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Weshalb „Lebenszeit“ weitere Hospizbegleiter sucht

Die ersten Ehrenamtlichen, die nach der Eröffnung des Leisniger Hospizes ausgebildet worden sind, ziehen sich altersbedingt zurück. Die Lücken zu füllen, ist schwierig, aber nicht aussichtslos.

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Die Aufgaben von Hospizbegleitern sind vielfältig: Zuhören und Nähe geben gehört genauso dazu wie die Begleitung in den Garten oder bei einem Ausflug. Dafür werden in Leisnig weitere Ehrenamtliche gesucht und ausgebildet.
Die Aufgaben von Hospizbegleitern sind vielfältig: Zuhören und Nähe geben gehört genauso dazu wie die Begleitung in den Garten oder bei einem Ausflug. Dafür werden in Leisnig weitere Ehrenamtliche gesucht und ausgebildet. © Symbolfoto: Claudia Hübschmann

Leisnig. Ich möchte Hospizbegleiter werden – diesen Satz hört der stellvertretende Vorsitzende des Leisniger Hospizvereins „Lebenszeit“ Patrick Prestin gern, aber mittlerweile viel zu selten. Dabei braucht er dringend weitere Ehrenamtliche, die sich für Hospiz- und Palliativarbeit interessieren.

Das hat mehrere Gründe. Einer ist, dass sich für den Hospizbegleiterkurs 2023 zu wenige Leute gemeldet hatten und diese Ausbildung im vergangenen Jahr ausfallen musste. Also fehlt nach Corona, wo es schon Einschränkungen gab, eine nächste „Generation“ Helfer.

Außerdem ziehen sich einige, die nach der Eröffnung des Hospizes im Frühjahr 2018 den ersten Kurs belegt hatten, inzwischen zurück. „Die meisten altersbedingt, weil sie eben nicht mehr alles schaffen“, erklärt Patrick Prestin.

Derzeit helfen 40 Ehrenamtliche

Im Gegenzug kann er – als Familienvater mit Beruf und Ehrenamt – auch die jüngeren, schon ausgebildeten Hospizhelfer verstehen. „Wer einen Vollzeitjob und Kinder hat, bei dem kann das Ehrenamt zeitweilig auch mal auf der Strecke bleiben“, so der Vize-Vereinschef.

Gleichwohl bezeichnet er es als eine Wohltat, auf einen zuverlässigen Pool an Helfern zurückgreifen zu können. „Bei manchen genügt ein Anruf und ich hab die Zusage, wenn ich Hilfe brauche. Und darauf kann ich mich verlassen“, so Prestin.

Im Moment können er und Ina Marhoffer als Koordinatorin fürs Ehrenamt rund 40 ausgebildete Hospizhelfer einsetzen. Sie helfen im Hospiz bei der Betreuung der Gäste, kümmern sich aber auch um den parkähnlichen Garten, die Präsentation des Vereins bei Festen und werben Spenden ein.

Parallel gibt es einen ambulanten Einsatz der Ehrenamtler. Sie besuchen Menschen am Ende ihrer Lebenszeit zuhause sowie in Pflegeheimen, entlasten damit Angehörige wie Pflegepersonal gleichermaßen, stellt er der stellvertretende Vorsitzende das Anliegen dar.

In 100 Stunden an die Aufgaben herantasten

Um für das Ehrenamt gerüstet zu sein, umfasst ein Kurs 100 Stunden in Theorie und Praxis. Im Idealfall können sich die Teilnehmer am Ende für den ambulanten oder stationären Einsatz im Hospiz „Lebenszeit“ begeistern.

Auf jeden Fall sei die Schulung eine Bereicherung für jeden, ist Prestin überzeugt. Um Kontakt zur Sterbebegleitung zu bekommen, empfiehlt er immer wieder, einen Kurs Letzte Hilfe zu besuchen. Den bietet auch der Verein Lebenszeit an, wobei es für die nächsten Monate noch keine konkreten Termine gibt.

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Der Verein unterstützt aber nicht nur die Hospiz- und Palliativarbeit und ist Ansprechpartner für Helfer und Hilfesuchende, wenn es um Nachbarschaftshilfe oder Alltagsbegleitung geht. Darüber hinaus bieten sich die Mitarbeiter im Beratungszentrum Lebenszeit (BZL) an der Ecke Chemnitzer Straße/Lindenplatz als Berater an, wenn jemand pflegebedürftig oder als austherapiert aus dem Krankenhaus nach Hause entlassen wird und viel Bürokratie zu erledigen ist.

„Wir kümmern uns mit, das muss niemand allein durchstehen. Ein Anruf genügt, wir brauchen keine Krankenkassenkarte, keine Überweisung“, ermutigt er Betroffene und Angehörige, um Hilfe zu bitten und diese anzunehmen.

Zur Vereinsarbeit gehört auch, die Ehrenamtlichen zusammenzubringen sowie aufzuklären, was Hospiz- und Palliativarbeit bedeutet. Dafür gibt es übers Jahr gesehen mehrere Termine, auch noch 2024. Diese sind für Mitglieder und Ehrenamtliche sowie auch für Interessierte offen.

Wanderung durch die Vereinsgeschichte geplant

Bereits im Mai sollte es eine Wanderung „Auf den Spuren des Lebenshilfe-Vereins“ geben. Als Termin steht jetzt der 3. September. An jenem Dienstag geht es um 15 Uhr am Beratungszentrum los. Dann sollen solche Orte Stationen sein, an denen es zum Beispiel die ersten Beratungen des jungen Vereins gegeben hat.

Die Wanderung, die hauptsächlich, aber nicht ausschließlich für die ehrenamtlichen Helfer gedacht ist, endet mit einer gemütlichen Runde am Hospiz am Hasenberg. Mit dessen Eröffnung ist ein wichtiges Kapitel in der Vereinsgeschichte aufgeschlagen worden.

Ein gut erzähltes Drama zum Welthospiztag

Jedes Jahr hat der Verein am Welthospiztag im Oktober oder um diesen Tag herum einen Kinoabend organisiert. Das ist auch für 2024 geplant, und zwar für den 15. Oktober. Dann wird im BZL der Streifen „Ivo“ über die improvisierte Leinwand flimmern. „Der Film kommt jetzt erst in die Kinos“, sagt Patrick Prestin.

Ausgezeichnet ist er schon einmal – als bester Film des Filmfestivals Bozen. Die Begründung der Jury lautete: „Wie navigiert man den dünnen Raum zwischen privat und professionell? Zwischen Leben und Tod? ,Ivo‘ erkundet diese Fragen intelligent und präzise und beschreibt nuanciert die vielfältigen sozialen Realitäten einer ganzen Gesellschaft im Wartezustand. So entsteht eine Welt, in der keiner Angst vor dem Tod hat, aber alle fürchten das Leben.“

Anmeldungen für den Hospizbegleiterkurs 2025 sowie die Wanderung und den Kinoabend sind jetzt schon möglich. Tel. 034321 688255 oder [email protected]