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Döbeln

So klappt es mit Pflege trotz Beruf

Um Menschen, die Angehörige pflegen, besser im Beruf zu unterstützen, bietet der Verein Lebenszeit eine Schulung zum betrieblichen Pflegelotsen an. Warum das wichtig ist.

Von Lea Heilmann
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Der Großteil der pflegebedürftigen Menschen wird von Familienangehörigen gepflegt. Mit der Schulung zum betrieblichen Pflegelotsen will der Verein Lebenszeit diese unterstützen.
Der Großteil der pflegebedürftigen Menschen wird von Familienangehörigen gepflegt. Mit der Schulung zum betrieblichen Pflegelotsen will der Verein Lebenszeit diese unterstützen. © dpa

Leisnig. Pflegende Angehörige – der größte Pflegedienst in Deutschland. 85 Prozent der Pflegebedürftigen waren 2021 in Sachsen in häuslicher Pflege. Neben der Arbeit kümmern sich die Angehörigen um Partner, Eltern oder Großeltern.

Viele stellt das vor große Herausforderungen. Nicht nur bürokratische, sondern auch berufliche. Schon mehrmals hat Marlen Bartsch, Leiterin des Beratungszentrums, das vom Leisniger Hospizverein Lebenszeit betrieben wird, bei Beratungen mitbekommen, dass Menschen aufgrund häufiger Krankheitsausfälle, gekündigt wurden.

Um sowohl die Mitarbeiter als auch die Unternehmen bei der Thematik besser zu unterstützen, bietet der Verein als einer von drei in Sachsen eine Weiterbildung zum betrieblichen Pflegelotsen an.

Schulung für alle Unternehmen geeignet

Ein Lotse ist ein speziell geschulter Mitarbeiter im Unternehmen, der als erster Ansprechpartner in allen Fragen rund um die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf dient. „In Zusammenarbeit mit dem Pflegenetz Mittelsachsen waren wir an der Erprobung der Schulung dabei“, so Bartsch. Auf Initiative des Pflegenetzes Mittelsachsen wurde die Schulung innerhalb von drei Jahren entwickelt.

Bereits bei dem Probedurchlauf habe sich gezeigt, wie wichtig Pflegelotsen sind. Denn die geschulten Lotsen hatten später berichtet, wie viele Kollegen doch erzählt hatten, dass sie einen Angehörigen pflegen. „Da gibt es auf jeden Fall eine Dunkelziffer“, so Bartsch. Und die könnte in den kommenden Jahren weiter ansteigen. In Sachsen ist im Vergleich zu 2021 innerhalb von zehn Jahren die Anzahl an pflegebedürftigen Personen um 124 Prozent gestiegen.

Die betrieblichen Pflegelotsen sollen auch dazu führen, dass die Unternehmen entlastet werden und beispielsweise Wege außerhalb einer Krankschreibung gefunden werden können. Die Schulungen für die Pflegelotsen sind grundsätzlich für alle Unternehmen geeignet, so Bartsch. „Es kommt natürlich auch etwas auf die Größe des Unternehmens an. Bei zwei bis drei Mann Betrieben ist es häufig schwierig, dass beispielsweise die Kollegen es abfangen können, wenn ein Mitarbeiter in Teilzeit wechselt“, erklärte sie weiter.

Erste Pflegelotsen-Schulung in Leisnig im Oktober

In Leisnig findet die Schulung am 24. Oktober von 8 bis 15 Uhr statt, freie Plätze gibt es noch. In dem Grundkurs, der aus acht Modulen besteht, geht es viel um die gesetzlichen Grundlagen, wie eine Pflegebegutachtung abläuft, aber auch, wie sich Beruf und Pflege vereinbaren lassen. Am 10. April findet ein Anschlusstermin statt. „Da geht es unter anderem um Feedback, also wie kamen die Pflegelotsen im Unternehmen an“, so Bartsch. Außerdem werden die letzte Lebensphase sowie auch Demenzerkrankungen thematisiert.

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Grundsätzlich kann jeder die Schulung als Pflegelotse durchlaufen. „Grundlegend sind eine gewisse Kommunikationsbereitschaft und Verständnis“, sagte sie weiter. Auch ein guter Zugang zu den Mitarbeitern sei wichtig, weil eben viele pflegende Angehörige Angst haben, ihren Job zu verlieren und teilweise im beruflichen Kontext gar nicht darüber sprechen. Neben dem Verein Lebenszeit bieten auch die Fort- und Berufsbildungsakademie Brand-Erbisdorf sowie die Aubisoka UG aus Dresden die Schulung an. Interessierte können sich online anmelden.