Serie spezialisiert. „Das ist schon ein großes Ding geworden, weil Simsons absolut angesagt sind“, sagt Lilli Wüstrich. Deshalb startet sie auch Ende September in einem Moped-Team beim 24-Stunden-Rennen in Vahrholz bei Magdeburg.

"Zweitakter sind brutal"

Dabei muss sich die Motoradmechatronikerin gar nicht groß umstellen, da die Simsons – ebenso wie ihre KTM – Zweitakter sind. „Ich habe auch schon auf einer 250ccm-Viertaktmaschine gesessen, aber das ist zu einfach. Zweitakter sind einfach geil, die sind brutal“, sagt Lilli Wüstrich.

Der ist anzumerken, dass sie nicht nur von ihrem Hobby begeistert ist, sondern auch von ihrer Arbeit im Zweiradcenter. In dem scheint sie angekommen zu sein und ist bereits nach wenigen Monaten nicht mehr wegzudenken. Und mittlerweile finde das auch ihr Freund cool, sagt die junge Frau, und „dass sie beruflich nie wieder etwas anderes machen will“.