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Leisniger Seniorenzentrum: Gesetze gehen teilweise an Realität vorbei

Geschäftsführerin Silke Busch ist zufrieden mit dem vergangenen Jahr im Leisniger Seniorenzentrum „Sonnenblick“. Dennoch gab es einige Herausforderungen.

Von Lea Heilmann
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Silke Busch, Geschäftsführerin des Leisniger Seniorenzentrums "Am Sonnenblick" schaut trotz der Pandemie zufrieden auf das vergangene Jahr.
Silke Busch, Geschäftsführerin des Leisniger Seniorenzentrums "Am Sonnenblick" schaut trotz der Pandemie zufrieden auf das vergangene Jahr. © Foto: Lutz Weidler

Leisnig. Im Leisniger Seniorenzentrum „Am Sonnenblick“ ist Feierstimmung. Eine Bewohnerin wird 100. Jahre alt. Andere Heimbewohner und Angehörige sowie der Leisniger Bürgermeister gratulieren ihr.

So ein Geburtstag ist nicht so häufig im Pflegeheim. 78 Bewohner leben momentan in der Einrichtung, die als gemeinnützige GmbH hundertprozentige Tochtergesellschaft der Stadt ist. „Das ist eine normale Größe, bei der man wirtschaftlich arbeiten kann“, so Geschäftsführerin Silke Busch.

Pandemie hatte Auswirkungen auf Geschäftsjahr

Wirtschaftlich ist sie mit dem vergangenen Jahr zufrieden. „Die Pandemie hat uns schon ganz schön im Griff gehabt“, sagte sie. Laut Jahresabschluss ist das betriebliche Ergebnis im Vergleich zum Vorjahr um 19.000 Euro gesunken.

Hauptursache war der geringere Auslastungsgrad aufgrund der Corona-Pandemie. Daraus resultierten eine angespannte Personalsituation, die geringere Auslastung der Tagespflege und ein erhöhter Aufwand an Personalkosten bedingt durch Tariferhöhungen. Corona habe jedoch die ganze Arbeitsweise beeinflusst.

„Dann kamen noch der Ukraine-Krieg und die Inflation dazu. Das macht natürlich auch wirtschaftlich etwas aus“, so Busch weiter. Gemerkt habe das Seniorenzentrum die Preissteigerungen vor allem in der hauseigenen Küche. Dennoch konnte ein positives Jahresergebnis in Höhe von 57.000 Euro erzielt werden.

Weitere Renovierungen sind geplant

Auch 2022 gab es noch etliche Corona-Regeln für Pflegeheime. Laut der Geschäftsführerin konnten die Beschäftigten nicht so arbeiten, wie sie es gewöhnt waren. Damit meinte sie vor allem den Mehraufwand, der durch die Meldungen an das Gesundheitsamt entstand. „Die Einschränkungen für die Besucher waren allerdings die Schlimmsten“, sagte sie weiter.

Durch die Pandemie wurden größere Investitionen nach hinten geschoben, kleinere aber dennoch in Angriff genommen. Zum Beispiel die Renovierung der Umkleideräume der Mitarbeiter und von drei Patientenzimmern. Auch die Gästetoilette im Untergeschoss wurde behindertengerecht umgebaut.

Demnächst soll der Flur des Wohnbereichs Eins erneuert werden. Die Renovierung muss im laufenden Betrieb passieren. „Das ist eine Herausforderung für das Personal, aber auch für die Handwerker“, sagte Busch. Die Einrichtung ist 28 Jahre alt. Da komme immer mal wieder etwas dazu, was gemacht werden müsse.

Das Seniorenzentrum ist voll belegt. Hinzu kommen noch acht Plätze in der Tagespflege, von denen aktuell fünf belegt sind. „Es sind noch Plätze frei, da würden wir noch Menschen annehmen“, sagte sie. Vor allem, wenn jetzt die dunkle Jahreszeit beginne.

Silke Busch hofft auch zukünftig, dass das Seniorenzentrum weiterhin gut ausgelastet ist, um die Wirtschaftlichkeit zu garantieren. Die Inflation spiele nach wie vor noch eine Rolle. Im letzten Jahr gab es Pflegesatzverhandlungen, dabei wurden die Preissteigerungen auch mit berücksichtigt. „Da ist es für die Bewohner auch wieder teurer geworden“, sagte sie weiter.

Fachkräfteanteil liegt bei knapp 50 Prozent

60 Mitarbeiter arbeiten insgesamt im Pflegeheim. Seit September vergangenen Jahres hat das Seniorenheim auch drei Auszubildende zur Pflegefachkraft. „Damit sind wir gut aufgestellt“, sagte die Geschäftsführerin weiter. Auch im vergangenen Jahr ist der Personaleinsatz zu 2021 annähernd gleich geblieben. Jedoch konnten keine neuen Pflegekräfte für ausgeschiedene Mitarbeiter gewonnen werden. Der Anteil von Fachkräften lag 2022, wie die Jahre zuvor, knapp unter 50 Prozent.

Themen, die die Geschäftsführerin immer wieder beschäftigten, sind neue Gesetzgebungen. „Wir wollen einfach unsere Arbeit machen und uns um die Bewohner kümmern." Seit Juli gibt es zum Beispiel das neue Personalbemessungsverfahren. Das regelt, wie viel Personal, mit welcher Qualifikation für die Versorgung der Pflegebedürftigen eingesetzt werden sollte.

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Busch erklärte das so: „Es gibt zu wenig Fachkräfte, dafür sollen Pflegehilfskräfte mit Qualifikationen eingestellt werden, aber die gibt es auch nicht.“ Die Kräfte müssten eine einjährige Weiterbildung absolvieren.

Gerade bei Angestellten, die schon Jahrzehnte in dem Beruf tätig sind, hält sie es für unrealistisch, dass die Mitarbeiter noch mal die Schulbank drücken wollen. Für Busch ist dieses Vorhaben ein Beispiel dafür, dass teilweise Entscheidungen vom Schreibtisch aus getroffen werden, die die Realität in den Pflegeheimen nicht komplett abdecken.