Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
SZ + Döbeln

Fast kein Fiebersaft mehr in Döbelner Apotheken

Die Grippewelle in der Region hält weiterhin an. Nun werden die Medikamente in den Apotheken knapp. Warum das so ist und wo noch Fiebermittel erhältlich ist.

Von Martha Johanna Kaul
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
In der Adler-Apotheke in Döbeln gibt es noch Fiebersaft. Apothekerin Silke Beyer hält die letzten Flaschen in der Hand.
In der Adler-Apotheke in Döbeln gibt es noch Fiebersaft. Apothekerin Silke Beyer hält die letzten Flaschen in der Hand. © Dietmar Thomas

Döbeln. Ärzte und Apotheker sind seit Wochen im Dauereinsatz. Überfüllte Wartezimmer bei Kinderärzten sind schon lange keine Seltenheit mehr.

Nun werden auch noch die Medikamente für die Kleinsten knapp.Vor allem Fiebersäfte und Antibiotika kommen trotz der Bestellungen in den Apotheken nicht an.

„Wir haben eine große Menge Fiebersäfte nachbestellt und es kam eine einzige Flasche bei uns an“, erzählt Kathrin Friedrich von der Apotheke am Sternplatz in Döbeln. Ganz in der Nähe liegt die Kinderarztpraxis von Dr. Eckhardt Erdmann und Susann Bley. Die Apotheke ist die erste Anlaufstelle für Eltern mit erkrankten Kindern.

  • Sie haben Hinweise, Kritik oder Lob? Dann schreiben Sie uns per E-Mail an [email protected]

„Es handelt sich vor allem um den Wirkstoff Ibuprofen, der gerade nicht lieferbar ist“, so Kathrin Friedrich. Aber auch Paracetamol und vereinzelt Hustensaft sind in der Apotheke nicht mehr zu bekommen. Auf enttäuschte und hilflose Eltern treffen auch die Mitarbeiter aus der Rosen-Apotheke am Niedermarkt.

„Ein paar Medikamente haben wir noch da, aber auch bei uns geht es mit Fiebermitteln langsam zur Neige. Die Zäppchen werden nun auch knapp“, berichtet Apotheken-Chef Stefan Leutert.

Es gibt noch ein paar wenige Vorräte

Mehr Glück haben Eltern in der Adler-Apotheke an der Bahnhofstraße. „Wir haben noch einen kleinen Vorrat an Fiebersäften da“, so Silke Beyer. Aber auch die Mitarbeiterin der Adler-Apotheke könne keinen weiteren Fiebersaft mehr nachbestellen.

Bei Antibiotika sieht es dann aber überall gleich aus. „Es ist einfach nichts mehr da, vor allem die Wirkstoffe Sultimicillin und Penicillin kommen einfach nicht nach“, so Silke Beyer.

Die Welle an Medikamentenmangel, die gerade durch Deutschland rollt, haben für die langjährige Apothekerin viele Gründe. „Zum einen gibt es die Rabattverträge der Krankenkassen. Durch diese kosten auch verschreibungspflichtige Medikamente kaum noch etwas. Zum anderen werden die Wirkstoffe in Indien uns China hergestellt und dann an die Länder verschickt.“

Eine Flasche Fiebersaft kostet in Deutschland zwischen vier und fünf Euro. Davon werden das Arzneimittel, Flasche, Verpackung, Dosierungshilfe und Beipackzettel bezahlt. Für Silke Beyer ist es von daher verständlich, dass die Auslandsfirmen sich dann Länder suchen, die mehr zahlen.

Dies bestätigt auch Dr. Thomas Birnstiel aus der Löwen-Apotheke in Leisnig. „Der Wirkstoff Insulin kann beispielsweise hergestellt werden, aber die Firma hat keine Flaschen mehr, um das Medikament abzufüllen.“

Auch der Rückgang vieler Firmen ist für Birnstiel ein Grund für das Ausbleiben wichtiger Medikamente. „Für die Herstellung von Paracetamol gab es früher einmal zehn Hersteller, heute ist es nur noch einer“, so der Apotheker.

Noch ist Thomas Birnstiel optimistisch. „Wir haben uns hier in Leisnig einen guten Vorrat angelegt. Wer etwas braucht, kann kommen. Auch sind wir im Improvisieren geübt“, so Birnstiel.

  • Nachrichten aus der Region Döbeln von Sächsische.de gibt es auch bei Facebook und Instagram

Wenn jedoch auch das Antibiotika nicht mehr da ist, sind dem Apotheker und seinem Team die Hände gebunden. „Für Antibiotika gibt es keine Ausweichmittel, da müssen wir die Patienten dann zurück zum Arzt schicken.“

Für Fiebersaft bis nach Nossen

„Das Schlimmste ist, dass es auf dem Rücken unserer Kinder ausgetragen wird“, so Silke Beyer. Beatrice Winkler ist mit ihrem Sohn Henri sogar bis nach Nossen gefahren, um dort Fiebersaft zu holen.

Der Zweijährige hat eine Angina und muss Antibiotika nehmen. „Ich bin froh, dass es das wenigstens noch in der Apotheke gab, auch wenn mir die Frau hinter dem Tresen gleich sagte, dass sie nicht mehr viel auf Lager haben und auch der Hustensaft zur Neige geht.“