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Weshalb die Gymnasiasten in Hartha bereits gewählt haben

Am Sonntag ist Landtagswahl. Aber die Schüler konnten ihre Kreuze bereits vorab setzen. So haben sie sich entschieden.

Von Cathrin Reichelt
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Die Praktikantinnen Rosali Becker (l.) und Lea Schenk haben die Juniorwahl im Harthaer Gymnasium unterstützt.
Die Praktikantinnen Rosali Becker (l.) und Lea Schenk haben die Juniorwahl im Harthaer Gymnasium unterstützt. © SZ/DIetmar Thomas

Hartha. Die Zehnt- bis Zwölftklässler des Martin-Luther-Gymnasiums Hartha wissen jetzt, wie es sich anfühlt, zu wählen. Dabei dürfen die meisten am Sonntag zur Landtagswahl in Sachsen noch keine Kreuze auf den Stimmzettel setzen.

Das haben sie nun bereits im Vorfeld – bei der Juniorwahl.

Zwei Zimmer wurden zu Wahlräumen umfunktioniert. In einem kontrollierten zwei Wahlhelferinnen aus einer zehnten Klasse die Wahlbenachrichtigungen, die die jungen Leute in der Schule erhalten hatten.

Echt wirkende Wahlscheine

Sie waren den echten Benachrichtigungen ebenso nachempfunden wie die Wahlscheine. Diese waren aber mit „Juniorwahl“ gekennzeichnet und hatten einen anderen Farbton als die, mit denen am Sonntag tatsächlich Entscheidungen getroffen werden.

Im Nachbarraum hatten 194 „Wahlberechtigte“ in vier Wahlkabinen die Möglichkeit, sich unbeobachtet für einen Direktkandidaten und eine Partei zu entscheiden.

Wie die Wahl insgesamt ausgegangen ist, darf laut der Wahlordnung frühestens am Sonntag ab 18 Uhr bekannt gegeben werden. Im Gymnasium erfolgt die Veröffentlichung des Ergebnisses in der kommenden Woche.

Drei Elftklässler haben dieser Zeitung aber bereits verraten, wo sie ihre Kreuze gesetzt haben. Das Wahlprogramm der SPD sei relativ konform mit dem, was sie als wichtig erachtet, meint eine junge Frau.

Außerdem wolle sie mit der Entscheidung für die Sozialdemokraten „gegen die rechten Parteien drücken“. Es sei wichtig, dass der Rechtspopulismus kontrollierbar bleibt und die Menschen nicht eingeschränkt werden, meint sie.

Unterschiedliche Meinungen

Unterschiedlich hat ein junger Mann gewählt: die Kandidatin des BSW und die CDU als Partei. „Den Kandidaten der CDU halte ich nicht für stark genug, um als Spitzenkandidaten aufzutreten“, meint er.

Prinzipiell tendiere er aber zu den Werten der CDU. Aus menschlicher Sicht finde er das BSW gut. „Ich unterstütze deren Werte aber nicht, weil ich keine kommunistische Partei wählen will“, sagt er.

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Ein Klassenkamerad der jungen Leute hat jeweils die Freien Wählern angekreuzt. Die Partei sei volksnah und transparent. „Und die Direktkandidatin kommt aus Kriebstein und damit aus der Umgebung. Das ist ein Bezugspunkt“, erklärt er und ergänzt: „Ich finde ihre politischen Ansichten gut.“ Zudem engagiere sich ein Verwandter bei den Freien Wählern und er diskutiere oft mit seinen Eltern über politische Themen. Sie hätten ähnliche Ansichten.

Alle drei Jugendlichen sind 16 Jahre alt. Zwei durften im Juni bereits an der Europawahl teilnehmen. Aber sie sind sich mit ihrem Klassenkameraden einig und gegen ein prinzipielles Herabsetzen des Wahlalters auf 16 Jahre.

„Persönlich würde ich mich bereit fühlen“, meint die junge Frau. Aber bei den meisten sei das noch nicht der Fall. „Wir gehen noch zur Schule und sind noch nicht im Sozialstaat verankert“, konkretisiert einer der jungen Männer. Vieles laufe noch über die Eltern, sodass die Jugendlichen weniger Verantwortung hätten als die Erwachsenen.

Und, so der Dritte, „Studien belegen, dass es bei den Jugendlichen einen enormen Rechtsruck gibt.“ Junge Leute ließen sich noch leicht beeinflussen. „Aber ich möchte nicht von Rechtsextremen regiert werden“, erklärt er.

Juniorwahl widerspiegelt Stimmungsbild

Die Juniorwahl zeichnet nicht nur ein Stimmungsbild unter den Jugendlichen, sondern sorgt dafür, dass sich die jungen Leute gezielt mit den politischen Parteien und deren Zielen auseinandersetzen.

Gemeinsam mit den Lehrerinnen für Gemeinschaftskunde, Rechtserziehung und Wirtschaft (GRW) Silke Euchler und Maxi Fuhrig begann die Vorbereitung teilweise bereits im vergangenen Schuljahr.

„Die Schüler haben Plakate angefertigt, mit denen sie zur Wahl aufgerufen haben“, so Silke Euchler. Außerdem seien die Wahl an sich und die Wahlprogramme im Unterricht besprochen worden.

„Die Jugendlichen haben auch den Wahlomat genutzt und die Slogans auf den Wahlplakaten analysiert“, so Maxi Fuhrig.

Die Wahlvorbereitung war also vielfältig und hat offenbar dazu beigetragen, dass sich fast alle eine konkrete Meinung gebildet haben. Bis auf vier Schüler – die Wahl war freiwillig – haben alle zwei Kreuze auf den Wahlschein gesetzt.