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SZ + Döbeln

Stinkbombe direkt neben Döbelner Spielplatz

Vor dem CSD wurde Buttersäure am Hauptbahnhof verschüttet. Wie passt das zur Forderung der rechtsextremen Gegendemonstranten zum Schutz von Familien?

Von Jens Hoyer
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In der Parkanlage am Hauptbahnhof war der CSD am Sonnabend gestartet. Hier war zuvor stinkende Buttersäure verschüttet worden, die von der Feuerwehr neutralisiert wurde.
In der Parkanlage am Hauptbahnhof war der CSD am Sonnabend gestartet. Hier war zuvor stinkende Buttersäure verschüttet worden, die von der Feuerwehr neutralisiert wurde. © Thomas Kube

Döbeln. Der Christopher Street Day (CSD) ist am Sonnabend ohne größere Zwischenfälle zu Ende gegangen. Bis auf einen. Unbekannte hatten auf der Versammlungsfläche des CSD am Hauptbahnhof übel stinkende Buttersäure verschüttet.

Wobei: So unbekannt ist der Täter vielleicht gar nicht. Die Polizei verdächtigt den Döbelner Aktivisten und Stadtrat der Freien Sachsen Stefan Trautmann, hinter dem Anschlag zu stecken (wir berichteten).

Beamte hatten Trautmann in der Nacht zu Sonnabend in Döbeln kontrolliert und dabei in seinem Auto den Gestank von Buttersäure bemerkt, die schon in geringsten Konzentrationen wahrgenommen werden kann. Auch am Spielplatz stank es am Montag noch deutlich, obwohl die Döbelner Feuerwehr am Sonnabend bei einem Einsatz die Buttersäure neutralisiert hatte.

Als die Polizei am Sonnabend die Buttersäure feststellte, hatten die Beamten eins und eins zusammengezählt. Sie ermitteln wegen Sachbeschädigung in Verbindung mit versuchter gefährlicher Körperverletzung. Stefan Trautmann hatte die Gegendemo angemeldet, musste die Versammlungsleitung aber aufgrund des Verdachts abgeben.

Wie familienfreundlich ist Buttersäure?

Trautmann, der sich immer besonders familienfreundlich gibt, hatte seine Gegendemo unter das Motto „Familien schützen“ gestellt. Nach dem Buttersäureanschlag ausgerechnet neben einem Spielplatz fühlte er sich offenbar unter Rechtsfertigungsdruck.

Beim sozialen Netzwerk Telegram postete er ein Video, aufgenommen in der Parkanlage, in dem er sich laut darüber wundert, dass es dort, wenn es einen Buttersäureanschlag gegeben hätte, weder Absperrungen, noch Hinweisschilder, noch Polizei gebe.

Die gesundheitlichen Auswirkungen liefert er in seinem Beitrag gleich noch mit: „Das schlimmste gesundheitliche Risiko stellt das Einatmen der unsichtbaren Gase dar. Sie können zu extremen Reizungen der Lunge, zu Erbrechen, zu Kopfschmerzen sowie zu gefährlichen Verätzungen führen.

Die Folgen: Verlust von Geschmacks- und Geruchssinn, Schädigung der Lunge und chronischer Reizhusten. Auch der Kontakt mit Haut und Schleimhäuten muss vermieden werden.“

Tränende Augen und Kopfschmerzen

Im sozialen Netzwerk Facebook hatte ein Döbelner Nutzer Eltern und Hundebesitzer vor der Buttersäure im Park gewarnt. Eine Nutzerin klagte in einem Kommentar über tränende Augen und Kopfschmerzen.

Stefan Trautmann weist den Verdacht der Polizei weit von sich. Auf eine Anfrage antwortete Trautmann: „Nein, ich habe ganz sicher keine Buttersäure verschüttet.“ Buttersäure sei gefährlich. „Und wie soll man sie offen durch die Gegend transportieren, ohne dabei selber Schaden zu nehmen?“

Er sieht sich von den Behörden als Leiter der Gegendemo diskreditiert. Das seien die „Methoden, die ein Unrechts-Staat benutzt, um andere Menschen mundtot machen zu wollen“.

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Trautmann bestätigte, dass er von der Polizei in der Nacht um 1.30 Uhr in Döbeln kontrolliert wurde. Die Beamten hätten nur Müllsäcke in seinem Auto festgestellt.

Die Veranstalter des CSD sind mit der Veranstaltung – vom Buttersäureanschlag abgesehen – zufrieden. „Es ist so gelaufen, wie wir uns das gewünscht hatten. Wir sind froh, dass es keine weiteren Vorkommnisse gab“, sagte Leon Grünig vom Verein Treibhaus.

Schlechte Kommunikation mit Polizeidirektion

Es beklagte, dass die Gegendemo der rund 200 Rechtsradikalen mit Abstand hinter dem CSD herlaufen durfte. „Das bestätigt die Metapher: Wir jagen sie vor uns her. Wir können es nicht verstehen, dass das von den Behörden und der Polizei nach den Vorkommnissen in Bautzen für einen gangbaren Weg gehalten wurde.“

Grünig kritisiert die Kommunikation mit der Polizeidirektion Chemnitz. „Wir haben alle Infos nur über Dritte und Hörensagen erhalten. Das kritisieren wir. Wir sind eine kooperative Veranstaltung und haben nichts zu verstecken.“

Mit dem Leiter des Polizeireviers in Döbeln sei dagegen ein sehr gutes Gespräch geführt worden, so Grünig.