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Netzwerk Mittweida: Einsatz für die Schwächsten

Der Verein Netzwerk kümmert sich seit 30 Jahren vor allem um Langzeitarbeitslose. Auch in Döbeln hat er einen wichtigen Platz eingenommen.

Von Jens Hoyer
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Geschäftsführerin Anne Katrin Koch (2.v. r.) und Anja Hüter überreichen bei Möbelwert in Döbeln den Mitarbeitern Marina Bischoff und Renè Huth Blumen. Zu Gast ist Oberbürgermeister Sven Liebhauser (rechts).
Geschäftsführerin Anne Katrin Koch (2.v. r.) und Anja Hüter überreichen bei Möbelwert in Döbeln den Mitarbeitern Marina Bischoff und Renè Huth Blumen. Zu Gast ist Oberbürgermeister Sven Liebhauser (rechts). © Foto: Lutz Weidler

Mittweida/Döbeln. Beim Verein Netzwerk Mittweida bekommen Menschen eine Chance, die es auf dem freien Arbeitsmarkt schwer haben. In seinen verschiedenen Geschäftsbereichen werden vor allem Langzeitarbeitslose beschäftigt und weitergebildet.

Und das seit mittlerweile 30 Jahren. Der Jahrestag wird mit einer Festwoche begangen.

In Döbeln ist Netzwerk Mittweida seit 2011 aktiv. Damals eröffnete der Verein sein Sozialkaufhaus „Möbelwert“ an der Eichbergstraße. „Erst hatten wir eine Etage im Haus, dann noch eine Etage, jetzt noch eine“, beschreibt Geschäftsführerin Anne Katrin Koch die Entwicklung.

Waren aus zweiter Hand

In seinen Sozialkaufhäusern in Döbeln, Mittweida, Freiberg und Chemnitz verkauft Netzwerk Möbel, Hausrat und Kleidung aus zweiter Hand.

Damals sei der Gedanke aufgekommen, sich mit einem Gebrauchtwarenhandel von den klassischen Förderungen etwa durch die Arbeitsagentur unabhängiger zu machen, so Koch.

In seinen vier Filialen verkauft Netzwerk mittlerweile auf 4.700 Quadratmetern Fläche, und das mit einem Nebeneffekt: Viele Dinge werden wiederverwertet.

„Wir haben es mal ausgerechnet. Im Laufe der Jahre haben wir 9.000 Tonnen wieder dem Kreislauf zugeführt“, so die Geschäftsführerin.

Im Jahr 2017 hatte Netzwerk auch die Tafel Döbeln von der Awo übernommen und war mit ihr von der Bahnhofstraße zur Eichbergstraße umgezogen. „Wir versorgen mit unseren Tafeln 3.800 Menschen mit Lebensmitteln“, sagte Koch.

Das sei aufwendig. Netzwerk muss eine Fahrzeugflotte unterhalten, die Mitarbeiter bekommen Aufwandsentschädigungen. Ohne viele Unterstützer und Spender wäre die Finanzierung nicht zu schaffen, zumal die Kunden der Tafel nur eine kleine Summe für die Waren bezahlen müssen.

Viele Unterstützer

„Wir haben viele Unterstützer. Auch aus dem Bereich Döbeln kommen Spenden. Darüber freuen wir uns“, so Koch. „Wir haben bei den Tafeln auch tolle Mitarbeiter. So trägt jeder etwas dazu bei.“

Begonnen hatte alles nach der Wende. Die Textil- und Leichtindustrie sei mit als erste abgewickelt worden. Damals organisierte eine Projektgruppe in Mittweida Arbeitsbeschaffungs-Maßnahmen für die entlassenen Mitarbeiter, Fortbildungen und Umschulungen.

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Anne Katrin Koch war damals selbst über eine sogenannte ABM angestellt. Der Träger der Maßnahme saß in Flöha, erzählt sie.

„Wir dachten uns: Wir täten gut daran, etwas Eigenes zu haben. Wir hatten mittlerweile selbst viel Know-how. Wir haben damals als klassische Beschäftigungsgesellschaft angefangen und haben uns sehr weiterentwickelt“, so Anne Katrin Koch.

Sie habe in 30 Jahren alle möglichen Arbeitsförderungsgesetze erlebt. „Aber im Grunde war das nur alter Wein in neuen Schläuchen. Es ist alles komplizierter geworden, aber nicht besser.“

Mehr als 200 Mitarbeiter

Heute beschäftigt Netzwerk alles in allem mehr als 200 Mitarbeiter. Darunter sind 32 Festangestellte, Leute in Wiedereingliederungsmaßnahmen und viele Menschen, die Zuverdienstmöglichkeiten nutzen.

Die Abhängigkeit von öffentlichen Mitteln ist heute nicht mehr so groß. „Wir finanzieren 70 Prozent der Kosten selbst“, so die Geschäftsführerin.

Netzwerk ist auf vielen Feldern tätig. Der Verein betreibt einen Bereich, der für Wohnungsauflösungen zuständig ist und damit auch Nachschub für die Sozialkaufhäuser liefert.

In einer Textilwerkstatt in Mittweida fertigen 21 Mitarbeiter im Auftrag von Kunden Lavendelsäckchen, Decken, Babybekleidung, Kissen und Bettwäsche, aber auch Schutzhauben für den Transport von Motoren.

Zu Netzwerk kommen Menschen, die aus verschiedenen Gründen wenig Chancen auf dem ersten Arbeitsmarkt haben. „Wir wollen die Ressourcen aus ihnen herauskitzeln und die Leute aus den Hilfen herausbringen“, so die Geschäftsführerin.

„Auch wenn die Menschen nicht im ersten Arbeitsmarkt unterkommen, so ist die Teilhabe eine wichtige Aufgabe. Die Leute wollen arbeiten, sie sind bei uns in einem Team und unter Kollegen und werden wertgeschätzt.“