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An wen verkauft die AOK das Bildungszentrum in Massanei?

Der Gebäudekomplex wird als Ankunftszentrum genutzt und Stück für Stück leergezogen. Für das Objekt gibt es offenbar mehrere Bewerber. Der Landkreis gehört nicht dazu.

Von Cathrin Reichelt
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Seit knapp zweieinhalb Jahren wird das AOK-Bildungszentrum in Massanei als Ankunftszentrum genutzt. Bis Ende des Jahres sollen alle Flüchtlinge ausgezogen sein.
Seit knapp zweieinhalb Jahren wird das AOK-Bildungszentrum in Massanei als Ankunftszentrum genutzt. Bis Ende des Jahres sollen alle Flüchtlinge ausgezogen sein. © SZ/DIetmar Thomas

Waldheim/Massanei. Seit mehr als einem Jahr steht das AOK-Bildungszentrum in Massanei zum Verkauf. Der soll in diesem Jahr über die Bühne gehen, war der Plan der AOK Plus. Knapp vier Monate bleiben noch. Kommt der Verkauf in dieser Zeit zustande?

Die AOK hält sich auf Nachfrage dieser Zeitung bedeckt. „Anfang des Jahres haben wir ein öffentliches Bieterverfahren durchgeführt und konnten Kaufinteressenten akquirieren. Im Verfahren wurden über 300 potenzielle Investoren bundesweit beteiligt“, gibt Matthias Gottschalk, verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit, eine ähnliche Erklärung ab wie bereits zu Beginn dieses Jahres.

Zum jetzigen Zeitpunkt könnten keine weitergehenden Angaben zum Stand des Verfahrens und den Interessenten gemacht werden, bittet er um Verständnis. Das schließe ein konkretes Datum des Verkaufs sowie mögliche Nutzungszwecke mit ein.

Etwas konkreter wird Waldheims Bürgermeister Steffen Ernst (FDP). Alle zwei Monate sei er mit der AOK über das Objekt im Gespräch. Nach seiner Kenntnis gebe es derzeit vier Bewerber für das Bildungszentrum. Aber auch er kenne weder konkrete Interessenten noch Branchen, aus denen sie kommen.

Belegung im Ankunftszentrum sinkt

Den Verkauf des Objektes hatte der Verwaltungsrat der AOK Plus aufgrund des rasanten Wandels zum ortsunabhängigen Arbeiten und Lernen beschlossen.

Während der Coronazeit konnte das Bildungszentrum nicht genutzt werden und die Gesundheitskasse ging andere – digitale Wege zur Schulung ihrer Mitarbeiter. Die haben sich offenbar bewährt, sodass es auch nach der Pandemie keine Vor-Ort-Weiterbildungen mehr gab.

Stattdessen wird der Gebäudekomplex in Massanei seit April 2022 als Ankunftszentrum für Flüchtlinge genutzt. Die Belegung wird augenscheinlich Stück für Stück zurückgefahren. Im Juli vergangenen Jahres war die Einrichtung mit 410 Personen voll ausgelastet.

Ende Januar waren dort 324 Frauen, Männer und Kinder verschiedener Nationalitäten untergebracht. „Zum aktuellen Zeitpunkt leben rund 200 Personen im Objekt“, teilt André Kaiser, Pressesprecher des Landratsamtes Mittelsachsen mit.

Ein Großteil seien ukrainische Geflüchtete. Diese könnten sich selbstständig Wohnraum suchen. Wenn sie dabei den Landkreis Mittelsachsen verlassen, sei deren Verbleib unbekannt. Im Landkreis selbst würden die meisten Ukrainer Wohnraum in den größeren Städten des Landkreises bevorzugen.

Neben Ukrainern seien in Massanei im Wesentlichen Personen aus Venezuela untergebracht. Einige wenige Personen kämen aus anderen Nationen. „Bei ihnen handelt es sich zumeist um vulnerable Gruppen, die auf der Suche nach Wohnraum besondere Unterstützung benötigen“, so Kaiser. Bei dieser Gruppe sei die Verweildauer zumeist länger. Deshalb könne nicht pauschal gesagt werden, wie lange sich Geflüchtete durchschnittlich im Ankunftszentrum aufhalten.

Die Ukrainer würden derzeit durch die Sozialarbeiter vor Ort aktiv bei der Suche nach eigenem Wohnraum unterstützt. Die Menschen im Kontext Asyl würden ab Ende September auf andere Unterbringungsobjekte verteilt. „Der Landkreis sieht derzeit keine Probleme, dass das Objekt bis Ende November mithilfe der Sozialarbeiter vor Ort leergezogen wird“, erklärt der Pressesprecher.

Mietvertrag Ende Dezember läuft aus

Der aktuelle Mietvertrag laufe bis zum 31. Dezember 2024. „Es gibt keine aktiven Bestrebungen, den Vertrag zu verlängern“, so Kaiser.

Aber eine endgültige Entscheidung hänge von den vorhandenen Kapazitäten und den bis Ende des Jahres zugewiesenen Personen ab. Der Landkreis habe keine eigenen Bestrebungen, das Objekt in Massanei zu erwerben.

Die Ausländer- und Asylbehörde des Landkreises sei aktuell für die Unterbringung von insgesamt knapp 2.000 Asylbewerbern und Geduldeten zuständig. Eine Prognose bis Jahresende könne nicht gegeben werden, ebenso wenig, ob die Kapazitäten für deren Unterbringung ausreichen.