Fall Valeriia: Hunderte bei Gedenkgottesdienst in Döbeln
Die kleine Valeriia aus der Ukraine wurde Opfer eines Verbrechens, ein dringend Tatverdächtiger wurde in Prag festgenommen. In Döbeln gedenken am Sonntag Hunderte Menschen bei einem Gottesdienst der Neunjährigen.
Zudem wurden Kerzen für das Mädchen entzündet. Nach Angaben der Polizei versammelten sich etwa 800 Personen "jeden Alters". Auch der Oberbürgermeister der Stadt, Sven Liebhauser, war unter ihnen.
Das passierte am 14. Juni
Festnahme im Fall Valeriia aus Döbeln: Am Freitagvormittag, gegen 10.15 Uhr, ist in einem Restaurant in Prag ein 36-jähriger Mann festgenommen worden. Der moldawische
Staatsangehörige sei dringend tatverdächtig, Valeriia getötet zu haben, teilten die Staatsanwaltschaft Chemnitz und die Polizeidirektion Chemnitz am Freitagnachmittag mit.
Der Verdächtige befindet sich demnach nach einem Hinweis von Fahndungskräften in Gewahrsam der tschechischen Behörden. Durch die Staatsanwaltschaft Chemnitz war gegen den 36-Jährigen ein nationaler und europäischer Haftbefehl beantragt und durch das Amtsgericht Chemnitz erlassen worden.
Die hiesige Staatsanwaltschaft habe ein Überstellungsersuchen für den 36-Jährigen an die tschechischen Behörden gesandt. Er soll zeitnah zur Durchführung des Strafverfahrens wegen Totschlags nach Deutschland überstellt werden.
Laut "Bild" handelt es sich bei dem Festgenommenen um den Ex-Freund von Valeriias Mutter. Die Staatsanwaltschaft Chemnitz wollte sich auf Nachfrage am Freitag zunächst nicht äußern.
Die tschechische Polizei schrieb am Freitagnachmittag auf Twitter, dass die Polizei im Stadtzentrum von Prag einen gesuchten Mann festgenommen habe, der in Deutschland eines Gewaltverbrechens verdächtigt werde. Die Kriminal- und die Ausländerpolizei in Prag kommunizierten nun mit der deutschen Polizei, hieß es.
Die Ermittlungen hatten sich zuletzt auf das private Umfeld der Familie konzentriert und laufen nach wie vor. Weitergehende Auskünfte könnten derzeit nicht erteilt werden, so Andrzej Rydzik, Sprecher der Polizeidirektion Chemnitz.
Zahlreiche Fragen sind unterdessen noch offen - etwa zum Motiv und zum Hintergrund des Gewaltverbrechens, aber auch zur genauen Todesursache.
Valeriia war am Morgen des 3. Juni auf dem Weg zur Schule spurlos verschwunden. Nach tagelanger Suche wurde am Dienstag ihre Leiche in einem Waldstück zwischen Hermsdorf und Mahlitzsch gefunden. Sie wurde Opfer eines Verbrechens, ist nach ersten Untersuchungsergebnissen aber nicht sexuell missbraucht worden.
Innenminister Schuster dankt Ermittlern im Fall Valeriia
Nach der zügigen Festnahme hat Sachsens Innenminister Armin Schuster den Ermittlern gedankt. "Mein Dank gilt insbesondere der Polizeidirektion Chemnitz für die schnellen Ermittlungen und den tschechischen Kolleginnen und Kollegen für die gute Zusammenarbeit sowie allen weiteren involvierten Polizisten", sagte der CDU-Politiker am Freitag nach Ministeriumsangaben in Dresden. Er hoffe, "dass mit der Festnahme eines Tatverdächtigen dieses schreckliche Verbrechen zügig aufgeklärt werden kann".
Döbelns Oberbürgermeister zeigt sich erleichtert
Dass der mutmaßliche Mörder noch auf freien Fuß ist, hatte für erhebliche Unsicherheit unter den Döbelner gesorgt. Diese ließen zum Teil ihre Kinder nicht mehr allein nach draußen und zur Schule gehen.
„Das ist wirklich eine Erleichterung, dass der mutmaßliche Täter gefasst ist. Wir warten jetzt noch auf die Bestätigung. Sollte er es sein, hoffen wir, dass er so schnell wie möglich seiner gerechten Strafe zugeführt wird“, sagte Döbelns Oberbürgermeister Sven Liebhauser am Freitag.
Gedenkfeier in Döbeln am Freitagabend
Am Freitagabend gedachten rund 1.800 Menschen auf dem Obermarkt in Döbeln. Viele Menschen hatten Tränen in den Augen, als sie weiße und rosafarbene Luftballons in den Himmel steigen ließen; Eltern hielten ihre Kinder fest im Arm. Es zeigte sich tiefe Trauer, aber auch Erleichterung über die Festnahme.
"Wir werden dich nie vergessen", haben Valeriias Klassenkameraden auf ein Blatt geschrieben und darunter einen Regenbogen gemalt. Zusammen mit Blumen, Plüschtieren und unzähligen Kerzen lehnt das Bild nun an der Rathauswand in Döbeln.
"Valeriia wird nie wieder lachend über ein Fest hüpfen", sagte Oberbürgermeister Sven Liebhauser (CDU) bei dem Gedenken auf dem Obermarkt. Es gehe auch darum, der Familie des Mädchens zu zeigen: "Ihr seid in eurem unbeschreiblichen Schmerz nicht allein. Wir stehen an eurer Seite. Wir trauern mit euch."
Das passierte am 13. Juni
Nach dem gewaltsamen Tod der neunjährigen Valeriia ist die Anteilnahme an dem Schicksal des ukrainischen Mädchens riesengroß. In den sozialen Netzwerken gibt es unzählige Beileidsbekundungen - nicht nur von Menschen aus der Stadt Döbeln.
Um die Angehörigen in ihrer Trauer nicht zu stören, gibt es etwas entfernt vom Zuhause des Mädchens an der Ecke Schillerstraße/Straße des Friedens einen Bereich, an dem um das Kind getrauert werden kann. Dort haben schon zahlreiche Menschen Blumen und Plüschtiere niedergelegt und Kerzen aufgestellt, unter anderem die Mitglieder des Vereins KJSC Döbeln, in dem Valeriia Judo trainiert hat.
Die Mordkommission sucht derweil weiter nach einem oder mehreren Tätern. Dazu würden Spuren gesucht, Zeugen vernommen und Aussagen ausgewertet, sagte Oberstaatsanwältin Ingrid Burghart am Donnerstag auf Anfrage.
Zu genaueren Ermittlungsansätzen wollte sie nichts sagen, ebenso zur Todesursache - wegen eines möglichen Täterwissens. "Wir haben Thesen zum Motiv", sagte Burghart. "Deshalb suchen wir ja auch im engeren sozialen Umfeld. Aber ich kann im Moment nichts dazu sagen." Die Ermittler gehen davon aus, dass das Kind nicht sexuell missbraucht wurde. "Das Mädchen war bekleidet."
Nach Recherchen der "Bild" haben die Ermittler einen Ex-Freund von Valeriias Mutter im Visier. Er soll sich in Tschechien aufhalten. Er habe die Mutter am Vormittag von Valeriias Verschwinden kontaktiert, so "Bild". Sein Handy soll in einer Funkzelle in Döbeln eingeloggt gewesen und er von der Überwachungskamera eines Nachbarhauses gefilmt worden sein. Die Staatsanwaltschaft Chemnitz wollte sich auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur dazu nicht äußern.
Fragen wirft nach wie vor auf, warum die Polizei so spät in dem Areal nach dem Mädchen gesucht hat. Eine Zeugin hatte am Tag von Valeriias Verschwinden am Stadtrand Schreie gehört und später der Polizei davon berichtet. Laut Polizei hatte dies aber zunächst nicht genauer eingegrenzt werden können und der Fund der Leiche sei rund 2 Kilometer entfernt gewesen. Als die Familie selbst später der Polizei mitteilte, dass sie öfter in dem Wald an den Knollensteinen gewesen sei, wurde die Suche dorthin ausgedehnt. Dabei war am Dienstagnachmittag das Mädchen tot im Unterholz gefunden worden.
Geprüft wird von der Staatsanwaltschaft auch ein mögliches Fehlverhalten seitens der Schule. Die hatte Valeriias Mutter nicht wie vorgeschrieben kontaktiert, als das Kind am Montag voriger Woche nicht im Unterricht war. Dazu werde ein Bericht des Landesamtes für Schule und Bildung abgewartet und dann entschieden, ob ein Anfangsverdacht für strafrechtliches Handeln vorliege, hieß es. Im Raum stehe eine mögliche Verletzung der Fürsorge- und Aufsichtspflicht. Die Behörde hatte das Versäumnis der Schule bestätigt und geht dem Fehlverhalten nach. Den Angaben zufolge könnte das arbeitsrechtliche Schritte nach sich ziehen.
Das passierte am 12. Juni
Die Kriminalpolizei in Chemnitz bestätigt die schlimmsten Befürchtungen: Bei der am Dienstagnachmittag in einem Waldstück zwischen den Döbelner Ortsteilen Mahlitzsch und Hermsdorf gefundenen Person handelt es sich um die seit mehr als einer Woche vermisste Valeriia. Der Tatort, der auch der Fundort ist, liegt etwa vier Kilometer von ihrem Wohnort entfernt.
Das Mädchen wurde Opfer eines Verbrechens. Wie Oberstaatsanwältin Ingrid Burghart sagte, sei die Obduktion noch in der Nacht zum Mittwoch in Leipzig erfolgt. Die Sektion habe ergeben, dass das Mädchen gewaltsam zu Tode kam, ein Sexualverbrechen aber ausgeschlossen werden könne.
Die Polizei ermittle nun wegen Mordes bzw. Totschlags, vor allem im sozialen Nahbereich der Familie. Einen Tatverdächtigen gebe es bislang jedoch nicht, auch sei noch keine Festnahme erfolgt. Zum Todeszeitpunkt können ebenfalls noch keine genaueren Angaben gemacht werden. Aus ermittlungstaktischen Gründen erfolge im Moment auch keine Aussage zur Auffindesituation.
Wie die Leiterin der Kriminalinspektion Chemnitz Mandy Kürschner sagte, sei der Fundort abseits jeglicher Waldwege tief im Unterholz. "Ohne die Suchmaßnahmen von gestern hätten wir Valeriia heute noch nicht gefunden", ergänzte sie und wirkte, wie auch die anderen Anwesenden, sehr betroffen.
Hinweis auf Schreie half bei der Suche
Am vergangenen Mittwoch hatte eine Zeugin gegenüber Beamten gesagt, dass sie am Montag, also am Tag des Verschwindens von Valeriia, Schreie in dem Waldstück gehört habe. "Wir haben den Hinweis in den Ermittlungsbereich mit aufgenommen, der Hinweis war aber so unkonkret, dass wir ihn nicht verifizieren konnten", sagte Mandy Kürschner.
Durch weitere Vernehmungen aus dem "sozialen Nahbereich" des Mädchens, wie Kürschner sagte, sei bekannt geworden, dass die Familie in dem Wald auch ihre Freizeit verbracht habe. "Beide Aussagen waren der Grund, dass wir die Suche am Dienstag auf das Gebiet südlich von Döbeln konzentriert haben", erklärte sie weiter.
Auf die Frage, warum die Zeugin sich erst zwei Tage später gemeldet hat, antwortete Kürschner, dass sie nicht spekulieren wolle. "Aber ich denke, wenn wir uns alle in die Situation hineinversetzen, wir würden den Schrei nicht direkt mit einem Verbrechen verknüpfen", ergänzte sie. Die Beamtin sei dankbar, dass sich die Zeugin gemeldet hat.
Das Kind war am 3. Juni auf dem Weg zur Grundschule "Am Holländer" in Döbeln Nord verschwunden. Das bemerkte die Mutter erst, als Valeriia am Nachmittag nicht wie gewohnt zurückkehrte, da die Schule sie nicht über das Fehlen ihrer Tochter informiert hatte. Zuerst suchte die Mutter selbst nach ihrer Tochter. Am Abend meldete sie das Kind dann als vermisst.
Seitdem waren rund um die Uhr hunderte Polizisten auf der Suche nach dem Kind. Dabei kamen auch Hubschrauber, Drohnen, Taucher, die Wasserschutzpolizei und Spürhunde zum Einsatz. Insgesamt wurde ein Bereich in einem Radius von acht Kilometern rund um Döbeln durchkämmt.
An zwei Tagen wurde ein Großaufgebot von Beamten mit 300 und mehr als 400 Beamten zur Suche eingesetzt. Bei der zweiten großangelegten Suche am Dienstag südlich von Döbeln wurde gegen 14.30 Uhr die Leiche von Valeriia gefunden. Ihre Mitschüler werden derzeit von Schulpsychologen betreut.
Was ist mit Valeriia geschehen? Eine Chronik der Suche
3. Juni: Gegen 6:50 Uhr macht sich Valeriia auf den Weg zu ihrer Grundschule "Am Holländer" in Döbeln. Doch zum Unterricht erscheint sie nicht. Ihr Verschwinden fällt erst auf, als sie am Nachmittag nicht nach Hause kommt. Zunächst macht sich die Mutter selbst auf die Suche.
3. Juni: Gegen 18.25 Uhr gibt die Mutter Vermisstenanzeige bei der Polizei auf. Daraufhin startet die Suche in Döbeln samt Fährtensuchhund und Polizeihubschrauber. Um 23.27 Uhr informiert die Polizei per Pressemitteilung über die öffentliche Fahndung samt Personenbeschreibung.
4. Juni: Die Suche wird fortgesetzt. Dabei kommen Taucher und die Wasserschutzpolizei zum Einsatz. Sie inspizieren Gewässer wie die Freiberger Mulde und mehrere Teiche. Laut Polizei wird in alle Richtungen ermittelt - ein Unfall wird ebenso erwogen wie eine Straftat.
5. Juni: Die Polizei ruft die Bevölkerung auf, in eigenen Gärten, Kellern, Garagen oder Schuppen nachzusehen. Auch das Landesamt für Bildung und Schule schaltet sich ein und prüft, warum die Mutter nicht von der Schule über das Fehlen Valeriias informiert wurde.
6. Juni: Die Polizei weitet die Suche aus, mehr als 300 Einsatzkräfte werden aufgeboten - allerdings ohne konkrete Hinweise zu finden. Weil das Mädchen und seine Mutter aus der Ukraine stammen und der Vater dort lebt, stehen die Ermittler auch im Kontakt zu Kollegen im Ausland - in der Ukraine und möglichen Transitländern Polen und Tschechien.
7. Juni: Bei der Suche haben Ermittler große Mengen Bild- und Videomaterial analysiert. Dabei kommen sogenannte Super-Recogniser zum Einsatz, die sich Gesichter besonders gut einprägen und wiedererkennen können. "Wir alle hoffen, dass sie schnellstmöglich gesund und munter gefunden wird", sagt Döbelns Oberbürgermeister Sven Liebhauser.
8./9. Juni: Während die Suche vor Ort weitergeht, meldet sich Valeriias Vater per Video zu Wort. Er appelliert an mögliche Entführer, den Eltern "ihr geliebtes Kind" zurückzugeben. In der "Bild am Sonntag" kündigt er an, nach Deutschland zu kommen, um suchen zu helfen.
10. Juni: Eine Woche nach dem Verschwinden geht die Suche weiter. Die Polizei kündigt für den Folgetag noch einmal eine großangelegte Aktion an. Danach soll die Suche in der Fläche vorerst beendet werden.
11. Juni: Mit mehr als 400 Polizisten werden Wälder, Wiesen und Felder im Süden Döbelns durchstreift. Gegen 14.30 Uhr finden sie eine Leiche. Daraufhin wird das Gebiet weiträumig abgesperrt. Ob es sich um das vermisste Kind handelt, will die Polizei vorerst nicht sagen.
12. Juni: Die Polizei lädt in Chemnitz um 13.00 Uhr zu einer Pressekonferenz, um über den "aktuellen Sachstand im Fall der neunjährigen Valeriia aus Döbeln zu informieren".
Das passierte am 11. Juni
Bei dem Fundort der Leiche handelt es sich um ein Gebiet, in dem sich die Polizei seit dem Verschwinden Valeriias nur an einzelnen Plätzen umgesehen hatte. Deshalb gehörte es zu den Bereichen, in denen am Dienstag durch hunderte Beamte eine sogenannte Tiefensuche erfolgte. „Gegen 14.30 Uhr entdeckten Beamte in einem Wald zwischen dem Roßweiner Ortsteil Mahlitzsch und dem Döbelner Ortsteil Hermsdorf eine leblose Person“, teilte Doreen Stein von der Pressestelle der Polizeidirektion Chemnitz am Abend mit.
Unmittelbar nach dem Fund haben Einsatzkräfte den Bereich weiträumig abgesperrt. „Es wird derzeit geprüft, ob es sich bei der verstorbenen Person um das bis dato gesuchte neunjährige Mädchen aus Döbeln handelt“, so die Sprecherin. Auf Anfrage teilte die Polizei am Dienstagabend mit, die Ermittlungen am und um den Tatort würden aller Voraussicht nach noch bis in die Nacht andauern. Für Mittwochmittag um 13 Uhr hat die Polizeidirektion eine Pressekonferenz in Chemnitz angekündigt.
Wenige Stunden nach der schrecklichen Entdeckung am Dienstag war die Straße, die die zwei Orte miteinander verbindet und an der auch der Fundort liegt, durch Polizeikräfte abgesperrt worden. Vereinzelt waren Anwohnerinnen und Anwohner zu sehen. Am Fundort der Leiche führten die Chemnitzer Kriminalpolizei und die Tatortgruppe des Landeskriminalamtes Sachsen die Ermittlungen. Auch die Staatsanwaltschaft Chemnitz sei involviert. "Weitere Details lassen sich aktuell auch aufgrund der notwendigen, langwierigen Ermittlungsarbeit nicht mitteilen", erklärte Doreen Stein.
Mehr als eine Woche nach dem Verschwinden der neunjährigen Valeriia hatte es keinen Hinweis darauf gegeben, was dem ukrainischen Mädchen zugestoßen sein könnte. Deshalb hatte die Polizei die Suche noch einmal mit einem Großaufgebot intensiviert.
Daran waren mehr als 400 Einsatzkräfte beteiligt. Dazu gehörten Beamte aus Sachsen-Anhalt, der Bereitschaftspolizei aus Chemnitz sowie sechs Klassen der Polizeifachschulen in Chemnitz und Schneeberg.
Das Suchgebiet lag südlich der Stadt Döbeln und wurde in vier Bereiche eingeteilt. Dabei haben sich die Kräfte auf Wälder, Wiesen und Felder konzentriert. Am Abend wollten Beamte dann noch einmal Anwohner im westlichen Stadtgebiet befragen.
Aus einem der Gebiete, die nun durchsucht wurden, seien in den Tagen zuvor unspezifische Hilferufe gemeldet worden. Bei der ersten sogenannten Nachschau habe es aber keine Hinweise auf eine hilflose Person gegeben, so Polizeisprecher Andrzej Rydzik. Dort erfolgte jetzt, wie in den anderen Gebieten, die Tiefenprüfung.
Unterstützt wurden die Polizeibeamten vom sogenannten Trupp unbemannte Luftfahrtsysteme (TUL) des THW Annaberg. Drei Helfer des THW waren mit einer speziellen Drohne in Döbeln, die noch vor gar nicht allzu langer Zeit für die Lageerkundung angeschafft wurde, erklärt Monique Hubka von der Pressestelle des THW-Landesverbandes Sachsen/Thüringen.
„Mit dem heutigen Einsatz wird die Flächensuche beendet. Wir konzentrieren uns danach auf die Ermittlungen“, hatte Rydzik noch am Morgen erklärt. Die Beamten seien allen Hinweisen nachgegangen und hätten bestimmte Fixpunkte auch mehrfach überprüft. Die Suche sei in einem Radius von acht Kilometern um Döbeln erfolgt.
Am Mittwoch sollten noch einzelne Einsatzkräfte im Stadtgebiet bei einer „Nachlese“ Anwohner befragen, die bisher nicht angetroffen wurden. Hätten sich dabei oder den Ermittlungen konkrete Hinweise ergeben, sollte die aktive Suche wieder aufgenommen werden. „Wir ermitteln in alle Richtungen“, so der Polizeisprecher. „Wir können weder eine Straftat ausschließen, noch einen Unfall.“
Es habe während der gesamten Zeit, in der nach dem Mädchen gesucht wurde, enger Kontakt zur Mutter und dem Vater von Valeriia bestanden, der in der Ukraine eine Vermisstenanzeige gestellt habe. Auch mit den Behörden in der Ukraine sei die Polizei stets in Verbindung gewesen. Die Eltern seien permanent über die Suchmaßnahmen informiert worden, offenbar auch am Dienstagabend über den Fund der Leiche.
Die Mutter werde weiter von Verwandten unterstützt. „Sollte es notwendig werden, erhält sie durch den Kriseninterventionsstab psychologische Betreuung“, hatte Andrzej Rydzik angekündigt.
Valeriia hatte sich am Morgen des 3. Juni von ihrer Mutter verabschiedet, um zur Schule zu gehen. Seitdem fehlt von ihr jede Spur. Polizeibeamte haben rund um die Uhr nach dem ukrainischen Mädchen gesucht. Daran waren auch die Wasserschutzpolizei, Taucher, Hunde, Drohnen und Hubschrauber beteiligt. An zwei Tagen waren Großaufgebote mit mehreren hundert Beamten im Einsatz.
Das passierte am 10. Juni
Die Hoffnung war groß, die Enttäuschung hält sich aber in Grenzen. Am Sonntagabend war der Fall der vermissten Valeriia aus Döbeln von der MDR-Sendung "Kripo live" aufgegriffen worden. Danach habe es jedoch keinen einzigen Hinweis gegeben, sagt die Sprecherin der Polizeidirektion Chemnitz Jana Ulbricht.
Sie führt dies darauf zurück, dass die Neunjährige inzwischen seit einer Woche verschwunden ist und die Polizei schon unzählige Hinweise erhalten hat. "Aber das Hinweistelefon bleibt weiter geschaltet", betont Jana Ulbricht. Das Polizeirevier Döbeln ist unter der Nummer 03431 65590 und die Chemnitzer Polizeiinspektion unter 0371 3873488 erreichbar.
Die Menschen sollten nach wie vor auf ihr Umfeld achten und weiterhin melden, "wenn zum Beispiel jemand herumschleicht, sich eigenartig oder anders verhält als üblich", so die Polizeisprecherin. Es werde jedem Hinweis nachgegangen, einigen sofort, andere würden zurückgestellt.
Auch hier nennt Jana Ulbricht ein Beispiel: "Wir erhalten immer wieder Hinweise, wo heute Erwachsene als Kinder gern gespielt oder sich versteckt haben." Die Überprüfung solcher Orte habe keine Priorität, weil sie nicht vordergründig auf einen Aufenthaltsort von Valeriia hinweisen. Aber die Beamten würden sich jeden Ort ansehen. Das sei unter anderem am Wochenende erfolgt.
Intensive Befragung von Anwohnern
Nachdem am Sonnabend und Sonntag noch einmal der Schulweg der Neunjährigen im Fokus lag, Beamte in Wathosen einen Bereich der Mulde bei Masten abgesucht sowie Anwohner rund um und nördlich vom Busbahnhof befragt haben, laufe die Befragung am Montag in der Innenstadt in Richtung Westen weiter. Dies erfolge durch etwa 30 Beamte der Kriminalpolizei.
30 weitere Beamte würden sich den Ermittlungen widmen, die nach wie vor in alle Richtungen gingen. "Denn die heiße Spur fehlt", erklärt die Erste Polizeihauptkommissarin. Die Polizei stehe ebenfalls weiter in engem Kontakt mit der Familie und dem Umfeld des ukrainischen Mädchens, um Hintergrundinfos wie übliche Kontakte und Interessen des Kindes zu erfahren.
Für Dienstag ist eine neue großflächige Suchaktion geplant, ähnlich der am vergangenen Donnerstag. "Dabei werden wieder etwa 300 Beamte im Einsatz sein, eventuell auch noch mehr", erklärt Jana Ulbricht. Geplant sei, die Suche in westlicher Richtung auszuweiten. Dabei kämen auch eine Drohne und voraussichtlich Suchhunde zum Einsatz. Ein Hubschrauber sei bisher nicht angefordert.
"Wir versuchen, so viele Bereich wie möglich abzuarbeiten", meint die Sprecherin. Denn die großflächige Suche könne nicht unendlich fortgesetzt werden. Würden sich Anhaltspunkte ergeben, sei das aber natürlich möglich. Ansonsten werde die Suche nach Valeriia im kleineren Stil fortgeführt.
Das passierte am 9. Juni
Wie am Sonnabend sind auch am Sonntag 40 Polizeibeamte im Einsatz, sagt Jana Ulbricht, Sprecherin der Polizeidirektion Chemnitz. Die Beamten würden sich am Sonntag vor allem auf den westlichen Teil der Stadt Döbeln konzentrieren und dort den Uferbereich an der Mulde durchkämmen.
Außerdem werden weiterhin Anwohner befragt. Am Sonnabend erfolgte dies bereits im Bereich des Busbahnhofes und nördlich davon. Es sei nicht auszuschließen, dass sich jemand aufgrund der umfangreichen Berichterstattung in den Medien an ein Detail oder Beobachtungen erinnere, hatte eine Sprecherin am Samstagabend erklärt.
Der Suchradius werde Stück für Stück erweitert. Sollten die Beamten nichts finden, das einen konkreteren Ermittlungsansatz bietet, sei für die kommende Woche noch einmal ein so großer Einsatz wie am Donnerstag vorgesehen. "Dabei sollen wieder mehr Einsatzkräfte nach der Neunjährigen suchen", so die Sprecherin. Ob und welche technischen Hilfsmittel dabei zum Einsatz kommen, sei aber noch unklar.
Die Polizei ermittelt in alle Richtungen. Dazu zählt eine Entführung, aber auch, dass sich das Kind versteckt hat oder verunglückt ist. Das aus der Ukraine stammende Mädchen lebt mit seiner Mutter in Deutschland, der Vater ist den Angaben zufolge nach wie vor in der Ukraine. "Auch die Ermittlungen im Ausland werden unvermindert fortgeführt", heißt es.
Auch zum Vater des Mädchens gebe es Kontakt. "Wir würden aber den Aufwand in Döbeln nicht betreiben, wenn wir glauben würden, dass sich das Mädchen im Ausland aufhält", hatte am Samstag ein Polizeisprecher gesagt.
Die Polizei ermittelt in alle Richtungen. Dazu zählt eine Entführung, aber auch, dass sich das Kind versteckt hat oder verunglückt ist. "Es gibt ganz viele Hinweise und wir gehen auch jedem nach. Aber die heiße Spur fehlt noch", so Jana Ulbricht.
Das aus der Ukraine stammende Mädchen lebt mit seiner Mutter in Deutschland, der Vater ist den Angaben zufolge nach wie vor in der Ukraine.
Der Vater selbst, meldete sich mit einer Videobotschaft zu Wort. Wie die Bild berichtet, wartet Roman G. (32) aktuell auf seine Papiere, um nach Deutschland reisen zu können. Aktuell sei er noch in Dnipropetrowsk nahe der umkämpften Stadt Charkiw im Osten der Ukraine.
In dem Video-Telefonat glaubt G. fest daran, dass Valeriia entführt wurde. "Finden Sie in sich den Mut, uns Eltern unser geliebtes Kind zurückzugeben. Ich hoffe so sehr, meine Tochter bald in den Arm nehmen zu können", sagt er an die von ihm vermuteten Kidnapper gerichtet.
Das passierte am 8. Juni
Auch am Samstag wurde die Suche fortgesetzt. "Unser Schwerpunkt liegt nördlich des Busbahnhofes in Richtung Schule", sagte Polizeisprecherin Jana Ulbricht.
Zwischenzeitlich sei die Stadt Döbeln in Quadranten eingeteilt worden. "In diesen geht die Tiefensuche auch am Sonnabend weiter", so Polizeisprecher Andrzej Rydzik. "Wir haben bereits ein gutes Stück geschafft."
Am Freitag waren fast 180 Einsatzkräfte vor Ort. Darunter auch Dutzende Kräfte der Bereitschaftspolizei aus Leipzig. Die umfangreiche Suchaktion mit Tauchern, Spezialhunden und Hunderten Polizisten sei jedoch erfolglos geblieben. Dabei waren auch eine Drohne und ein Hubschrauber eingesetzt worden. Sogenannte Super-Recogniser hatten Mengen an Bildern und Videos gesichtet. Doch von dem Mädchen fehlt jede Spur.
Das passierte am 7. Juni:
Obwohl die Polizei die Suche verfeinert hat, gibt es auch am Freitagabend noch keine neuen Hinweise, wo die neunjährige Valeriia sein könnte. Das Mädchen ist seit Montagfrüh verschwunden. Sie hatte das Haus verlassen, um zur Grundschule zu gehen, ist dort aber nicht angekommen.
Das Umfeld der Gabelsberger Straße, in der Valeriia mit ihrer Mutter wohnt, sei safe, also sicher, erklärt Polizeisprecher Andrzej Rydzik: "Wir gehen jetzt weiter in die Fläche." Dazu sei die Stadt Döbeln in Quadranten eingeteilt worden.
Am Freitag haben sich die Beamten vor allem auf den Schulweg konzentriert, für den es zu Fuß zwei Möglichkeiten gibt. Außerdem wurden Industriebrachen durchsucht, zu denen auch eine alte LPG gehört. Zudem erfolgte die Suche westlich der Wohnung von Valeriia, das heißt in Richtung Kaufland und Penny. Dort würden auch weiterhin Anwohner befragt.
Döbelner sollen im eigenen Umfeld suchen
In diesem Zusammenhang geht Rydzik noch einmal auf die Suche von Privatpersonen nach Valeriia ein. Es sei verständlich, dass viele helfen möchten, aber zum einen dürften sie dabei die Maßnahmen der Polizei nicht behindern und zum anderen keinen Hausfriedensbruch begehen.
Das sei der Fall, wenn sie sich ohne Genehmigung des Besitzers in unbewohnten Häusern umsehen. "Uns ist geholfen, wenn jeder in seinem häuslichen Umfeld sucht - und das immer wieder. Es könnte ein Schlafplatz sein oder Reste von Speisen, die am Vortag noch nicht dagewesen sind und darauf hinweisen, dass sich dort jemand kurzzeitig aufgehalten hat", erklärt der Pressesprecher.
Aus dem Einsatzzug der Polizeidirektion Chemnitz und von der Bereitschaftspolizei der Polizeidirektion Leipzig sei etwa eine Hundertschaft im Stadtgebiet von Döbeln unterwegs. In etwa einem Drittel der Stadt sei bereits die Tiefenabsuche erfolgt, die fortgesetzt werde. "Wir versuchen, jeden Stein umzudrehen", so Rydzik.
Parallel dazu werde weiter in alle Richtungen ermittelt. Denn es gebe noch immer keinen Anhaltspunkt, wo sich das Mädchen befinden könnte. "Wir schließen nach wie vor nichts aus. Eine Straftat, ein Unfall oder eine Entziehung sind ebenso möglich oder das Kind hat sich verlaufen oder verkrochen", sagt der Polizeisprecher.
Vermisstenfall in MDR-Sendung "Kripo live"
Die Beamten erhielten auch immer wieder Hinweise, unter anderen von Eltern, deren Kinder Zuhause etwas erzählt haben. Aber diese Hinweise hätten ebensowenig einen Anhaltspunkt ergeben, wie Gespräche mit den Schülern der Grundschule "Am Holländer", die Valeriia besucht.
Der Vermisstenfall sei auch bei der MDR-Sendung "Kripo live" platziert worden. "Wir wollen alle Möglichkeiten nutzen", erklärt Andrzej Rydzik. Die sogenannten Gesichtserkenner würden die Beamten weiterhin bei der Sichtung von Videomaterial unterstützen. Bisher habe das einen Umfang von zehn Terabyte. Weiteres Material, unter anderem von Bahnhöfen, werde noch hinzukommen.
Inzwischen habe sich auch die Botschaft der Ukraine eingeschaltet und Kontakt mit der Mutter von Valeriia aufgenommen, um sie zu unterstützen. Die Polizei führe ebenfalls täglich Gespräche mit der Mutter. Valeriia habe auch Geschwister. Ob diese ebenfalls in Döbeln leben, dazu wollte sich der Pressesprecher mit dem Verweis, dass dies für den Fall nicht relevant sei, nicht äußern.
Die Suche gehe unvermindert weiter, auch über das Wochenende. "Die Motivation der Beamten ist ungebrochen. Viele sind selbst Eltern und hoffen, dass die Suche ein gutes Ende findet", sagt der Polizeisprecher.
Oberbürgermeister dankt den Helfern
Mit Kräften des Polizeireviers Döbeln und Beamten der Bereitschaftspolizei war auch in der Nacht weiter nach der Neunjährigen gesucht worden. Das sagte Polizeisprecher Andrzej Rydzik am Morgen auf Nachfrage. Neue Erkenntnisse brachte diese Suche nicht. "Nachts ist die Effektivität wegen der Lichtverhältnisse auch deutlich geringer", so der Sprecher.
Döbelns Oberbürgermeister Sven Liebhauser hat indes den vielen Helfern bei der Suche nach der vermissten Valeriia gedankt. "Die Betroffenheit in der Bevölkerung ist sehr groß", sagte der Christdemokrat am Freitag. "Wir alle hoffen, dass sie schnellstmöglich gesund und munter gefunden wird."
Für die Menschen in Döbeln sei das eine außerordentliche Situation. "Auch als Vater geht mir das sehr nahe." Er beobachte in seiner Stadt eine große Solidarität und Hilfsbereitschaft. So seien viele Menschen dem Aufruf der Polizei gefolgt und hätten in eigenen Gärten, Kellern, Garagen und Schuppen nach dem Mädchen oder Hinweisen nach ihr Ausschau gehalten.
Das passierte am 6. Juni:
Die groß angelegte Suche nach der vermissten Valeriia hat auch am Donnerstag keine neuen Hinweise gebracht, teilte das Lagezentrum der Polizeidirektion Chemnitz am Abend mit.
Mehr als 300 Beamte, darunter die Bereitschaftspolizei sowie Polizeischüler aus Chemnitz und Schneeberg, waren im Einsatz. „Das, was wir schaffen wollten bezüglich des Gebiets, das haben wir auch geschafft“, sagte Polizeisprecher Andrzej Rydzik.
Seit Donnerstagmorgen haben die Beamten das gesamte Stadtgebiet durchsucht, auch der Polizeihubschrauber war im Einsatz.
Währenddessen sieht das Landesamt für Schule und Bildung nach dem spurlosen Verschwinden der Neunjährigen keinen Nachbesserungsbedarf beim aktuellen Meldeverfahren. Demnach müssen Schulen die Eltern zeitnah informieren, wenn ihre Kinder nicht zum Unterricht erscheinen und nicht entschuldigt sind, wie Behördensprecher Clemens Arndt am Donnerstag sagte.
Psychologen betreuen Schüler und Lehrer
An dem Verfahren selbst sei nichts zu beanstanden, es sei erprobt. Die Schulleiter würden nun noch einmal für das Vorgehen sensibilisiert. Im konkreten Fall der Grundschule in Döbeln ist offensichtlich kein Hinweis an die Mutter der Neunjährigen gegeben worden. Das Kind hatte sich am Montagfrüh auf den Weg zur Schule gemacht, war aber dort nicht angekommen.
Nun wird auch ein mögliches Fehlverhalten seitens der Schule untersucht. Versäumnisse könnten arbeitsrechtliche Schritte nach sich ziehen, hieß es. Um den Lehrern und Schülern in Valeriias Grundschule angesichts der großen Ungewissheit zur Seite zu stehen, seien diese Woche mehrere Psychologen an der Schule gewesen, erklärte Arndt. Sie hätten die Lehrer beraten und mit Schülern gesprochen. "Es ist wichtig, dass jemand mit ihnen die Situation bespricht." Die emotionalen Folgen eines solchen Geschehens für Lehrer und Schüler seien nicht zu unterschätzen, betonte Arndt.
Auch nach vier Tagen Suche sei die "eine heiße Spur" noch immer nicht vorhanden, wie Rydzik mitteilte. Die Polizei hat mittlerweile auch Kontakt zu Kollegen im Ausland aufgenommen. "Wir führen auch Ermittlungen über die Stadt- und Landesgrenzen hinaus", so Andrzej Rydzik. Da in alle Richtungen ermittelt werde, gehöre auch der Blick auf das familiäre Umfeld dazu.
Das aus der Ukraine stammende Mädchen lebt mit seiner Mutter in Deutschland, der Vater ist den Angaben zufolge nach wie vor in der Ukraine. "Wir sind im Austausch mit den Behörden dort." Gleiches gelte für die Nachbarländer Polen und Tschechien als mögliche Transitwege. Auch zum Vater des Mädchens gebe es Kontakt, so Rydzik.
Ausstrahlung bei Aktenzeichen XY brachte keine neuen Erkenntnisse
Parallel zu der großangelegten Suche wird die Anwohnerbefragung weitergeführt, am Donnerstag soll sich auf den Schulweg-Bereich konzentriert werden. Rydzik betonte, dass die Suche auch über die Stadtgrenzen hinaus weiter laufe, auch mit ausländischen Strafverfolgungsbehörden stehe die Polizei im Kontakt.
Am Mittwochabend griff die ZDF-Sendung Aktenzeichen XY den Fall der vermissten Valeriia auf. Hinweise gingen zwar in der Polizeidirektion Chemnitz ein, jedoch keine, die zielführend waren. Die Beamten seien aber weiterhin hochmotiviert. Auch der Chemnitzer Polizeipräsident Carsten Kaempf ist vor Ort, um sich ein Bild von der Lage zu machen.
Die neun Jahre alte Valeriia wurde das letzte Mal am Montagmorgen gesehen, als sie sich laut Polizeiangaben gegen 6.50 Uhr auf den Weg zur Schule machte. Dabei sei Valeriia meist kurz mit einem Bus gefahren, hieß es. Wie sich später herausstellte, war sie aber nicht im Unterricht.
Das geschah am 5. Juni:
Unterdessen hat sich das Landesamt für Bildung und Schule eingeschaltet. Man prüfe, warum die Eltern von der Schule keine Information erhielten", sagte Behördensprecher Clemens Arndt auf Nachfrage. Ein Anruf bei den Eltern sei im Fall einer Abwesenheit von Schülern ein klassisches Verfahren. "Wir müssen jetzt herausfinden, warum das nicht funktioniert hat an der Stelle."
Normalerweise würden die Schulen spätestens in der zweiten Schulstunde die Eltern zurückrufen. Zuvor hatte die "Bild"-Zeitung von Ermittlungen der Schulaufsicht berichtet. Die Polizei ermittelt laut Rydzik aktuell aber nicht gegen die Schule.
In der Nacht zum Mittwoch hatten Polizisten vor allem den Bereich der Grundschule in der Bayerischen Straße nochmals überprüft. Auch der Verbund sächsischer Rettungshunde war seit den frühen Mittwochmorgenstunden abermals an der Suche beteiligt. "Unter anderem haben Flächenhunde insbesondere Waldgebiete, Felder und Wiesen im Bereich des Muldeufers sowie im Osten der Stadt bis hin zum Ortsteil Zschäschütz durchkämmt", so Polizeisprecher Andrzej Rydzik weiter.
Anwohner sollen weiter befragt werden
Auch sogenannte Trümmerhunde hätten in Abrissgebäuden gesucht. Neue Hinweise zum Verbleib der vermissten Neunjährigen haben sich laut dem Sprecher jedoch nicht ergeben. Aktuell seien die Hunde nicht im Einsatz, da die Kapazitäten schlicht aufgebraucht seien. "Es kann aber durchaus sein, dass sie im Laufe des Tages noch mal eingesetzt werden", sagte Rydzik am Mittwochmittag bei einer Pressekonferenz in Döbeln. Auch ein erneuter Einsatz des Polizeihubschraubers sei denkbar.
Der Fokus lag am Mittwoch vor allem darauf, Anwohner im Umfeld der Wohnung zu befragen. Die Beamten gingen von Tür zu Tür und fragten die Bewohner nach weiteren möglichen Beobachtungen. Laut Anwohnern guckten die Beamten auch in die Keller und auf die Dachböden. Aber auch parallel wurde weiter das Stadtgebiet durchsucht. Die vermisste Valeriia ist auch deutschlandweit und über die Landesgrenzen hinaus zur Fahndung ausgeschrieben.
Bevölkerung soll in Kellern und Gärten schauen
Es wird weiterhin in alle Richtungen ermittelt, wobei eine Gewalttat nicht ausgeschlossen werde. Gesicherte Videoaufnahmen werden weiter ausgewertet und auch im familiären Umfeld des Kindes würden die Ermittlungen fortgesetzt werden.
Die Polizei bittet die Bevölkerung in Döbeln um Mithilfe in den eigenen Gärten, Kellern, Garagen, Schuppen, auf Dachböden und sonstigen Nebengelassen, also alles was als Unterschlupf dienen kann, nach der Neunjährigen Ausschau zu halten. Hinweise sollen an die Chemnitzer Polizeiinspektion unter Telefon 0371 387-3488 gemeldet werden.
Am Nachmittag meldete sich auch Oberbürgermeister Sven Liebhauser (CDU) mit einem Video auf Facebook zu Wort. Er dankte der Bevölkerung für die Hilfsbereitschaft und Unterstützung bei der Suche nach dem vermissten Kind.
Wie der Sprecher weiter mitteilte, stünde die Polizei im engen Austausch mit der Mutter von Valeriia. Sie erhalte Unterstützung aus ihrem privaten Umfeld, es sei aber jederzeit möglich, dass das Kriseninterventionsteam sie betreut. Dutzende Polizisten sind im Einsatz. Die genaue Anzahl könne aufgrund der dynamischen Lage nicht gesagt werden. "Es werden immer wieder Kräfte zugeführt und entlassen", so Rydzik.
Die Lage am 4. Juni:
Seit Montagabend hatte es intensive Suchmaßnahmen der Polizei nach dem Kind gegeben. Insgesamt waren in Döbeln etwa 70 Beamte im Einsatz, sagte Polizeisprecher Andrzej Rydzik am Dienstag bei einer Pressekonferenz. Auch zwei sogenannte Mantrailer - Personenspürhunde - und ein Polizeihubschrauber kamen am Montag bereits zum Einsatz. Der Hubschrauber kreiste bis tief in die Nacht über Döbeln.
Auch in der Schule des Mädchens werde weiter ermittelt. "Wir lassen nichts unversucht, um Hinweise zu bekommen. Die Wahrheit ist aber auch: Es gibt keine Hinweise, wo das Kind sich aufhält", so Andrzej Rydzik.
Die Polizei war am Montag um 18.25 Uhr von der Mutter informiert, nachdem diese schon nach dem Kind gesucht hatte, als das Mädchen am Nachmittag nicht nach Hause kam.
Eigentlich werden die Eltern und gegebenenfalls die Polizei bei Abwesenheit des Kindes im Unterricht schon viel eher von der Schule informiert. Warum das in diesem Fall nicht geschehen ist, könne er nicht sagen, so Rydzik.
Nach Angaben der Polizei hatte sich die neunjährige Valeriia am Montagmorgen gegen 6.50 Uhr von der Wohnung an der Gabelsberger Straße auf den Weg zur Grundschule Am Holländer an der Bayerischen Straße gemacht. In den Bus der Linie C, der 7.06 Uhr am Busbahnhof abfährt, ist sie aber nicht eingestiegen.
Noch am Montagabend sei bei Regiobus die Videoaufzeichnung aus dem Bus ausgewertet worden. "Offenbar ist das Mädchen dort nicht mitgefahren", sagt der Döbelner Betriebsleiter von Regiobus Hagen Lorenz. Auch die Aufzeichnung eines parallel am Busbahnhof startenden Busses seien gesichtet worden - falls das Kind versehentlich falsch eingestiegen ist. Aber auch das sei nicht der Fall gewesen.
Hinweisen, dass das aus der Ukraine stammende Mädchen an der Schule gesehen wurde, geht die Polizei laut einer Sprecherin nach.
Private Suchaktion von Menschen aus Döbeln
Valeriia ist etwa 1,40 Meter groß und hat dunkelblonde, mittellange Haare. Am Montagmorgen war sie mit einem lila T-Shirt, einer schwarzen Jeans, einer hell-türkisen Jacke sowie dunkelblauen knöchelhohen Schuhen bekleidet. Sie hat einen rosa Schulranzen bei sich und spricht gebrochen deutsch.
Im sozialen Netzwerk Facebook hatten sich Döbelner in den vergangenen Tagen zu privaten Suchaktionen verabredet. "Wir waren in der Nacht bis Viertel vier unterwegs", sagte Stephanie Ansorge.
Sie war am Dienstagnachmittag mit an einem Van, von dem aus Rob Hofmann versuchte, die privaten Suchaktionen zu koordinieren. Mit mäßigem Erfolg, wie er sagte. Von den kleinen Gruppen, die sich zu Suchaktionen verabredeten hatten, habe sich nur sehr wenige gemeldet.
Am Van stand auch Ingo Gruß, stellvertretender Kreisbrandmeister. Nicht, um Suchaktionen zu koordinieren, sondern um dämpfend einzugreifen, damit die Hilfsbereitschaft keinen exzessiven Charakter annimmt. "Das Engagement der Leute ist ehrenwert. Wir wollen aber auch keinen Menschenmassen in den Wäldern und am Fluss", sagte er.
Private Suchaktionen seien nicht verboten. "Aber die Leute sollen sich an die Regeln halten." Die Feuerwehr sei in die Suche nach dem Mädchen nicht einbezogen, sagte Gruß. "Es gibt auch keinen Anlass, große Suchen mit Hilfskräften zu beginnen." Auch Rydzik betonte noch mal, dass die privaten Suchen nicht verboten oder unterbunden werden. "Aber es ist wichtig, dass wir in Kenntnis gesetzt werden, sobald etwas gesehen oder gefunden wurde und unsere Arbeit nicht behindert wird."
Oberbürgermeister Sven Liebhauser hat sich am Montagabend ein Bild vor Ort gemacht. Er unterbrach einen Termin, um nach Döbeln zu fahren, als er die Information erhalten hat. "Ich habe mit der Polizei gesprochen und mir das bestätigen lassen. Wir bitten um Unterstützung, falls jemand etwas sieht, dass sich die Menschen bei der Polizei melden und hoffen, dass wir das Mädchen schnell wiederfinden", sagte er.