Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
SZ + Döbeln

Leisniger Burg- und Altstadtfest vor dem Generationswechsel

Gestandene Akteure über das Ehrenamt, die Freude am gemeinsamen Tun und eine besondere Herausforderung.

 5 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Das neue, verjüngte Team in der Baderei: Jörg Hauswald, Sören Weight-Geiler und Christian Groß (von links).
Das neue, verjüngte Team in der Baderei: Jörg Hauswald, Sören Weight-Geiler und Christian Groß (von links). © Elke Walter-Koch

Von Elke Walter-Koch

Leisnig. Eine stimmungsvolle Kulisse für buntes mittelalterliches Treiben, altes Handwerk, Theatervorführungen und Kostümierungen jeglicher Art boten am Wochenende die Stadt Leisnig und die Burg Mildenstein. Das traditionelle Burg- und Altstadtfest lockte trotz heißer sommerlicher Temperaturen wieder unzählige Besucher an.

Während auf der Bühne am Kirchplatz Theaterstücke für Groß und Klein dargeboten wurden, luden diverse Stände und die angrenzende Handwerkerstraße zum Schauen und Staunen ein. Die Burg Mildenstein war mit Museum und Burghof ins mittelalterliche Treiben eingebunden.

Historische Mode, mittelalterliche Klänge und Kampfgetümmel mit Schild und Speer animierten die Festbesucher, eine Zeitreise anzutreten und in vergangene Jahrhunderte einzutauchen.

So viel Spaß wie vor 20 Jahren

Was in Leisnig in jedem Spätsommer zur liebgewordenen Tradition gehört, macht Organisatoren und Darstellern nach wie vor Freude und bringt allen Beteiligten ein wunderbares Gefühl von Zusammenhalt. Dass in Leisnig wie anderenorts auch für Nachwuchs gesorgt werden muss, versteht sich.

Dass dies im einen oder anderen Fall auch schon gelungen ist, dürfte zumindest einheimischen Besuchern aufgefallen sein. War in den Ständen der Handwerkerstraße doch das eine oder andere neue und etwas jüngere Gesicht zu sehen.

Dass ein Fest nur gelingt, wenn viele an einem Strang ziehen, sich gut verstehen und auch bereit sind, sich ehrenamtlich einzubringen, ist eine altbekannte Tatsache. Dass es auch nach Jahrzehnten noch genauso viel Freude bereitet, wie am Anfang, ist allerdings keine Selbstverständlichkeit.

„Es macht uns genauso viel Spaß, wie vor über zwanzig Jahren, als wir hier zum ersten Mal mit unserer Seilerei gestanden haben“, waren sich Christine Wiedemuth und Ute Pöschel einig.

Neue Gesichter in Handwerkerstraße

Den Besuchern die jahrtausendealte Tradition des Seilherstellens nahezubringen, das sei nicht nur eine rein handwerkliche Angelegenheit, so die beiden Frauen. Es habe auch viel mit der Gemeinschaft und dem Kontakt zu Menschen zu tun, die sich für die Stadt und ihre Historie interessieren.

Klar, dass dazu vor allem auch altes Handwerk wie die Seilerei gehört, dass zum Teil noch viel älter ist, als die Stadt selbst. Ist das Seilherstellen doch schon seit der Antike bekannt.

Uwe Reichel justiert die Silberscheibe für die nächste Münzprägung.
Uwe Reichel justiert die Silberscheibe für die nächste Münzprägung. © Elke Walter-Koch

Dass eine solch authentischen Darstellung zum Bug- und Altstadtfest auch in den kommenden Jahren weitergeführt wird, ist nicht zuletzt der Weitsicht der Organisatoren zu verdanken, die im Leisniger Geschichts- und Heimatverein schon länger für geeigneten Nachwuchs werben.

Eine Aktion, die an einigen Stellen – wie beispielsweise der Badestube – neue Gesichter in die traditionelle Handwerkerstraße brachte. So sind Sören Weight-Geiler, Christian Groß und Jörg Hauswald fortan dafür verantwortlich, dass den Gästen wie früher die Füße gewaschen oder im handgefertigten Holzzuber ein erfrischendes Bad zubereitet wird. Ein Angebot, das den Männern bei über dreißig Grad im Schatten dankbare Badegäste brachte.

Wie der Vater so der Sohn

Und was am Badebottich unter dem Zeltdach funktionierte, könnte, so Uwe Reichel, Vorsitzender vom Leisniger Geschichts- und Heimatverein, auch an der benachbarten Münzprägemaschine zum Generationenwechsel führen. „Ich habe meinen Sohn Patrick dafür gewinnen können, hier mitzuhelfen und sich schon mal einige Kenntnisse anzueignen“, erzählte Reichel.

Dass ein traditionelles Vater-Sohn-Team wie früher auch ganz gut funktioniert, konnten die Gäste dann auch vor Ort erleben. Mit mehrfachen schwungvollen Drehungen der Achse durch die beiden Männer wurde die wuchtige Spindelpresse zur Silberscheibe hinuntergedrückt.

Was frisch geprägt herauskam, war eine brandneue, glänzende Jubiläumsmünze aus 999er-Silber mit den Initialen der Leisniger Apian-Schule, die in diesem Jahr ihr 150-jähriges Bestehen feiert.

Die Frauen vom Leisniger CCL haben selbstgebackenen Kuchen angeboten.
Die Frauen vom Leisniger CCL haben selbstgebackenen Kuchen angeboten. © Elke Walter-Koch

Dass der Spaß an der Sache und die Einmaligkeit der einzelnen handwerklichen Stationen nicht verloren gehen, dafür sorgten Stadt und Geschichts- und Heimatverein gleichermaßen. So war in diesem Jahr erstmals die Stiefelwacht für die Organisation und den Aufbau der Handwerkerstraße verantwortlich.

Dass auch hier die junge Generation ganz selbstverständlich eingebunden wird, verstehe sich. „Viele bringen ihre Kinder zum Burg- und Altstadtfest mit. Und die sind dann von Anfang an mit dabei und entwickeln Interesse für ein bestimmtes Thema“, erklärte der Vereinsvorsitzende.

Spenden für Bahnhof und Schule

Ähnlich sieht es Klaus-Dieter Reißmann, dessen Schmiede wie in anderen Jahren auch gegenüber den Münzprägern aufgebaut war. „Hier haben schon einige aus dem Verein mitgeholfen und wissen daher gut Bescheid, falls ich den Schmiedehammer irgendwann mal aus der Hand legen möchte.“

Begeisterung für das Fest und die damit verbundene gute Sache war auch bei anderen Teilnehmern zu spüren, die entweder für den eigenen Verein, die Schule oder den Kindergarten Blumen gebunden oder Kuchen gebacken hatten, um die Erlöse zu spenden.

„Wir stehen hier privat und stellen unsere Einnahmen dem Leisniger Kulturbahnhof zur Verfügung“, erklärte Regina Schreiber von Fischendorf. Jenny Kaiser, die mit ihrem Sohn Louis und Finnja Forbirger selbst gebackenen Kuchen verkaufte, wird den Erlös dem Förderverein der Peter-Apian-Schule für Schulprojekte und Klassenfahrten spenden.