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Warum Katze Heidi in Großweitzschen die Schulbank drückt

Die Großweitzschener Grundschule hat fast täglich einen besonderen Gast. Der darf gestreichelt werden und manchmal auch am Unterricht teilnehmen.

Von Sylvia Jentzsch
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Leon (links), Louis, Mathilda, Marie und Lauritz freuen sich über Schulkatze Heidi und lassen ihr immer wieder Streicheleinheiten zukommen.
Leon (links), Louis, Mathilda, Marie und Lauritz freuen sich über Schulkatze Heidi und lassen ihr immer wieder Streicheleinheiten zukommen. © SZ/DIetmar Thomas

Großweitzschen. Heidi heißt die weiße Katze mit den schwarzen Flecken und den hellgrünen Augen, die täglich auf die Mädchen und Jungen wartet, die die Großweitzschener Grundschule besuchen. Auch ohne Uhr und Pausenglocke weiß sie, wann die Kinder auf dem Schulhof sind.

Die etwa zwei Jahre alte Katze stammt aus dem Bauernhof neben der Schule. Kaum zur Welt gekommen, interessierte sich das Katzenjunge schon dafür, was auf dem Schulhof passiert. Damals war sie noch in Begleitung einer Geschwisterkatze.

Doch die schien das Interesse am lebhaften Treiben der Kinder nicht zu teilen. Ganz im Gegenteil zu Heidi, so hat die Enkeltochter der Besitzerin die Schulkatze getauft. „Die kleine Katze kam immer wieder auf unseren Pausenhof und hat sich mit den Kindern angefreundet“, erzählt Schulleiterin Diana Hörnig.

Filmreife Szenen

Zuerst habe sie ein Verbot ausgesprochen, das fremde Tier zu streicheln. Doch Heidi ließ nicht locker, kam beharrlich wieder. „Deshalb habe ich das Gespräch mit der Besitzerin gesucht. Die Oma einer Schülerin bestätigte mir, dass Heidi regelmäßig vom Tierarzt kontrolliert wird, die notwendigen Impfungen hat und auch sehr gepflegt ist“, so die Schulleiterin.

Die Kinder seien alle über den Umgang mit Tieren belehrt worden.

Nun hat die Grundschule seit etwa zwei Jahren eine Schulkatze. „Manchmal komme ich mir vor, wie im Film. Es passiert so viel Unglaubliches und die Kinder sind immer wieder begeistert“, sagte Diana Hörnig.

Erzieherischer Effekt

Ab 6.45 Uhr wartet Heidi auf die Schüler auf dem Schulhof. Wenn es regnet, nimmt die Katze auch gern an der überdachten Schulbushaltestelle ihren Platz ein. Kommen die Kinder, gibt es bereits die ersten Streicheleinheiten des Tages.

Beginnt der Unterricht, ist Heidi entweder unterwegs oder versucht ab und zu, daran teilzunehmen. „Zuerst schaut sie im unteren Geschoss durch das Fenster. Dann wird sie mutiger und springt auf den Fensterrahmen, um später auf dem Fensterbrett Platz zu nehmen“, erzählte die Schulleiterin.

Auch wenn zunächst die Besucherin kurz für Ablenkung bei den Schülern sorgt, so haben die Lehrer festgestellt, dass die Kinder durch „Mitschülerin“ Heidi ruhiger werden. Denn es gibt die Regel: „Nur wenn Heidi und die Kinder leise und aufmerksam sind, kann die Katze bleiben.“

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Das habe einen erzieherischen Effekt, denn jeder will, dass Heidi am Unterricht teilnehmen kann. „Sie schleicht dann auch mal zum einen oder anderen Platz und setzt sich auf einen leeren Stuhl. Da das die Kinder gewohnt sind, werden sie dadurch nicht abgelenkt“, sagte Diana Hörnig.

Zu einer Landschule gehört eine Katze

Die Katze sei immer zutraulicher geworden, habe sich mit den Kindern angefreundet. Die wissen, dass sie Heidi nicht füttern sollen, oder nur dann, wenn die Besitzerin ein paar Leckerli über den Zaun reicht.

„Wir wollten und konnten nicht verhindern, dass Heidi zur Schulkatze wird. Schließlich sind wir eine Schule auf dem Land. Die Katze hat noch kein Kind gekratzt und nehme die Streicheleinheiten gern entgegen. Wenn es ihr dann doch einmal zu viel wird, sucht sie das Weite. Wir passen auch auf, dass Heidi nicht mit in die Turnhalle kommt. Das war kürzlich ihr Ansinnen, als schlechtes Wetter war. Doch das geht nicht, da in der Turnhalle einfach zu viel Gewusel ist“, sagte die Schulleiterin.

Die Kinder würden da auch aufpassen und Bescheid geben. Denn ihnen ist es wichtig, dass ihrer Heidi nichts passiert.

Schüler nehmen viel mit

Der Umgang mit Schulkatze Heidi bringe allen etwas – ob Schülern oder Lehrern, so die Schulleiterin. Die Kinder erlernen, dass sie verantwortungsbewusst mit Tieren und anderen Lebewesen umgehen müssen. Der Respekt vor anderen Lebewesen wird gefördert und das naturwissenschaftliche Interesse wird geweckt, zählt Diana Hörnig nur einige Dinge auf.

Die Kinder erwerben Wissen über eine artgerechte Tierhaltung. In den Pausen lenkt die Katze die Kinder ab, sodass sie gut entspannen, abschalten können.

Auch von so mancher Lehrerin bekommt Heidi Streicheleinheiten.

„Wir finden es cool, dass wir eine Schulkatze haben“, sagte Lauritz. „Und wir freuen uns sehr, wenn wir sie streicheln können oder sie sich an uns ankuschelt“, ergänzt Mathilde. Auch Leon, Louis und Marie können sich es ohne Schulkatze Heidi nicht mehr vorstellen.

Die hat sich so an die Kinder gewöhnt, dass sie am Wochenende oder in den Ferien ganz traurig ist, wenn sie keine Streicheleinheiten von den Mädchen und Jungen bekommt. So zumindest berichtet die Besitzerin der Katze.