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Was Döbeln mit den Radfahrern vorhat

Das neue Radverkehrskonzept für Döbeln steht jetzt zur Diskussion. Manche Vorhaben wirken etwas utopisch.

Von Jens Hoyer
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Eines der „Leuchtturmprojekte“ im Entwurf für das Radverkehrskonzept: Neben der Eisenbahnlinie nach Roßwein soll in der Nähe des Grunersportparks anstelle des ehemaligen zweiten Gleises eine Querung für Radfahrer und Fußgänger gebaut werden.
Eines der „Leuchtturmprojekte“ im Entwurf für das Radverkehrskonzept: Neben der Eisenbahnlinie nach Roßwein soll in der Nähe des Grunersportparks anstelle des ehemaligen zweiten Gleises eine Querung für Radfahrer und Fußgänger gebaut werden. © Jens Hoyer

Döbeln. Vor zehn Jahren hatte die Stadt Döbeln ihr erstes Radverkehrskonzept vorgelegt und seitdem weitgehend umgesetzt. Jetzt liegt die Fortschreibung vor und sie wirkt in einigen Bereichen außerordentlich mutig. Dass Einbahnstraßen geöffnet, Schutzstreifen angelegt, Radwege neu gebaut werden, ist heute schon an vielen Stellen Realität.

Aber die von der Stadt beauftragten Planer haben auch einige Ideen für „Leuchtturmprojekte“ beigesteuert, die aus heutiger Sicht sehr gewagt erscheinen. Ziel sei ein Radwegenetz, das von Radfahrer optimal genutzt werden kann, so Maja Köhler vom Döbelner Planungsamt. Und während der erste Plan vor allem die Kernstadt betraf, sind jetzt auch die Ortsteile mit einbezogen worden.

Der Mulderadweg soll über das Gelände des Stadtbades gelegt werden.
Der Mulderadweg soll über das Gelände des Stadtbades gelegt werden. © Dietmar Thomas
Die Bahnhofstraße wird für Radfahrer geöffnet. Dafür wird die Fahrbahneinengung aufgeweitet.
Die Bahnhofstraße wird für Radfahrer geöffnet. Dafür wird die Fahrbahneinengung aufgeweitet. © Jens Hoyer
Der „Rübenbahnweg“ von Gärtitz könnte über den alten Bahndamm bis Simselwitz verlängert werden.
Der „Rübenbahnweg“ von Gärtitz könnte über den alten Bahndamm bis Simselwitz verlängert werden. © Dietmar Thomas

Das Papier stellt eine Diskussionsgrundlage dar, machte Maja Köhler klar. Mitzureden haben viele Behörden, aber auch die Bürger. Der ziemlich umfangreiche Planentwurf ist noch bis Ende Januar im Internet im Beteiligungsportal des Landes Sachsen Sachsens einsehbar. Dort können auch Stellungnahmen abgegeben werden.

Die nötigen Baumaßnahmen betreffen nicht nur die Stadt, sondern auch andere Straßenträger wie Kreis, Land und Bund. Manche der vorgeschlagenen Maßnahmen können schnell, andere vielleicht erst in einigen Jahren umgesetzt werden. Andere sind vielleicht gar nicht realisierbar, so Maja Köhler. Das Radverkehrskonzept sei auch die Grundlage für Fördermittel und soll ein Fahrplan für die nächsten zehn Jahre sein. Im März soll die Planung vom Stadtrat bestätigt werden.

Bau von 50 Kilometern Radweg

Der Bau und die Instandsetzung von Radwegen ist einer der essenziellen Punkte im Planungsentwurf. Vorgesehen ist der Bau von Radwegen an Hauptverkehrsstraßen auf einer Länge von 25 Kilometern. 24 Kilometer Wegneubauten sind im Neben- und Grünnetz vorgesehen, Belagsanierungen auf elf Kilometern und Markierungen von Schutzstreifen auf zehn Kilometern Länge.

Zwei Projekte haben für die Planer besondere Bedeutung. Zum einen ist das die Verlegung des Mulderadwegs über das Gelände des Freibades. Damit soll der Umweg und die Steigung über die Richard-Wagner-Straße und die Klostergärten vermieden werden.

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Ein zweites Vorhaben war schon im ersten Radkonzept aufgenommen: Der Bau einer direkten Verbindung vom Mulderadweg zur Kremsche, die wichtig für die Anbindung von Karls Erlebnis-Dorf ans Radnetz ist. Dazu soll auf Höhe des Großbauchlitzer Viadukts der Steilhang überwunden und ein Radweg vorbei am ehemaligen Bahnhof Döbeln Nord geführt werden. Damit müssten die Radfahrer nicht mehr den Umweg über die viel befahrene Grimmaische Straße und den Bahnübergang Großbauchlitz nehmen.

Aufgenommen sind in der Planung unter anderem auch der Ausbau des Feldweges zwischen Leipziger Straße und Holländerweg, der Weg zwischen Ebersbach und Littdorf und Greußnig und der S 32 Richtung Neudorf. Interessant für Radfahrer wäre auch eine Verlängerung des „Rübenbahnweges“ von Gärtitz nach Simselwitz. Der neu zu bauende Radweg würde weiter dem Verlauf des ehemaligen Kleinbahndamms folgen.

In den Plan aufgenommen wurden auch viele Radwege entlang von Kreis-, Landes und Bundesstraßen. So nimmt die Stadt wieder Anlauf, einen Radweg entlang der B 175 von Döbeln Ost zum Gewerbegebiet Fuchsloch zu forcieren, der mit dem Neubau der Straße nicht realisiert wurde.

Schutzstreifen auf vielen Straßen

Schutzstreifen, die das Radfahren sicherer machen, sind schneller zu realisieren als Radwege. Der Plan schlägt zum Beispiel einen Schutzstreifen stadtauswärts am Dresdener Berg vor, bei gleichzeitiger Senkung der Geschwindigkeit auf 30 Stundenkilometer – auch wegen des Lärmschutzes. Für die Leipziger Straße gebe es zu Schutzstreifen sogar schon Absprachen mit dem Landesamt für Straßenbau und Verkehr, sagte Toni Gebler vom Döbelner Ordnungsamt.

Mehr Einbahnstraßen werden geöffnet

Die Kommunen sind nach den neuen Regeln in der Pflicht, Einbahnstraßen für Radfahrer in beide Fahrtrichtungen zu öffnen, wenn die Voraussetzungen vorliegen. Gefordert sind 30 Stundenkilometer, bestimmte Fahrbahnbreiten und eine gute Anbindung an Kreuzungen. „Wir haben uns 50 Einbahnstraßen angesehen“, sagte Toni Gebler. Ein Problem für Radfahrer sei vor allem, aus der Innenstadt herauszukommen. Die Ritterstraße, die Straße des Friedens und die Bahnhofstraße sind noch nicht für Radfahrer geöffnet.

Schon recht konkret seien die Pläne schon an der Bahnhofstraße vom Theater stadtauswärts, so Gebler. Dort wird voraussichtlich in diesem Jahr die Fahrbahnverengung an der Rosa-Luxemburg-Straße einseitig zurückgebaut, um den nötigen Platz für Radfahrer zu schaffen.

An der Straße des Friedens sei das nicht so einfach, weil die Radfahrer in die Ampelphase der Postkreuzung eingebunden werden müssen. Für die Ritterstraße sehen die Planer eine Querungshilfe an der Kleinen Kirchgasse vor. Dafür müsste die Linksabbiegespur in die Ritterstraße geopfert werden, so Gebler. Und auch einige Parkplätze auf der Ritterstraße.

Drei Leuchtturmprojekte

Als „Leuchtturmprojekte“ bezeichnet Maja Köhler drei Vorhaben in der Planung, die sehr groß gedacht wurden. So sehen die Planer den Neubau des Greinerstegs an der Eichbergstraße vor. Das Projekt war von der Stadt vor Jahren schon weit vorangetrieben, aber wegen Altlasten fallengelassen worden.

Ein anderer „Leuchtturm“ ist der Bau einer Muldenquerung an Grunersportpark. Dort gibt es die Eisenbahnbrücke über den Fluss. Die Pfeiler waren ursprünglich für zwei Gleise vorgesehen und könnten für eine Überführung genutzt werden. Der dritte Leuchtturm ist eine Überführung für Radfahrer über die A 14. Die Planer würden damit die alte Landstraße zwischen Zschäschütz und Mochau wiederbeleben, die mit dem Bau der Autobahn in den 1970er Jahren unterbrochen wurde.