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Weshalb die Döbelner Tafel an ihre Grenzen kommt

Die Ehrenamtlichen müssen immer mehr Menschen versorgen. Das erzeugt auf beiden Seiten Frust. Und es gibt noch mehr Probleme.

Von Cathrin Reichelt
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Die Probleme der Döbelner Tafel werden nicht weniger. Unter anderem werden mehr Helfer benötigt.
Die Probleme der Döbelner Tafel werden nicht weniger. Unter anderem werden mehr Helfer benötigt. © Symbolfoto: André Braun (Archiv

Döbeln/Mittweida. Die Ausgabestelle der Döbelner Tafel an der Eichbergstraße öffnet jeden Donnerstag um 9.30 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt ist die Schlange der Wartenden schon lang.

„Die Ersten stellen sich oft bereits um 6 Uhr an“, sagt Tafelleiterin Maxi Lippmann. Eine Wartezeit von zwei bis drei Stunden ist keine Seltenheit.

Vielen Senioren, die nur die Mindestrente erhalten und auf die Tafel angewiesen sind, ist es jedoch gesundheitlich gar nicht möglich, sich so lange anzustellen.

Es gibt aber auch noch einen anderen Grund, weshalb die deutschen Kunden der Tafel immer weniger werden. Etwa 80 Prozent derer, die in der Schlange stehen, sind Ukrainer und Menschen aus anderen Ländern.

Täglich neue Anmeldungen und Auseinandersetzungen

„Da gibt es schon vor der Tür Auseinandersetzungen“, sagt die Tafelleiterin. Die Kommunikation sei schwierig. Obwohl die meisten schon länger als ein Jahr in Deutschland leben, seien die Deutschkenntnisse nur minimal oder nicht vorhanden.

Einen Nachweis, dass sie Bürgergeld erhalten, hätten alle. Oft würden sie auch Ausweise von Verwandten vorlegen. Die Begründungen, weshalb die Personen nicht selbst zur Tafel kommen, reichten von Krankheiten bis zum aktuellen Besuch eines Deutschkurses.

Ob das den Tatsachen entspricht oder die Menschen vielleicht sogar schon in ihr Heimatland zurückgekehrt sind, können die Helfer der Tafel nicht überprüfen. „Hier ist die Politik gefragt. Sobald jemand einen Bescheid vorlegt, ist für uns die Bedürftigkeit von einem Amt bestätigt“, meint Maxi Lippmann.

Sie könne den Unmut der Menschen verstehen. Zumal es bei der Tafel täglich neue Anmeldungen gebe, auch von Deutschen, die sich den normalen Einkauf im Supermarkt nicht mehr leisten können.

„Wir wollen gerne helfen, aber auch uns sind Grenzen gesetzt“, so die Tafelleiterin. Und damit meint sie nicht nur die Zahl der Bedürftigen, die sich von 800 Personen je Tafel in Döbeln und Mittweida im Jahr 2021 auf derzeit jeweils 2.000 erhöht hat.

Da sind auch die Supermärkte, die weniger Waren bestellen und dadurch weniger für die Tafel übrig haben. Dass bei den Handelsketten anders gewirtschaftet werde, sei bereits im vergangenen Jahr spürbar geworden.

Anfang dieses Jahres habe es aufgrund des verminderten Angebotes arge Probleme gegeben. Derzeit sei die Situation durch die Erntedankgaben entspannter. Auch Privatleute würden überschüssiges Obst und Gemüse aus ihren Gärten kostenfrei abgeben.

Kleinere Kisten für mehr Bedürftige

Doch wenn die Erntezeit vorbei ist, könnte es wieder eng werden. „Dann packen wir statt unterschiedlich große nur kleine Kisten, damit wir so viele Bedürftige wie möglich versorgen können“, sagt Maxi Lippmann.

Für die Versorgung werden ehrenamtliche Helfer gebraucht. 15 sind es derzeit für die Ausgabestellen in Döbeln, Waldheim, Roßwein und Hartha. Darunter sind einige Ältere, die täglich die schweren Kisten schleppen, ohne dafür bezahlt zu werden.

„Wir brauchen dringend weitere Helfer“, erklärt die Tafelleiterin. Sie habe auch schon einige junge Leute angesprochen, die in der Ausgabeschlange standen. Mitgenommen hätten sie die kostengünstigen Waren, helfen wollten sie nicht. „Das ist ein Kreislauf, der nicht funktioniert.“

Keine Probleme gibt es dagegen mit den Fahrzeugen. Trotzdem müssen die Helfer darauf achten, sie möglichst effizient einzusetzen. Der Sprit ist teuer. Fünf Fahrzeuge sind für beide Tafeln unterwegs. Vier fahren pro Tag im Durchschnitt 100 Kilometer und mit dem Kühleraufbau verbrauchen sie mehr Kraftstoff.