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Nach monatelangem Stillstand: So gehen die Arbeiten an der A 14-Brücke bei Grimma weiter

Bereits im Juni sollte die Stahlkonstruktion auf dem zweiten Pfeiler angekommen sein. Doch dieser Vorschub ist erst Mitte September erfolgt. Was der Grund ist und welche Folgen die Verzögerung hat. Mit Video und Fotogalerie.

Von Cathrin Reichelt
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Neben der A 14-Brücke bei Grimma entsteht eine Ersatzbrücke, die gleichzeitig Teil der neuen Brücke sein wird.
Neben der A 14-Brücke bei Grimma entsteht eine Ersatzbrücke, die gleichzeitig Teil der neuen Brücke sein wird. © SZ/DIetmar Thomas

Grimma. Der Bau der neuen A 14-Brücke bei Grimma hat es in sich. Monatelang herrschte dort Stillstand. Der sogenannte Schnabel der Stahlkonstruktion für die Ersatzbrücke hing zwischen dem ersten und zweiten der vier Brückenpfeiler. Nun tut sich wieder etwas.

Die Bewegung der in dem großen Zelt an der A 14 zusammengesetzten Brückenteile ist kaum wahrnehmbar. Sie erfolgt in Einzelschüben von 40 Zentimetern. Und obwohl die Aktion mit einer computergesteuerten Vorschubanlage erfolgt, die zwölf Stahlseile bewegt, geht es nicht ohne Handarbeit.

An der Stelle, an der die Konstruktion den ersten Brückenpfeiler passiert, schiebt ein Arbeiter immer wieder Teflon beschichtete Platten dazwischen. Und auf diese kommt ein ganz besonderes Schmiermittel: Fit. So rutschen die Stahlteile etwa zehn Meter pro Stunde vorwärts. 40 Meter sind es am Donnerstag insgesamt.

Dieser Abschnitt sollte eigentlich schon im Juni geschafft sein. Doch es gab bereits im Frühjahr ein Problem mit dem Korrosionsschutz. Das war bei einer routinemäßigen Qualitätskontrolle festgestellt worden. Die Stahlbauteile werden in einem Unternehmen vormontiert und erhalten dort eine Grundierung.

Die Deckschicht des Korrosionsschutzes wird später in dem Zelt auf der Baustelle aufgebracht, wo der Brückenüberbau zusammengeschweißt wird. Dort wurde festgestellt, dass die abschließende Schutzschicht bereichsweise Unregelmäßigkeiten aufweist.

„Wir haben einen Gutachter eingeschaltet und ein Instandsetzungskonzept umgesetzt“, erklärt Deges-Projektleiter Bernd Urbank. Die Deges ist eine Projektmanagementgesellschaft von Bund und Ländern und verantwortet die Planung und Baudurchführung des Brückenbaus. Die konkrete Ursache für die Unregelmäßigkeiten nennt er nicht. Die Untersuchung sei abgeschlossen und werde derzeit ausgewertet.

Brücke soll bis zu 100 Jahre halten

Dass der Korrosionsschutz hundertprozentig funktioniert, ist von doppelter Bedeutung. Denn die derzeit entstehende Brücke dient nicht nur als vorübergehender Ersatz, sondern ist auch Teil der neuen Großbrücke. Und die sollte nach heutigen Schätzungen 80 bis 100 Jahre halten.

Der Bau der Brücke soll nun kontinuierlich fortgeführt werden und bis Ende des Jahres vier weitere Vorschübe erfolgen. Der sechste, über die Mulde, wird mit 90 Metern der Längste sein. Alle anderen sind zwischen 40 und 70 Meter lang. Ende Januar/Anfang Februar müsste das Brückenkonstrukt auf der anderen Seite angekommen sein.

„Dann werden die Verschubanlagen ausgebaut und der Überbau in die endgültige Höhe auf die Pfeiler abgesenkt“, so Urbank. Anschließend sind der Aufbau der Fahrbahn und parallel dazu die Herstellung der Straßenanbindungen geplant.

Projektleiter Bernd Urbank (links) und Projektmanager Hartmut Schurig überwachen den Fortgang der Arbeiten an der A14-Brücke bei Grimma.
Projektleiter Bernd Urbank (links) und Projektmanager Hartmut Schurig überwachen den Fortgang der Arbeiten an der A14-Brücke bei Grimma. © SZ/DIetmar Thomas
Die Ersatzbrücke wird im selben bogenförmigen Verlauf wie die bestehende Brücke gebaut.
Die Ersatzbrücke wird im selben bogenförmigen Verlauf wie die bestehende Brücke gebaut. © SZ/DIetmar Thomas
Ein Arbeiter schiebt eine Teflon beschichtete Platte zwischen die Stahlkonstruktion und die Aufleger.
Ein Arbeiter schiebt eine Teflon beschichtete Platte zwischen die Stahlkonstruktion und die Aufleger. © SZ/DIetmar Thomas
Die Ausleger werden künftig einen Teil der Fahrbahn halten.
Die Ausleger werden künftig einen Teil der Fahrbahn halten. © SZ/DIetmar Thomas
Der Vorschub erfolgt, bis der grüne Teil der Stahlkonstruktion am Brückenpfeiler angekommen ist.
Der Vorschub erfolgt, bis der grüne Teil der Stahlkonstruktion am Brückenpfeiler angekommen ist. © SZ/DIetmar Thomas

Anfang 2026 werde der Verkehr von der bestehenden Autobahnbrücke auf die Ersatzbrücke geleitet. Auf der sind vier Spuren vorgesehen, auf denen die Höchstgeschwindigkeit 80 Kilometer pro Stunde betragen wird.

In umgekehrter Reihenfolge, wie sie aufgebaut wurde, folgt der Abriss der alten Brücke, dem sich der Bau des zweiten Teils der neuen Brücke anschließt. Beide Teile stehen dann etwa 15 Meter voneinander entfernt und werden letztendlich komplett zusammengeschoben.

Arbeiten drei Monate im Verzug

Seit Oktober 2022 laufen die Arbeiten für den Ersatzneubau der Großbrücke zwischen den A 14-Anschlussstellen Grimma und Mutzschen. Dies sei notwendig, weil sich der Zustand der bestehenden Brücke seit ihrem Bau Anfang der 1970er-Jahre deutlich verschlechtert hat.

Grund ist das immer größer werdende Verkehrsaufkommen. Für das Jahr 2030 sind rund 50.000 Fahrzeuge in 24 Stunden prognostiziert. Davon macht der Schwerverkehr 20 bis 25 Prozent aus.

Die neue Großbrücke wird 361 Meter lang. Sie verläuft – wie das Bestandsbauwerk – in einer Höhe von rund 21 Metern über der Mulde. Auch auf dem neuen Bauwerk wird der Verkehr über vier Fahrspuren fließen.

Durch den Stillstand sind die Arbeiten derzeit drei Monate im Verzug. Trotzdem soll die neue Brücke im Jahr 2028 fertig werden. Nur auf einen Monat legt sich Bernd Urbank nicht fest. Auch an den geplanten Kosten in Höhe von reichlich 80 Millionen Euro habe sich bisher nichts geändert.