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Wie die Caritas in Döbeln pflegebedürftigen Menschen und ihren Familien hilft

In einer Selbsthilfegruppe wird über die Angebote der Caritas und über viel mehr geredet. Die, denen das besonders helfen würde, haben aber oft keine Zeit.

Von Jens Hoyer
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Marlene Lindau (links) und Claudia Sanne beraten bei der Caritas Angehörige von pflegebedürftigen Menschen. In einer Selbsthilfegruppe werden solche Themen ganz ungezwungen aufgegriffen.
Marlene Lindau (links) und Claudia Sanne beraten bei der Caritas Angehörige von pflegebedürftigen Menschen. In einer Selbsthilfegruppe werden solche Themen ganz ungezwungen aufgegriffen. © Jens Hoyer

Döbeln. Bärbel aus Döbeln – ihren richtigen Namen will sie nicht öffentlich machen – kümmert sich um ihre 89 Jahre alte pflegebedürftige Mutter.

„Ich gehe alle zwei Tage zu ihr und rufe sie dreimal am Tag an“, erzählt die 70-Jährige. „Sie ist noch nicht bettlägerig, aber wir haben schon schwere Zeiten durchgemacht, in denen es ihr gesundheitlich nicht gut ging und auch keine Struktur mehr in ihrem Leben da war. Das hat sich zum Glück wieder gebessert.“

Bärbel findet es sehr hilfreich, etwas über das Altern und die Pflege zu wissen. Etwa über die Phasen der Demenz, die alte Menschen auch bösartig werden lassen kann. Aber auch diese Phase könne wieder vorbeigehen, erzählt sie.

Einmal im Monat tauscht sich die Döbelnerin mit anderen Betroffenen in der Selbsthilfegruppe für pflegende Angehörige bei der Caritas in Döbeln aus. „Man muss sich Hilfe holen, weil man auch unerfahren ist“, meint sie,

Austausch von Erfahrungen

In der Selbsthilfegruppe gehe es darum, mit Fachleuten und anderen Betroffenen Erfahrungen auszutauschen. Die Caritas selbst bietet den Familien von pflegebedürftigen Menschen auf vielen Gebieten Unterstützung an.

Allein 30 Ehrenamtliche sind im Projekt „Leben und Wohnen im Alter“ tätig. Sie begleiten Menschen mit Pflegebedarf zum Arzt, sie lesen oder singen vor.

Auch Bärbel aus Döbeln hat diese Art der Begleitung schon zweimal für ihre Mutter organisiert. Eine ehrenamtliche Helferin, die die alte Dame kannte, hatte mit ihr zu Mittag gegessen und einen schönen Nachmittag verbracht.

„Meine Mutter war davon begeistert“, sagte Bärbel. „Wenn eine 89-Jährige von früh bis abends allein ist, dann ist das kein schönes Leben. Allerdings muss die Chemie stimmen. Alte Leute sind beim Umgang mit Fremden ängstlich.“ Für sie selbst als pflegende Tochter seien solche Tage entspannter. „Dann habe ich mal einen Nachmittag Ruhe.“

„Die Ehrenamtlichen schenken den alten Menschen Zeit. Das ist das Wertvolle. Die Einsamkeit ist das größte Problem. Sie macht nachweislich krank. An dieser Stelle versuchen wir, die Ehrenamtlichen einzusetzen“, sagt Marlene Lindau, die Koordinatorin für das Projekt „Leben und Wohnen im Alter“.

„Die Selbsthilfegruppe ist dafür da, den pflegenden Angehörigen diese Möglichkeiten zu zeigen und den Pflegealltag zu erleichtern. Aber auch die Selbstfürsorge nicht zu vernachlässigen und die eigenen Grenzen zu erkennen. Man ist für die Angehörigen nicht da, wenn man selbst zusammenbricht“, so Marlene Lindau.

Beim vergangenen Treffen sei es um das Thema Kuren gegangen. Allerdings finden gerade die Angehörigen von schwer Pflegebedürftigen kaum Zeit, eine Selbsthilfegruppe zu besuchen.

Hemmschwelle niedrig halten

Bei der Caritas ist man bemüht, die Hemmschwelle für Interessierte niedrig zu halten. „Wir treffen uns hier ganz ungezwungen, um uns auszutauschen“, sagte Marlene Lindau.

Der Termin für die Treffen ist deshalb auf den ersten Mittwoch im Monat um 10.30 Uhr gelegt, weil mittwochs ohnehin viele Menschen auf dem Wochenmarkt sind. Die Caritas sitzt im Haus Kreuzstraße 2.

Mit dem Projekt Leben und Wohnen im Alter und der Selbsthilfegruppe erschöpft sich das Hilfsangebot der Caritas noch nicht.

Sie betreibt auch einen ambulanten Hospiz- und Palliativdienst, um sterbende Menschen zu begleiten und die Angehörigen zu entlasten. Ein drittes Angebot ist das Projekt „Gemeinschaft erfahren“, bei dem Ehrenamtliche älteren Leuten ein paar schöne Stunden in der Fahrradrikscha bereiten.