Roßwein. Vor Tod und Zerstörung sind sie vor Monaten oder Jahren schon geflüchtet. Trotzdem ist der Krieg in der Ukraine allgegenwärtig. Doch am Samstagnachmittag haben ihn Betroffene, die in Roßwein mittlerweile gut angekommen und aufgenommen worden sind, und deren Unterstützer einmal bewusst ausgeklammert.
Es sollte ein unbeschwerter Nachmittag werden für Flüchtlinge wie die Mitglieder des Bündnisses „Willkommen in Roßwein“. „Wir sind drei Familien, die sich derzeit um die 35 in Roßwein lebenden Ukrainer vom Kleinkind bis zur Oma kümmern“, sagt Wilfried Schüller.
Wie Ukrainer zusammenhalten, begeisert
Er und seine Frau Regina haben schon relativ kurz nach dem Ausbruch des Krieges Flüchtlinge in ihrem Gästezimmer aufgenommen und mit ihnen gemeinsam abenteuerliche wie gefährliche Situationen gemeistert. Dieser Einsatz hat sich für das Rentnerehepaar mehr als gelohnt.
Nicht nur ihre einstigen „Schützlinge“, sondern auch andere Flüchtlinge, von denen mehrere mit im Haus in der Innenstadt wohnen, sind für die Schüllers zur Familie geworden.
Nicht zuletzt deshalb freuen sich Regina und Wilfried Schüller unglaublich, dass eine der Flüchtlingsfamilien am Wochenende Nachwuchs bekommen hat. Der kleine Junge ist am Samstag im Krankenhaus in Mittweida zur Welt gekommen. Das Begrüßungskomitee wird daher nicht nur aus den Geschwistern bestehen. Das ist sicher.
Alle in Roßwein lebenden Ukrainer, von deren Zusammenhalt Schüller und die übrigen Helfer begeistert sind, haben sich am Samstag mit einer Einladung ins Kirchgemeindehaus bei ihren Unterstützern bedankt. Sie haben Lieder aus ihrer Heimat angestimmt und Tänze aufgeführt. Bei dem einen oder anderen haben sich die Zuschauer nicht lange bitten lassen und mitgemacht.
Was Ukrainer bei Familienessen auftafeln
Außerdem gaben die Flüchtlinge einen kleinen Einblick in das, was bei ihnen daheim traditionell auf dem Tisch steht: Eine herzhafte Fischtorte, unterschiedlich gefüllte Blätterteigtaschen oder Apfeltorte, nennt Wilfried Schüller als Beispiele.
So engagiert, wie sie ihre Helfer bewirtet haben, so bringen sich die Flüchtlinge auch in Sachen Integration ein. Uliana und ihr Mann Vlatyslov Kalinichenko etwa sind Künstler. Sie Tänzerin und Choreografin, er Schauspieler und Regisseur.
Uliana steht im Moment als Statistin „Im weißen Rössl“ auf der Seebühne in Kriebstein. Danach hat sie genau wie ihr Mann einen Minijob im Theater in Aussicht.
In den nächsten Tagen wird in der großen deutsch-ukrainischen Familie erst einmal Schulanfang gefeiert. Eines der Mädchen darf mit guten Deutschkenntnissen die Grundschule in Roßwein besuchen. Ein Junge, der noch nicht so lange in Deutschland lebt, ist in der Grundschule in Pappendorf willkommen.