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Döbeln

Gegen das Vergessen: Ausstellung in Döbeln

Die François Maher Presley Stiftung zeigt die Ausstellung „Gegen das Vergessen“ nun auch in Döbeln. Ein Teil des Begleitbuches ist der Ukraine gewidmet.

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Thomas Geve (93) überlebte als Kind das KZ Buchenwald. Seine Gefühle und Erlebnisse zeichnete er. Diese Bilder sind in Döbeln zu sehen. Foto: Presley-Stiftung
Thomas Geve (93) überlebte als Kind das KZ Buchenwald. Seine Gefühle und Erlebnisse zeichnete er. Diese Bilder sind in Döbeln zu sehen. Foto: Presley-Stiftung © Presley-Stiftung

Von Dagmar Doms-Berger

Döbeln. Er ist einer der letzten Überlebenden des Holocausts: Thomas Geve. Der 93-Jährige gehört zu den 904 Kindern und Jugendlichen, die das Konzentrationslager Buchenwald überlebt haben. Als er am 11. April 1945 befreit wurde, hatte er fast zwei Jahre in den Lagern Auschwitz, Groß Rosen und Buchenwald verbracht. Überlebt hat er auch deswegen, weil ihn Mithäftlinge in den letzten Tagen des Lagers Buchenwald „umlabelten“, ihm den Judenstern von seiner Häftlingsjacke gerissen und ihn durch einen roten Winkel ersetzt hatten. Durch diese menschliche Solidarität entging er dem Todesmarsch.

Kurz nach der Befreiung in Buchenwald gab man dem 15-Jährigen Papier und Stifte, mit denen er auf alten Papierbögen der SS den grauenhaften Alltag, den er in den Lagern miterlebt hatte, mit kindlichem Strich zu malen. Diese Bilder sind nun nach mehreren Stationen im Landkreis zusammen mit Buchenwald-Fotografien des ehemaligen Gefangenen Alfred Stüber im Döbelner Theater zu sehen. „Gegen das Vergessen“ ist der Titel der Wanderausstellung. Ab 10. April wird die Ausstellung zu sehen sein. Bis 10. Mai haben Besucher während der Öffnungszeiten des Theaters Gelegenheit, die Bilder zu besichtigen.

Ausstellung als Mahnung und Erinnerung

„Gerade derzeit und angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine ist es wichtig darauf hinzuweisen, dass gerade diese Nation sehr unter dem deutschen Faschismus und vorher bereits und nachher unter Russlands Faschisten Stalin gelitten hat“, sagt François Maher Presley von der François Maher Presley Stiftung für Kunst und Kultur. Die Ukraine war eines der Hauptkriegsgebiete im Zweiten Weltkrieg. Weite Teile des Landes wurden verwüstet. Das Land hatte über vier Millionen zivile Opfer zu beklagen, bald 14 Prozent der Gesamtbevölkerung, darunter eineinhalb Millionen Juden; zwei Millionen Menschen wurden als Zwangsarbeiter verschleppt. Die Ukraine erlebte seit über einem Jahrhundert Fremdherrschaft, Gewalt und Tod. Jetzt wieder.

„Diese Ausstellung verstehe ich als Mahnung und Erinnerung daran, dass wir in Deutschland für die dortige Freiheit und Demokratie Verantwortung tragen und uns nicht wieder hinter fragwürdigen Diskussionsrunden und wirtschaftlichen Interessen verstecken“, so Presley. In dem Begleitbuch zur Ausstellung werden die fürchterlichen Geschehnisse in der Ukraine während der nationalsozialistischen Herrschaft in Deutschland beschrieben in einem Beitrag von François Maher Presley über Erlebnisse in der westukrainischen Stadt Czernowitz.

Musik von Theodorakis zur Eröffnung

Dr. Rudolf Lehle, Fraktionsvorsitzender der CDU Döbeln, wird in Döbeln die Ausstellung am 9. April, 18 Uhr, eröffnen. „Mit großer Erwartung sehe ich der Ausstellung von Bildern aus den Konzentrationslagern Groß Rosen und Auschwitz entgegen. So gut auch am Bildschirm der Blick auf die Bilder sein mag, die Tragik und das Grauen erschließen sich erst im direkten Kontakt mit den Bildern selbst“, sagt Lehle. Besonders ist auch der musikalische Rahmen.

Zur Ausstellungseröffnung erklingt die Mauthausen-Kantate des griechischen Komponisten Mikis Theodorakis. Selbst Widerstandskämpfer gegen den Faschismus, Folteropfer und während des Bürgerkriegs Gefangener auf der berüchtigten Gefängnisinsel Makronissos komponierte Theodorakis den eindringlichen Zyklus von vier Liedern auf Texte des griechischen Dichters Iakovos Kambanellis, eines Überlebenden des Konzentrationslagers Mauthausen. Die vier Gedichte spiegeln Kambanellis‘ eigene Erfahrungen in Mauthausen wider, einschließlich seiner Liebe zu einer litauisch-jüdischen Frau inmitten der Gräueltaten, die sie im Lager erleben. Es musizieren Mitglieder der Mittelsächsischen Philharmonie sowie Uta Simone, Sopran, unter der Leitung von José Luis Gutiérrez.

Die Wanderausstellung der François Maher Presley Stiftung für Kunst und Kultur steht unter der Schirmherrschaft des Landrats des Landkreises Mittelsachsen Matthias Damm in Zusammenarbeit der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora.

In der Ausstellung stehen Materialen zur Verfügung, die eine intensivere Beschäftigung mit dem Thema ermöglichen.