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Auch Roßweiner Jungs hoffen auf ein „Fußballwunder“

Europa ist im Fußballfieber. Aufs Daumendrücken am Fernseher begnügen sich einige Kinder nicht. Sie wollen kicken, nur die Voraussetzungen fehlen. Was sie sich wünschen und wie es insgesamt mit den Spiel- und Bolzplätzen in Roßwein aussieht.

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Auf dem Spielplatz im Wohngebiet Am Steinhübel in Roßwein gibt es, was sich Jungs wünschen, die am Hohen Rain wohnen: einen kleinen Bolzplatz mit Fußballtoren.
Auf dem Spielplatz im Wohngebiet Am Steinhübel in Roßwein gibt es, was sich Jungs wünschen, die am Hohen Rain wohnen: einen kleinen Bolzplatz mit Fußballtoren. © SZ/DIetmar Thomas

Roßwein. Kaum zu glauben, aber wahr: Das Thema Spielplätze ist offenbar eines der anspruchsvollsten, dem sich Verwaltungen und Kommunalparlamente stellen können. In Roßwein merken das gerade die langjährigen Stadträte und die neu gewählten Bürgervertreter werden sich gleich zu Beginn ihrer Amtszeit damit beschäftigen müssen.

Das Problem ähnelt sich in vielen Kommunen: In den wenigsten Fällen stehen Geräte für entsprechende Altersgruppen dort, wo gerade Familien mit Kindern in diesem Alter wohnen. Die Pflege der Plätze und Geräte ist aufwendig. Die nötigen TÜV-Überprüfungen sind mit zunehmender Lebensdauer von Schaukel und Rutsche mit Reparaturen verbunden.

Das Geld dafür ist nicht immer da. Deshalb haben Mitarbeiter des Bauhofes zumindest in Roßwein und den Ortsteilen Spielgeräte abgebaut und mittlerweile auch nicht wieder ersetzt. Denn es fehlt nach wie vor eines: ein Konzept.

Eltern würden Rasen mähen und für Ordnung sorgen

Das gibt der zweite stellvertretende Bürgermeister Peter Krause (Die Linke) zu. Seit Wochen vertritt er gemeinsam mit Vize-Bürgermeister Rico Söhnel (CDU) den erkrankten Rathauschef Hubert Paßehr. „Der neue Stadtrat wird an diesem Konzept arbeiten müssen“, prognostiziert Peter Krause.

Ganz aktuell dazukommt die Anfrage von Müttern. Deren Kinder sind aus dem Kletter- und Rutschalter herausgewachsen. „Die Jungs kicken gern und würden sich schon freuen, wenn der Platz am Hohen Rain so hergerichtet wird, dass dort ein kleines Tor aufgestellt werden kann“, sagte Antje Kleintje in der vergangenen Sitzung des Technischen Ausschusses.

Die umliegenden Anwohner hätten die Eltern bereits gefragt. Kaum einer sei grundsätzlich gegen das Ausweisen eines Mini-Fußballfeldes. Und die Eltern haben auch an später gedacht. „Wir würden uns bereiterklären, dort für Ordnung zu sorgen und Rasen zu mähen“, bot sie an.

Genau diese Art Patenschaften hält Bürgermeister Hubert Paßehr für einen Weg, um das Team des Bauhofes zu entlasten. Es ist bisher in den meisten Fällen dafür zuständig, dass es auf den Spielplätzen und im Umfeld ordentlich aussieht, Gefahrenquellen wie zerbrochenes Glas oder Hundekot entfernt werden oder auch, dass Sicherheitsvorkehrungen eingehalten werden.

Fast alle Spielplätze müssen auf den Prüfstand

Unter diesem Gesichtspunkt hat Bauhofchefin Monika Weigel erst vor kurzem die Mitglieder des Technischen Ausschusses zum Thema Spielplätze in Roßwein und den Ortsteilen informiert. Peter Krause dazu: „Einige Stadträte waren erstaunt bis nahezu schockiert“, gibt Peter Krause seine Empfindungen nach der Präsentation wider.

Erstaunt, wie viele solcher Spielplätze Roßwein auch in den Ortsteilen betreibt. Schockiert darüber, dass manche Spielgeräte in solch schlechtem Zustand sind, dass sie abgebaut werden mussten.

Das ist zum Beispiel auf der kleinen Fläche nach der Muldenbrücke an der Bahnhofstraße der Fall. „Die abgebauten Geräte sind immer noch nicht zurück“, sagte Steffen Thiele (SPD) im Ausschuss Anfang Juni.

Daran wird sich auch erst einmal nichts ändern – bis feststeht, wo es künftig noch Spielplätze in welchem Umfang geben soll. Möglicherweise können dann nach dem Abbau von Spielgeräten an der einen Stelle noch intakte Geräte an anderer Stelle ergänzt werden.

Erste Überlegungen hat es dazu schon gegeben, sagt Peter Krause. „Einig waren wir uns darüber, dass der Platz Unter den Linden entbehrlich ist“, so der zweite stellvertretende Bürgermeister.

Auf dem Prüfstand stehen seinen Worten zufolge auch andere Plätze – darunter die angesprochenen Am Steinhübel sowie Am Hohen Rain. „Wenn es für Letztgenannten ein Patenschaftsangebot gibt, dann sollte das auch berücksichtigt werden“, findet Krause.

Es gibt sowohl Vorzeigeplätze als auch Problemfälle

Wenn er den Zustand der Roßweiner Spielplätze mit einer Durchschnittsnote zwischen 1 und 6 bewerten müsste, dann würde er eine 2- bis 3+ vergeben. „So schlecht stehen wir nun auch wieder nicht da“, findet er.

Ins Gewicht falle natürlich der Vorzeigespielplatz „Rösser im Schilf“. Den hatte die Kommune einrichten lassen, nachdem die ehemalige Freizeitfläche „Sputnik“ an der Mulde 2013 ein zweites Mal überflutet und ein Wiederaufbau an dieser Stelle nicht gefördert worden war.

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Hübsche Spielplätze gibt es aber auch in Otzdorf gleich neben der Kirche und noch gar nicht so lange in Niederstriegis neben dem Feuerwehrdepot. Die Geräte dort sind im Zuge der Gestaltung des Dorfzentrums aufgestellt worden.

Ein Problemplatz befindet sich in Roßwein an der Karl-Marx-Straße. Angelegt wurde der noch zu RWV-Zeiten, also als die Kommune selbst Großvermieter war beziehungsweise diese Aufgaben einer Tochtergesellschaft übertragen hatte.

Bei den Eigentümerwechseln der später insolventen RWV ist dieser Spielplatz offenbar unberücksichtigt geblieben. Somit müssen noch immer Besitzverhältnisse und Zuständigkeiten unter anderem für Pflege und Unterhaltungskosten geklärt werden.