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Hier werden in Döbeln Kinder aus 20 Ländern unterrichtet

An der Kunzemannschule lernen schon immer Schüler vieler Nationen zusammen. Heute ist sie mehr denn je multikulti.

Von Jens Hoyer
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Beim Macarena tanzen alle mit. Die Projektwoche an der Kunzemannschule ist am Freitag mit einem Kinderfest gemeinsam mit der benachbarten Kita Kleeblatt beendet worden.
Beim Macarena tanzen alle mit. Die Projektwoche an der Kunzemannschule ist am Freitag mit einem Kinderfest gemeinsam mit der benachbarten Kita Kleeblatt beendet worden. © SZ/DIetmar Thomas

Döbeln. Zwei Jungs stehen an einem Plakat, das hinter der Kunzemannschule am Zaun hängt. „Soll das China sein“, meint der eine und zeigt mit dem Finger auf eine Flagge mit rotem Stern, die neben vielen anderen auf das Stück Stoff gemalt ist. „Das ist Russland“, meint der andere und zeigt auf eine andere Flagge.

Draußen am Zaun hängen Zettel mit einem Willkommengruß in vielen Sprachen. „Guten Tag“ auf Somali, Russisch. Spanisch, Litauisch, Arabisch und Persisch.

Viele Nationen auf engstem Raum, das ist in der Kunzemannschule nicht konstruiert, sondern Wirklichkeit. Die Zahlen, die Schulleiterin Birgit Frainge nennt, sind beeindruckend: Die 183 Kinder der Schule kommen aus 20 Ländern und sprechen 18 verschiedene Sprachen.

In dieser Woche war an der Schule Projektunterricht. Die Grundschüler befassten sich mit dem Leben der Kinder auf den einzelnen Kontinenten. Sie haben gebastelt, gemalt, gestaltet, Spiele, Lieder und Speisen kennengelernt. Am Freitag gab es zum Abschluss ein Kinderfest. Und ein Buffet mit Speisen aus vielen Ländern.

Seit vielen Jahren Erfahrung

Erfahrungen mit einer Vielzahl von Nationen hat die Grundschule schon seit Jahrzehnten. Durch die Nähe zum Asylbewerberheim hatten schon immer relativ viele Schüler aus anderen Ländern die Kunzemannschule besucht.

Aktuell gibt es dort zwei Vorbereitungsklassen für Kinder mit wenig Deutschkenntnissen, sagt die Schulleiterin. Wie gut die Kinder die Sprache schon beherrschen, hänge auch davon ab, ob sie eventuell schon eine Kita besucht haben.

Die Kinder werden aber schon von Anfang an in den Regelklassen integriert, so die Schulleiterin. Sie lernen dort durch Beobachten und Mitmachen – vor allem auch die Sprache.

„Sie sitzen dann neben einem deutschsprachigen Nachbarn, wo sie abgucken können“, erklärt die Schulleiterin. Hauptfächer wie Deutsch und Mathe besuchen die ausländischen Schüler schon in den Regelklassen.

Werden Fächer wie Ethik oder Sachkunde unterrichtet, gehen sie in die DaZ-Klassen. Wobei die Abkürzung für „Deutsch als Zweitsprache“ steht. „In den Klassen werden Vokabeln gelernt.

Dabei geht es dann um solche Themen wie Schule und Familie. Die Kinder lernen, sich vorzustellen: Wie alt bin ich und woher komme ich“, erklärt die Schulleiterin.

Schulassistentin kann Arabisch

Die Lehrerinnen vor allem der ersten Klassen können sich dabei auf die Unterstützung durch eine Schulassistentin aus Syrien verlassen, die Arabisch spricht.

Andere Lehrer können Französisch oder Englisch – auch, um mit den Eltern sprechen zu können. Zudem arbeitet an der Schule eine Sozialarbeiterin, die bei der schwierigen Integration hilft.

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Es sei auch gar kein Problem, dass die Erstklässler mit sprachlichen Defiziten die Klasse noch einmal wiederholen. Schwieriger sei es allerdings, die Eltern davon zu überzeugen. „Manche Eltern wollen unbedingt, dass das Kind in die zweite Klasse kommt. Da braucht man gute Argumente, dass das zum Wohle des Kindes ist.“

Die Zahl der Kinder mit ausländischen Wurzeln hat im Laufe der Jahre zugenommen. In der neuen 1. Klasse liegt der Anteil bei 60 Prozent, so die Schulleiterin. Das sei anstrengend und herausfordernd.

Zum ersten Mal Kind aus den USA

Viele Kinder kommen aus europäischen Ländern, Polen, Rumänien, Griechenland, der Ukraine. Zum ersten Mal ist ein Kind aus den USA eingeschult worden. Auch Venezuela ist vertreten. Dazu kommen Kinder aus Ländern wie Somalia, Syrien, Iran, Irak und Afghanistan.

Manche Eltern hätten Schwierigkeiten, sich in die Strukturen hineinzufinden. „Sie müssen lernen, auch mal den Ranzen zu kontrollieren und mit den vielen Zetteln mit Infos zurechtzukommen“, so die Schulleiterin.

Moderne Technik wie Übersetzungsapps helfe da weiter. Seit diesem Schuljahr sei auch eine Schulapp fürs Handy verfügbar, mit der Infos und Neuigkeiten übermittelt werden. Diese habe eine Übersetzungsfunktion.