In Mittelsachsen gibt es knapp 3.400 freie Kita-Plätze
Mittelsachsen. Vor einigen Jahren waren die Plätze in Kindertagesstätten und Horten in Mittelsachsen knapp. Inzwischen hat sich die Situation umgekehrt. Familien mit Kindern finden im Landkreis ein flächendeckendes Netz an Betreuungsangeboten für Kinder vom vollendeten ersten Lebensjahr bis zur Beendigung der vierten Klasse.
Es gibt sogar knapp 3.400 mehr Plätze als Kinder im genannten Alter, sodass in einigen Kommunen, wie Großweitzschen und Waldheim bisher über die Schließung einer Kita beziehungsweise die Reduzierung von Plätzen nachgedacht wurde (diese Zeitung berichtete).
Jetzt haben die CDU, SPD und Grüne im Sächsischen Landtag beantragt, dass der Landeszuschuss an die Kommunen für die Betreuung in den Kindereinrichtungen 2025 auf dem Niveau von 2024 bleibt. Damit sollen die Träger und Kommunen die Erzieher bis auf Weiteres halten können. Ändert das etwas an der Entscheidung von Waldheim und Großweitzschen?
Bedarf an Plätzen geht stark zurück
„Voraussichtlich nicht“, sagt Waldheims Bürgermeister Steffen Ernst (FDP) und verweist auf die Kinderzahlen. Wurden im Jahr 2021 noch 65 Kinder in Familien geboren, die in Waldheim und den Ortsteilen leben, waren es im vergangenen Jahr noch 35. „Der Bedarf an Plätzen in Kindereinrichtungen geht bis 2027 drastisch zurück“, so Ernst.
Laut der Prognosen seien 2025/26 beispielsweise 170 Krippenplätze vorhanden. Es bestehe aber ein Bedarf von nur 105 Plätzen. 2026/27 soll die Kapazität dann auf 135 Krippenplätze zurückgefahren werden. Aber auch dann werden nur 98 Plätzen benötigt.
Steffen Ernst zeigt Verständnis dafür, dass sich die Eltern und Träger der Einrichtungen für einen Erhalt in der jetzigen Form einsetzen. Er weist aber auch darauf hin, dass „jeder Raum mehr auch mehr Betriebskosten bedeuten, die letztendlich auf den Beitragsschlüssel der Eltern umgelegt werden.“
Mehr Hortplätze notwendig
Außerdem gebe es mit dem Jugendhilfeplan eine Empfehlung vom Landkreis. „Nach der arbeiten wir“, erklärt der Waldheimer Bürgermeister.
Und in dem kürzlich vom Jugendhilfeausschuss verabschiedeten Kita-Bedarfsplan heißt es : „Aufgrund des sichtbaren Rückgangs der wohnhaften Kinder in der Altersgruppe der Krippen- und Kindergartenkinder besteht ein deutlicher Überhang an Betreuungsplätzen in der Stadt Waldheim. Es ist ein Abbau von Betreuungsplätzen im Rahmen der Gesamt- und Planungsverantwortung des örtlichen Trägers der öffentlichen Jugendhilfe erforderlich. ... Im gemeinsamen Konsens mit der Stadt Waldheim werden die 60 Betreuungsplätze in der Außenstelle der Kita ,Wasserplanscher‘, Bahnhofstraße 83 spätestens zum Schuljahresende 2025/2026 abgebaut.“
Gleichzeitig sei eine Kapazitätserweiterung der Hortplätze notwendig, weil die Schülerzahl ab dem Schuljahr 2024/2025 weiter steige.
Für die Gemeinde Großweitzschen heißt es in dem Plan sowohl für die Krippen-, als auch Kindergarten- und Hortplätze, der „Bedarf kann gedeckt werden“. Auch wenn die Schülerzahl innerhalb von drei Schuljahren um zehn steigt, liege die Inanspruchnahme der Hortplätze bei 90 Prozent.
Bei den Kindergartenplätzen liege die Auslastung bei 112 Prozent und bei den Krippenplätzen nur bei 60 Prozent. Deshalb soll die Kita „Wirbelwind“ in Westewitz geschlossen werden. Sie ist auch in der Planung für 2025/26 nicht mehr aufgeführt.
Waldheim und Großweitzschen stehen beispielhaft für den gesamten Landkreis. Laut der letzten Datenerhebung vom 30. Juni 2023 waren zu diesem Zeitpunkt 26.984 Kinder im Alter von Null bis zum elften Lebensjahr in Mittelsachsen gemeldet.
23.163 Kinder haben eine Kita oder Kindertagespflegestelle besucht, wobei 26.559 Betreuungsplätze zur Verfügung standen. Insgesamt 268 Kindertageseinrichtungen und 42 Kindertagespflegestellen haben laut dem Kita-Bedarfsplan von 2023 landkreisweit ganztägige Betreuungsplätze angeboten.
174 dieser Einrichtungen arbeiten integrativ, das heißt, es werden Plätze für Kinder mit erhöhtem Förderbedarf angeboten. Laut einer Prognose werden bis Ende 2025/2026 nur noch 26.034 Mädchen und Jungen im Kita- und Hortalter im Landkreis wohnen.
Krippenplätze zu 77,4 Prozent belegt
Mit 58 Prozent wird die Mehrheit der Kindertageseinrichtungen durch anerkannte Träger der freien Jugendhilfe betrieben, 42 Prozent der Einrichtungen befinden sich in kommunaler Trägerschaft.
In der Region Döbeln lebten am 30. Juni 2023 insgesamt knapp 5.600 Kinder im Alter bis zu 10,5 Jahren. Es gab eine Kindertagespflegestelle und 53 Standorte von Kindertagesstätten. Die Kitas werden von 13 Trägern der freien Jugendhilfe und sechs Gemeinden betrieben. Mit 93,2 Prozent waren die Bereiche der Kindergärten am stärksten ausgelastet, gefolgt von den Horten mit 93 Prozent. Die Plätze in den Krippen waren lediglich mit 77,4 Prozent belegt.
Jährlich erhebt die Abteilung Jugend und Familie des Landkreises Mittelsachsen Daten rund um den Bereich der Kindertagesbetreuung von den kreisangehörigen Kommunen, Träger und Leitungen von Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflegepersonen und bewertet diese.
Denn eine gute Betreuung und frühe Förderung zählen zu den wichtigsten Aspekten der Bedarfsplanung des Landkreises für den Bereich der Kindertagesbetreuung, heißt es.
In den individuellen Planungsgesprächen mit den Verantwortungsträgern jeder kreisangehörigen Kommune werde der aktuelle sowie mittelfristige quantitative und qualitative Bedarf an Betreuungsangeboten ermittelt und festgeschrieben. Daraus erstellt die Abteilung Jugend und Familie zusammenfassend einen Planungsbericht.
Mit dem sogenannten Kita-Bedarfsplan werde der Bestand eines kontinuierlichen und bedarfsgerechten Angebotes an Betreuungsplätzen gewährleistet und das Platzangebot für einen mittelfristigen Zeitraum von drei Jahren fortgeschrieben.
Der vollständige Jugendhilfeplan zur Förderung von Kindern in Tageseinrichtungen und in Kindertagespflege für die Jahre 2023/2024 bis 2025/2026 mit detaillierten Angaben zur Bedarfsplanung für Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflegestellen im Landkreis ist auf der Webseite des Landkreises Mittelsachsen, Rubrik Jugendhilfeausschuss, Jugendhilfeplanung und im Ratsinformationssystem für Bürger zu finden.
- Der Kita-Bedarfsplan ist im Internet einsehbar.