Striegistal/Roßwein. Per Hammerschlag wurde am 6. Juli 2019 im aserbaidschanischen Baku bestätigt, dass die Montanregion auf die Liste des Unesco-Welterbes gehört. Der Jubel sei damals überall im Erzgebirge zu hören gewesen, erinnern sich jene, die für die Aufnahme die Daumen gedrückt hatten.
Seit der Aufnahme gibt es den Montanregion Erzgebirge-Verein. Er ist für die Umsetzung des Welterbes Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří auf sächsischer Seite zuständig. Jetzt konnten die Akteure bilanzieren: „Nun steht das Erzgebirge seit fünf Jahren auf der Liste des menschlichen Gedächtnisses und überall in der Region hat sich vieles getan.“
400.000 Euro aus Bund-Länder-Programm
Ein Beispiel dafür findet sich in Gersdorf bei Roßwein. Dort wird nach jahrelangem Stillstand wieder am früheren Huthaus gearbeitet. Mit der Sanierung des geschichtsträchtigen Hauses hatte der Verein Segen Gottes Erbstolln schon 2011 angefangen und unter anderem die Fachwerk-Außenwände sowie Teile der Dachstuhlhölzer instandsetzen lassen.
Durch Probleme kamen die Arbeiten zum Stillstand. Die Wiederaufnahme konnte der Verein nicht finanzieren. Also musste das geschichtsträchtige Gebäude eine Zeit lang sich selbst überlassen werden. Das „Elend“ hatte Vereinschef Jens Schmidt, der auf dem Nachbargrundstück wohnt, jeden Tag vor Augen. Auch deshalb gehörte er zu denjenigen, die auf den Welterbetitel gehofft haben.
Denn mit dem Titel ist die Verpflichtung verbunden, dass sich Staat, Kommunen und Nutzer um das Erbe kümmern, es erhalten. Das kann der Verein Segen Gottes Erbstolln im Fall des Huthauses auch. 400.000 Euro gibt es aus dem Bund-Länder-Programm „Förderung der Industriekulturstätten im Erzgebirge“.
Den nötigen Eigenanteil steuern die Sitzgemeinde Striegistal sowie die Stadt Roßwein bei. „Aus Roßwein kamen damals, als das Bergwerk noch in Betrieb war, die meisten Arbeiter und mittlerweile kommen dort die meisten Besucher her“, erklärt der Vorsitzende diese Konstellation. Roßwein „schmückt“ sich auf ihrer Internetpräsentation auch mit der benachbarten Rarität: „Das Welterbe vor unserer Haustür“ heißt es auf der Homepage der Stadt Roßwein.
Viel zu tun auch für die Hobbybergleute
Jens Schmidt hofft, dass die Sicherung des Huthauses Ende des Jahres abgeschlossen werden kann. Dann sind wieder die Mitglieder Vereins beziehungsweise deren Tatkraft gefragt. Sie hatten schon im Vorfeld der neuerlichen Bauarbeiten Entkernungen im Huthaus vorgenommen und Decken sowie Wände herausgerissen.
Wenn die Handwerker fertig sind, dann gilt es, die Räume als eine Art Besucherzentrum herzurichten. Im Erdgeschoss wollen die Hobbybergleute über die Bergbaulandschaft Gersdorf und Besonderheiten wie die Wassersäulenmaschinen berichten.
Kernstück soll der denkmalgerecht sanierte Kunst- und Treibschacht als einer der ältesten Zeitzeugen des regionalen Silberbergbaus, dessen Anfänge ins 12. Jahrhundert zurückgehen, sein. Der einst fast 200 Meter tiefe Schacht reicht heute noch bis in 60 Meter Tiefe und wird für Kontrollgänge genutzt.
Der Schacht soll mit Licht in Szene gesetzt werden, stellen sich die Vereinsmitglieder vor. Mit diesem Element haben die Mitstreiter um Jens Schmidt schon einige Erfahrungen. Denn auch die Wassersäulenmaschinen üben durch Lichteffekte eine besondere Wirkung auf die Teilnehmer von Führungen aus.
Dem Besucherzentrum ein Stück näher
Unter Tage konnten die Gersdorfer mit Neugierigen längere Zeit nicht gehen. Das gesamte vergangene Jahr haben sie Auflagen erfüllt. Nun müssten sie sich auf dem riesigen Areal um eine eingestürzte Mauer kümmern. Den Schaden hat ein umgestürzter Baum angerichtet.
Auch im Außengelände des Huthauses ist nach Abschluss der Bauarbeiten im Inneren einiges zu tun. In die Gestaltung wird auch eine Infostele einbezogen. Gersdorf ist einer von insgesamt 17 Standorten mit einer digitalen Welterbe-Infostele. Diese hat probehalber schon einmal am Rande des Grundstückes gestanden – allerdings ohne den nötigen Internet-Anschluss. Zudem war sie bei den folgenden Bauarbeiten im Wege.
Deshalb, und um sie vor Schäden zu schützen, ist sie abgebaut und zwischengelagert worden. Spätestens zur Eröffnung des Besucherzentrums soll die Stele nutzbar sein und vor allem dann Informationen zum Weltkulturerbe liefern, wenn die Vereinsmitglieder gerade nicht zur Stelle sind und persönliche Erklärungen geben können.