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Norwegisch-deutsche Doppelspitze bei Amiblu

Vidar Pettersen hat die Leitung in schwierigen Zeiten übernommen. Katrin Kühne kümmert sich ums Personal.

Von Jens Hoyer
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Karin Kühne, Personalchefin bei Amiblu, und Werkleiter Vidar Pettersen. Auf einem Lagerplatz mit Rohren aus glasfaserverstärktem Kunststoff. Das Werk stellt diese in den Größen von 30 Zentimetern bis drei Metern Durchmesser her.
Karin Kühne, Personalchefin bei Amiblu, und Werkleiter Vidar Pettersen. Auf einem Lagerplatz mit Rohren aus glasfaserverstärktem Kunststoff. Das Werk stellt diese in den Größen von 30 Zentimetern bis drei Metern Durchmesser her. © Dietmar Thomas

Döbeln. Vidar Pettersen kennt das Werk von Amiblu im Gewerbegebiet Am Fuchsloch schon lange. „1996 war ich zum ersten Mal hier. Der erste Werkleiter war ein Norweger“, erzählt der 52-Jährige.

Die Flowtite-Technologie, mit der im Werk Trink- und Abwasserrohre aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) gewickelt werden, stammt aus Norwegen. Jetzt leitet mit Pettersen wieder ein Norweger das Werk. Sein Vorgänger Helmut Straden war Ende Februar ganz überraschend verstorben.

Schon kurze Zeit später übernahm der 52-jährige Pettersen, der vorher als Berater und Prozessingenieur im Werk gearbeitet hatte, die Leitung.

Zurück nach Döbeln

Lange hatte der Norweger Döbeln aus den Augen verloren. Er lebte seit 2001 in Südamerika, leitete ein Rohrwerk in Argentinien. Seit zwei Jahren ist er zurück, erzählt er. Er habe sich in Döbeln gut eingelebt.

Deutsch konnte er noch nicht, er hat es aber durch den täglichen Gebrauch wirklich passabel gelernt. „Ich spreche sieben Sprachen“, sagte Pettersen. Auch Spanisch und Portugiesisch gehören dazu.

Schwierige Zeiten

Pettersen hat das Werk in schwierigen Zeiten übernommen. Ein größeres Problem als Corona seien die steigenden Rohstoffpreise. In diesem Fall sind das Kunstharz und Glasfasern. Die Verfügbarkeit der Rohstoffe aus China sei ein Problem.

Harz wird in Polen eingekauft, teilweise auch in der Türkei und Argentinien, erzählte Pettersen. Glasfasern kommen aus Frankreich, Italien, Brasilien und China. Alle Rohstoffe werden in Norwegen getestet.

Amiblu gibt 150 Jahre Lebensdauer für seine Wasser- und Abwasserrohre an. „Die können auch 1.000 Jahre halten. Eigentlich wollen wir kein Recycling“, so Pettersen.

„Wir hoffen auf einen größeren Markt für GFK-Rohre, auch in Deutschland“, sagte der Werkleiter. Deutschland setzt immer noch vor allem auf andere Materialien im Abwasser- und Trinkwasserbereich. In Argentinien würden die Glasfaserrohre dagegen fast ausschließlich verwendet.

Die Kosten seien, etwa gegenüber Beton, etwas höher, aber die Haltbarkeit besser.

200 Mitarbeiter arbeiten in drei Schichten

Etwa 300 Laster schaffen jeden Monat Rohre, Stauraumkanäle, Abwasserschächte und Behälter im Wert von vier bis fünf Millionen Euro aus dem Döbelner Werk. Reichlich 200 Mitarbeiter arbeiten in drei Schichten, um sie herzustellen.

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Im kommenden Jahr sollen die Abläufe weiter optimiert werden. Im Werk werden eine Million Euro investiert, um den Formbau und den Schachtbau zusammenzuführen, so Pettersen. Neue Maschinen sollen die Effizienz steigern.

Mitarbeiter zu finden, sei immer ein Problem, sagte Karin Kühne, die seit vier Wochen bei Amiblu als Personalchefin arbeitet und sozusagen die Doppelspitze mit Vidar Pettersen bildet. „Wir arbeiten mit Zeitarbeitsfirmen zusammen. Wir wollen aber verstärkt in die Erstausbildung gehen und denken auch darüber nach, ein BA-Studium anzubieten. Wir wollen junge Leute in die Firma holen.“

Amiblu hat eine eigene Corona-Teststation. Etwa 120 Mitarbeiter werden hier jeden Tag auf das Virus getestet. Hier nimmt Martina Schmidt beim Mitarbeiter Mariusz Bojka einen Abstrich vor.
Amiblu hat eine eigene Corona-Teststation. Etwa 120 Mitarbeiter werden hier jeden Tag auf das Virus getestet. Hier nimmt Martina Schmidt beim Mitarbeiter Mariusz Bojka einen Abstrich vor. © Dietmar Thomas

Frauenanteil soll steigen

Auch den Frauenanteil will die Doppelspitze erhöhen. „In Argentinien waren die Erfahrungen mit Frauen sehr gut“, sagte Pettersen. Auch als Teamleiter hätten sich Frauen bewährt. In der Firma fällt viel Handarbeit an, etwa beim Laminieren der Formteile. „Das können Frauen sehr gut.

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“Geschäftlich macht sich Corona bei Amiblu wenig bemerkbar, bei den betrieblichen Abläufen schon. Am Arbeitsplatz gilt 3G.

„Wir unterstützen unsere Mitarbeiter bei den Tests, damit sie an den Testzentren nicht Schlange stehen müssen. Wir wollen auch dem gesetzlichen Auftrag gerecht werden“, sagte Katrin Kühne. Der Betrieb betreibt sein eigenes Testzentrum, vier Mitarbeiter haben sich dafür ausbilden und zertifizieren lassen.