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Hartha trauert um Sechsjährige: Damit Chayenne nicht vergessen wird

Bewegende Momente: Bei einer öffentlichen Trauerfeier nehmen etwa 100 Harthaer Abschied von dem sechsjährigen Mädchen, das sein Leben bei einem Unfall verlor.

Von Elke Görlitz
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Überwältigt von der großen Anteilnahme sind Großtante Ute Kirsten, eine Freundin und Chayennes Brüder.
Überwältigt von der großen Anteilnahme sind Großtante Ute Kirsten, eine Freundin und Chayennes Brüder. © Lutz Weidler

Hartha. Es ist Sonnabendmittag und der strahlende Sonnenschein mag nicht so richtig passen zu dem traurigen Anlass: Hartha nimmt bei einer öffentlichen Trauerfeier Abschied von der sechsjährigen Chayenne, die am 30. September bei einem schrecklichen Unfall ihr Leben verlor.

In der Friedhofskapelle sind Fotos des lebensfrohen Mädchens zu sehen, das für die Familie die kleine Prinzessin war. Die große Kuschelmaus, die neben ein großes Herz aus Blüten drapiert ist, hat vor einigen Wochen Chayennes Zuckertüte geschmückt. Auf einem Foto ist die Erstklässlerin zu sehen, die stolz ihren Ranzen trägt, sich an die Plüschmaus schmiegt und in die Kamera strahlt mit ihren großen dunklen Augen.

Trauer um die Freundin und Mitschülerin

Unzählige Plüschtiere, Kerzen und Zeichnungen haben die Harthaer für Chayenne in die Kapelle gebracht. Auch die am Unfallort abgelegten Stücke wurden in die Kapelle gebracht.
Unzählige Plüschtiere, Kerzen und Zeichnungen haben die Harthaer für Chayenne in die Kapelle gebracht. Auch die am Unfallort abgelegten Stücke wurden in die Kapelle gebracht. © Lutz Weidler
Friedhofsgärtner Sebastian Markert und der Chef des gleichnamigen Bestattungshauses Markus Schönfeld (nicht im Bild) helfen beim Gestalten der Feierhalle.
Friedhofsgärtner Sebastian Markert und der Chef des gleichnamigen Bestattungshauses Markus Schönfeld (nicht im Bild) helfen beim Gestalten der Feierhalle. © Lutz Weidler
Ein letzter Gruß für Chayenne. Viele solcher Zeichnungen haben Kinder am Unfallort und in der Kapelle abgelegt.
Ein letzter Gruß für Chayenne. Viele solcher Zeichnungen haben Kinder am Unfallort und in der Kapelle abgelegt. © Lutz Weidler
Neben einem großen Herz aus Blüten und einem Foto von Chayenne sitzt eine Plüschmaus. Sie zierte vor wenigen Wochen die Zuckertüte des verunglückten Mädchens.
Neben einem großen Herz aus Blüten und einem Foto von Chayenne sitzt eine Plüschmaus. Sie zierte vor wenigen Wochen die Zuckertüte des verunglückten Mädchens. © undefined

Die Friedhofskapelle ist mit unzähligen Plüschtieren und Zeichnungen geschmückt, die Kinder an der Unfallstelle an der Dresdner Straße abgelegt hatten. "Aufgrund der so großen Anteilnahme haben wir uns zu dieser öffentlichen Feier entschieden", sagt Chayennes Großtante Ute Kirsten. Sie selbst hat die Bilder laminiert, "damit sie noch lange schön aussehen", wie sie sagt.

Die sechsjährige Nadine hat mit Chayenne den Kindergarten besucht. Nadine und ihre Geschwister Tobias (5) und Patricia (3) kennen Chayenne und ihre Familie gut. Sie sind mit ihrer Mutter Jennifer Ehlert zum Friedhof gekommen, um noch einmal Abschied zu nehmen. Auch sie hatten an der Unfallstelle schon Kerzen aufgestellt und für die Freundin Bilder gemalt.

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Thomas Schneider hatte schon am Tag nach dem Unfall eine Spendenaktion initiiert. Da wusste er noch nicht einmal, dass er das Mädchen kennt. Seine Idee war es, Geld für eine Gedenktafel zu sammeln. Dafür hat der alleinerziehende Vater, dessen Sohn Enzo Felize mit Chayenne den Kindergarten besuchte, inzwischen 1.500 Euro gesammelt.

Spenden für einen Gedenkstein

„Ich war schon beim Eigentümer des Grundstücks. Hans-Jürgen Estler sagte mir, dass es sich bei der Mauer am Fußweg um ein Denkmal handelt, das saniert werden soll“, berichtet Thomas Schneider. Deshalb dürfte keine Tafel fest installiert werden. Sie müsse abbaubar sein. Bei der Steinmetzfirma Just habe er diese Woche einen Termin und möchte klären, was überhaupt machbar ist. „Und ich will die Familie nach ihren Wünschen für eine Inschrift fragen“, so Thomas Schneider gegenüber Sächsische.de.

Für ihn stand gleich fest, dass er die öffentliche Trauerfeier besuchen werde. Als er erfuhr, dass es sich bei dem sechsjährigen Unfallopfer um Chayenne handelt, sei er total geschockt gewesen. "Es war ein so freundliches, liebes und nettes Mädchen mit Knopfaugen", so Thomas Schneider. Und er sagte sich: Irgendwann werden Blumen, Kerzen und Plüschtiere von der Unfallstelle verschwunden sein. Deshalb soll dort etwas Bleibendes als Erinnerung hin. „Jeder Cent, der nicht für die Tafel gebraucht wird, geht an die Familie.“

Auch René Naumann war es ein Herzensbedürfnis, etwas für die Familie von Chayenne zu tun. In der Neuwallwitzer Familie seien Tränen geflossen, als der Tod des Mädchens bekannt wurde. Ute Kirsten, die Großtante der Sechsjährigen, habe ihn gebeten, einen Text zu verfassen.

Einen Text aus der Perspektive des Mädchens, das gerade erst ein paar Wochen zur Schule ging und noch so viel vor sich hatte. René Naumann spricht den Text und vertonte ihn. „Ach, wenn Du hier sein könntest, meine liebe Mama, um das zu sehen, dass es mir gut geht, das wäre schön“, lässt Naumann Chayenne sagen. Worte, die trösten sollen, es wohl aber im Moment noch gar nicht können.

Familienvater lässt Chayenne erzählen

René Naumann findet aber auch deutliche Worte für den Unfallfahrer, der alkoholisiert und ohne Führerschein unterwegs war, als er die Kontrolle über den BMW verlor. "Es müsste ein absolutes Alkoholverbot geben und viel strenger kontrolliert werden", sagt er und Ute Kirsten nickt zustimmend.

Gemeinsam hatten beiden eine Spendenaktion für Chayennes Familie organisiert. Mit dem Geld, mehr als 15.500 Euro sind schon zusammengekommen, sollen Trauerfeier und Beisetzung finanziert werden. Aber auch eine Familientherapie. "Die vier Brüder von Chayenne brauchen professionelle Hilfe, sagt Ute Kirsten. Entsprechende Kontakte hatte sie schon geknüpft. Und sie ist froh, dass die Brüder die erste Woche der Herbstferien im Natur- und Freizeitzentrum Töpelwinkel verbringen durften. "Sie mussten einfach mal raus", so die Tante.

Dankeschön für überwältigende Anteilnahme

Die Trauer sitzt tief, die Verzweiflung darüber, die Tochter, Schwester und Nichte durch den schrecklichen Unfall verloren zu haben, ist riesengroß. Trotzdem kommen die Eltern und Geschwister am Ende der öffentlichen Trauerfeier in die Friedhofskapelle, die von vielen Kerzen erhellt wird. Das war so eigentlich gar nicht geplant. Sie sind überwältigt von der erneut großen Anteilnahme.

Sie werden in der kommenden Woche im Familienkreis Abschied nehmen von Chayenne. Schon jetzt bedanken sie sich: „Dass wir in unserem Schmerz und unserer Trauer nicht allein waren, hat uns Kraft geschenkt. Als tröstend und stärkend haben wir empfunden, mit welcher Zuneigung und Wertschätzung unserer lieben Chayenne gedacht wurde.“

Dieser Beitrag wurde am 23. Oktober um 12.23 Uhr geändert. Auf dem Foto ist nicht die Mutter, sondern eine Freundin zu sehen. Für den Irrtum bitten wir herzlich um Entschuldigung.