Mittelsachsen/Grimma. Bis zum Dienstagabend war Hartmut Schurig überzeugt: „So etwas kann in Deutschland nicht passieren.“ Nach dem Einsturz eines Teils der Carolabrücke in Dresden, muss der Ingenieur diese Ansicht revidieren.
„Für uns Fachleute ist das unbegreiflich“, sagt Schurig, der bei der Deges für das Projektmanagement konstruktiver Ingenieurbau zuständig ist. Die Deges kümmert sich im Auftrag der Autobahn GmbH unter anderem um die Vorbereitung, Planung und den Bau von Brücken, Tunneln und Lärmschutzwänden auf Autobahnen – derzeit auch um den Neubau der Großbrücke der A 14 bei Grimma.
Schurig arbeitet seit 33 Jahren in dem Job. Weder aus dieser Zeit noch aus der deutschen Geschichte kennt er einen ähnlichen Fall. „Beginnend mit dem Autobahnbau wurde die DIN 1076 entwickelt, die die Prüfung von Ingenieurbauwerken regelt. Zu denen gehören zum Beispiel Lärmschutzwände, Verkehrszeichenbrücken, Stützwände und Brücken mit einer Stützweite ab zwei Metern.
Laut der DIN müssen die Bauwerke jährlich besichtigt werden. Alle drei Jahre erfolgt eine einfache Prüfung und alle sechs Jahre die Hauptprüfung, bei der jedes einzelne Bauteil der Brücke oder Stützmauer kontrolliert wird. Nach besonderen Ereignissen, wie einem Hochwasser, sei auch eine Sonderprüfung vorgesehen.
Eigener Prüfer im Landkreis
Mittelsachsen gibt pro Jahr rund 200.000 Euro für Bauwerksprüfungen aus, speziell für Stützwände und Brücken. Insgesamt 370 solcher Bauwerke gibt es im Landkreis, erklärt Claudia Landgraf, Leiterin der Abteilung Straßen im Landratsamt.
Die Prüfung erfolge durch externe Prüfer. „Seit einem Jahr haben wir auch einen eigenen Bauwerksprüfer im Haus. Das ist wie Goldstaub für den Landkreis“, beschreibt Claudia Landgraf, wie selten das in einer Behörde der Fall ist. Der interne Prüfer kümmere sich unter anderem um Bauwerke, die kurzfristig geprüft werden müssen oder bei denen die Prüfungsintervalle kürzer liegen.
Viel Wert werde auf die Instandsetzung und die Instandhaltung der Bauwerke gelegt, um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten. Es gebe in Mittelsachsen Brücken, mit teilweisen Einschränkungen für den Verkehr.
Die Brücke in Gadewitz sei aber die einzige, die komplett für den Verkehr gesperrt ist. Derzeit würde die Vorplanung für den Neubau laufen und die Abstimmungen mit der Deutschen Bahn erfolgen.