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SZ + Döbeln

Von Waldheim mit dem Oldtimer auf den Großglockner zur Traktor-WM

Nach monatelanger Vorbereitung ist die Aufregung groß. Denn nicht nur der Transport zum höchsten Berg Österreichs ist eine Herausforderung. Mit Bildergalerie.

Von Cathrin Reichelt
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Beim Verladen der Traktoren in den 40-Tonner ist Maßarbeit gefragt.
Beim Verladen der Traktoren in den 40-Tonner ist Maßarbeit gefragt. © Dietmar Thomas

Waldheim/Ferleiten. Sie haben ein Faible für alte Fahrzeuge. „Je größer, umso besser“, sagt Christian Ahnert. Im Alter von sieben Jahren begann er, das Hobby mit seinem Vater Heiner zu teilen. Inzwischen stehen zwölf Fahrzeuge in einer Schrauberhalle in der Region Döbeln. Neben Traktoren und Lastern gehören auch Jeeps und Stapler dazu.

Fast alle sind fahrbereit. Deshalb ist das Vater-Sohn-Gespann auch bei vielen Oldtimertreffen dabei. Aber am kommenden Wochenende haben sie etwas Besonderes vor. „Jetzt bin ich tatsächlich ein bisschen aufgeregt“, gibt Christian Ahnert zu, den als Nahverkehrsleiter bei der Waldheimer Speditionsgesellschaft (WSG) eigentlich nichts aus der Ruhe bringen kann.

Christian und Heiner Ahnert beteiligen sich zum ersten Mal an der Oldtimer Traktor WM im österreichischen Ferleiten. Vor drei Jahren war Christian Ahnert mit seiner Familie auf dem Großglockner im Urlaub. In einem Museum auf der Edelweiß-Spitze hatte er von dieser Weltmeisterschaft erfahren. Sein Vater wollte unbedingt daran teilnehmen – wenn er Rentner ist. Dieser Wunsch geht jetzt in Erfüllung.

Christian und Heiner Ahnert krönen ihre Leidenschaft für große Fahrzeuge mit einer WM-Teilnahme.
Christian und Heiner Ahnert krönen ihre Leidenschaft für große Fahrzeuge mit einer WM-Teilnahme. © Dietmar Thomas

Allerdings haben beide nicht geahnt, welcher Aufwand damit verbunden ist. Die Anmeldung schafften sie rechtzeitig. Bereits im Februar ergatterten sie zwei der insgesamt 450 Startplätze. „Die waren innerhalb von drei Wochen ausgebucht“, so Christian Ahnert.

Er wird auf einem 15 PS-starken Eicher EKL 15/2, Baujahr 1956, sitzen. Vater Heiner tritt mit einem Eicher Mammut 74 an. Der Traktor, Baujahr 1974, hat 55 PS. Außerdem werden sie von drei weiteren Traktor-Freunden aus der Region zu dieser 22. WM begleitet. Alle gemeinsam stemmen sie die Finanzierung.

Sondergenehmigung für 40-Tonner

Für den Transport stellt die WSG einen 40-Tonner zur Verfügung. Am Donnerstagnachmittag wurden die fünf Traktoren verladen. Schon das war eine Herausforderung. Denn der Sattelzug ist etwas kürzer als das ursprünglich vorgesehene Fahrzeug. Das ist jedoch in Österreich nicht zugelassen. „Wir brauchten aber auch für den 40-Tonner eine Sondergenehmigung, denn solche großen Fahrzeuge dürfen eigentlich nicht zum Großglockner fahren“, erklärt Ahnert.

Gleich nachdem sich die Türen des Sattelzuges geschlossen haben, ist Christian Ahnert in Richtung Österreich gestartet. Für die rund 610 Kilometer lange Strecke rechnet er mit einer Fahrzeit von acht Stunden. Ziel ist der Parkplatz einer geschlossenen Seilbahn bei Zell am See. Dort werden die Traktoren abgeladen und müssen dann noch 17 Kilometer bis zum Startplatz in Ferleiten fahren, wo die technische Abnahme der Fahrzeuge erfolgt.

Die Voraussetzungen, damit sie starten dürfen, sind streng. Unter anderem sollten sie Bio-Sprit im Tank haben. Am Sonnabend müssen die Fahrer früh raus. Bereits um 7 Uhr steht deren Besprechung auf dem Plan. „Ab 8.30 Uhr werden die Fahrzeuge im 15-Sekundentakt auf die Strecke geschickt“, so Ahnert. Die ist bis zum Fuschertörl 15 Kilometer lang und auf der Hochalpenstraße in zwei Abschnitte geteilt. Auf denen geht es nicht um Schnelligkeit, sondern um Geschicklichkeit, das heißt gleichbleibende Geschwindigkeit.

© Dietmar Thomas
© Dietmar Thomas
© Dietmar Thomas
© Dietmar Thomas
© Dietmar Thomas
© Dietmar Thomas

Die darf zu keinem Zeitpunkt über 30 Kilometer pro Stunde betragen. Ein Abbremsen vor dem Ziel ist verboten, ebenso wie die Verwendung von hochtechnischem Equipment. Das ist in den Traktoren von Vater und Sohn Ahnert nicht vorhanden. Im Gegenteil. „Ich fahre ohne Tacho und Drehzahlmesser, nur nach Gefühl“, sagt Christian Ahnert. Dabei müsse er auch berücksichtigen, dass die Luft am Startpunkt auf 700 Metern Höhe eine andere ist, als am Zielpunkt auf 2.000 Metern Höhe.

Und der 38-Jährige muss noch eine Frage klären: „Was ziehe ich an?“ Denn der 68 Jahre alte Traktor ist offen und derzeit liegt die Temperatur am WM-Ort bei minus sechs Grad. Zudem gibt es eine zehn Zentimeter hohe Schneedecke.

Den Sieg nach Sachsen holen

Die Starts sind in fünf Wertungsgruppen vorgesehen. Für Christian Ahnert wird es die Zweite für die Baujahre 1954 bis 1963 sein und für Heiner Ahnert die Vierte für die Baujahre 1974 bis 1983. Die drei Besten aus allen Gruppen fahren mit dem Weltmeister-, Vizeweltmeistertitel oder dritten Platz nach Hause. „Ich bin sehr ehrgeizig. Ich werde versuchen, den Titel nach Sachsen zu holen“, sagt Christian Ahnert mit einem Augenzwinkern.

Die Teilnehmer fahren aber nicht nur die Straße auf den höchsten Berg Österreichs nach oben und wieder hinab. Bis Sonntag gibt es auch ein umfangreiches Rahmenprogramm. „Die WM ist so straff gestrickt, dass ich gar nicht weiß, wann ich schlafen soll“, meint Ahnert. Das sei ohnehin nur im Sattelzug möglich. Denn die Hotels rund um den Veranstaltungsort seien bereits lange ausgebucht.

Obwohl Christian Ahnert noch nicht weiß, was ihn in Österreich erwartet, ist er sich schon sicher, dass er im kommenden Jahr erneut bei der Oldtimer Traktor WM dabei sein will. Und das nicht allein. Der Logistiker würde die Tour auch für weitere Traktor-Fans organisieren – von der Anmeldung über den Transport bis zu allem, was vor Ort erledigt werden muss. „Interessierte können sich bis zum Jahresende bei mir melden. Denn die Anmeldung für die 23. WM wird Anfang 2025 freigeschaltet“, sagt er.

  • Kontakt Christian Ahnert: Tel. 034327 670131