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So geht es bei Maler Weber in Simselwitz weiter

Nach der Insolvenz startet der Handwerksbetrieb durch. Mit neuem Geschäftsführer und unter anderen Vorzeichen.

Von Jens Hoyer
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Rechtsanwalt Nicolas Rebel (von links), Geschäftsführer Tobias Beckmann und Malermeister Matthias Weber stehen am Firmenschild, das einen Neuanfang nach der Insolvenz des Malerbetriebs symbolisiert.
Rechtsanwalt Nicolas Rebel (von links), Geschäftsführer Tobias Beckmann und Malermeister Matthias Weber stehen am Firmenschild, das einen Neuanfang nach der Insolvenz des Malerbetriebs symbolisiert. © Jens Hoyer

Döbeln/Simselwitz. Am 19. Juli hatte Malermeister Matthias Weber Insolvenzantrag für sein Malergeschäft in Simselwitz angemeldet. Er und seine 57 Mitarbeitern standen vor einer ungewissen Zukunft.

Aber für den Handwerker und die meisten seiner Leute geht es weiter. Wenn auch etwas kleiner und unter anderen Vorzeichen.

Übertragene Sanierung als beste Möglichkeit

Auf dem Gelände in Simselwitz steht das neue Firmenschild: Malerei Weber GmbH. Rechtsanwalt und Insolenzverwalter Nicolas Rebel erklärte die Zusammenhänge: Eine sogenannte übertragene Sanierung sei für die Gläubiger in dem Insolvenzverfahren die beste Möglichkeit, an ihr Geld zu kommen.

Statt die Insolvenzmasse des Betriebs zu schlechteren Konditionen zu Geld zu machen, war er im Ganzen verkauft worden, nachdem ein Gutachter den Wert ermittelt hatte.

„Die Weber e.K. ist auf die neue GmbH übertragen worden. Sie führt die Geschäfte ohne Altverbindlichkeiten weiter und hat die Möglichkeit für einen wirtschaftlichen Neustart mit den vorhandenen Strukturen und Mitarbeitern“, so Rebel.

Statt 57 Mitarbeiter hat die Malerfirma jetzt noch 30. Einschließlich des ehemaligen Chefs, der als angestellter Malermeister in der Firma weiterarbeitet. Die Geschäftsführung der neuen GmbH hat mit Tobias Beckmann ein langjähriger Mitarbeiter übernommen, der bisher als Projektleiter gearbeitet hatte.

Wie Beckmann sagte, habe er auch eine kaufmännische Ausbildung und ein Wirtschaftsstudium absolviert. Entlassungen von Mitarbeitern hätten keine vorgenommen werden müssen. Ein Teil der Mitarbeiter hatte sich anderweitig nach Arbeit umgeschaut und einen Aufhebungsvertrag unterschrieben.

Vorhande Aufträge und alte Kundenbindungen

Die Malerei Weber GmbH profitiert beim Neustart von vorhandenen Aufträgen und alten Kundenverbindungen. Die insolvente Malerfirma habe die laufenden Projekte, etwa an einer Schule in Leipzig, noch abgeschlossen. Diese Einnahmen gehen in die Insolenzmasse, so Rebel.

Einige Aufträge, die nicht kostendeckend abgearbeitet werden können, seien erst gar nicht in Angriff genommen worden.

Alte Kunden hatten auch nach der Insolenz zur Stange gehalten. So wird Malermeister Weber für die Sparkasse Döbeln auch das letzte von drei Wohnhäusern im Wohngebiet Walduferviertel fertigstellen.

Auch der Fußballclub RB Leipzig, für den Weber schon seit Jahren gearbeitet hatte, hält an der alten Verbindung fest.

„Wir haben einen schönen Auftrag für das neue Verwaltungsgebäude von RB bekommen“, so Weber. Die Handwerker aus Döbeln hatten vor Jahren schon am Trainingszentrum von RB und später bei der Erweiterung des Stadions und am Fanhaus mitgearbeitet.

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An einem Mangel an Aufträgen hatte es nicht gelegen, dass die Malerfirma in Schieflage geraten ist. Eher an Zahlungsverzügen, nachdem einige Eigenheimbauträger infolge der Baukrise in Schieflage geraten waren. Weber sprach von rund 470.000 Euro Außenständen.

Dazu kamen Aufträge, die schon vor Jahren abgeschlossen, aber erst 2022/23 realisiert wurden, nachdem die Preise für das Material deutlich gestiegen waren. „Es gibt in den Verträgen keine Klausel, dass Preissteigerungen umgelegt werden können“, sagte Weber.

Als es dann um einen Überbrückungskredit ging, habe die Bank diesen nicht mehr finanziert. Für Weber brach erst einmal eine Welt zusammen, wie er sagte. „Ich dachte, das ist das Finale.“

Er habe sich unverzüglich von einem Anwalt beraten lassen und ein paar Tage später Insolvenz angemeldet. Eine richtige Entscheidung, wie Rebel meint. „Es ist wichtig, den Insolvenzantrag so zeitig wie möglich zu stellen, dann gibt es die besten Sanierungsmöglichkeiten.“

Wie Weber sagte, sei es ihm in erster Linie auch darum gegangen, dass die Mitarbeiter die ausstehenden Löhne erhalten. „Da hängen Familien dran.“ Im Juni, Juli und August hatten die Mitarbeiter Insolvenzausfallgeld bekommen.

Erleichterung nach turbulenten Monaten

Weber schaut mit Erleichterung auf die turbulenten vergangenen Monate zurück. „Mir geht es jetzt wesentlich besser.“ Er habe von befreundeten Firmenchefs eine Menge moralischer Unterstützung erhalten.

Vor 20 Jahren hatte Matthias Weber als frisch gebackener Malermeister sein Geschäft aufgemacht. „Allein und aus der Garage meiner Eltern heraus“, erzählte er.

Über viele Jahre habe er alle Gewinne wieder in die Firma gesteckt und war gewachsen, hatte auch Großaufträge für Firmen wie VW und Audi abgearbeitet. Zuletzt habe der Umsatz mit 57 Mitarbeitern bei etwa fünf Millionen Euro im Jahr gelegen.