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Ein Mann für alle Fälle: Der Hausmeister der Leisniger Helios-Klinik

Alltagshelden im Krankenhaus tragen nicht nur Kasack oder einen weißen Kittel. Manche sind auch in Latzhose und mit Schraubenzieher unterwegs.

Von Annemarie Banek
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Hausmeister Wolfgang Gaitzsch arbeitet seit 20 Jahren in der Helios Klinik Leisnig.
Hausmeister Wolfgang Gaitzsch arbeitet seit 20 Jahren in der Helios Klinik Leisnig. © SZ/DIetmar Thomas

Ob das Türschloss kaputt ist oder der Wasserhahn tropft: Hausmeister Wolfgang Gaitzsch ist im Krankenhaus Leisnig zur Stelle. Seit 20 Jahren ist er Hausmeister in der Helios Klinik Leisnig. Dabei wollte der inzwischen 75-Jährige eigentlich schon aufhören mit der Arbeit. „Aber ich habe mich breitschlagen lassen“, sagt er. Deshalb arbeitet er noch an zwei Tagen im Monat handwerkliche Aufträge ab, die sich im Krankenhaus angesammelt haben.

Generalfachmann für alles

Und das sind einige. Egal, ob die Lampen ausgetauscht werden müssen, der Seifenspender kaputt ist oder am Stuhl eine Schraube locker ist. Wolfgang Gaitzsch ist für fast alle handwerklichen Notfälle gerüstet. Immer hat er in seiner Latzhose einen Zollstock und einen Schraubenzieher mit verschiedenen Bits dabei. „Damit kann man fast alles reparieren“, sagt Gaitzsch, der auf den Zimmern auch schnell eine lose Türklinke festzieht, wenn er sie entdeckt, ohne den Reparaturauftrag abzuwarten.

Auch um verstopfte Toiletten kümmert sich Gaitzsch. Und wenn das Waschbecken nicht funktioniert, rückt er dem Abfluss mit dem Pömpel zu Leibe. Die Macken der Handläufe in den Fluren bessert Gaitzsch aus, wenn der Essenswagen wieder einmal etwas zu doll angestupst ist. „Kleinigkeiten, tausend kleine Dinge“, daraus bestünde sein Job.

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Manchmal müsse er sogar einige Betten reparieren, zum Beispiel auf der Intensivstation. Dort würden manche Patienten mit den Füßen gegen das Bettgitter treten und es so kaputtmachen. „Es gibt Patienten, die haben viel Kraft. Da fragt man sich, wie schafft das ein Mensch? Aber bei kranken Menschen muss man mit allem rechnen“, meint Gaitzsch.

Handwerker und Menschenfreund

Was ihm an seinem Job gefällt? „Ich arbeite einfach gern mit den Händen, aber auch mit Menschen“, sagt Gaitzsch. „Mit vielen Menschen!“ Als Leisniger ist Gaitzsch der Helios Klinik eng verbunden. Und auch als Patient hat er sie schon erlebt, im Alter von zwölf Jahren nach einem Milzriss.

In den zwanzig Jahren, in denen er als Hausmeister im Krankenhaus arbeitet, hat er vieles mitgemacht. Schönes wie Schweres. Neugeborene habe er gesehen, als die Klinik noch eine Geburtsstation hatte. Menschen, von Elend und schwerer Krankheit gezeichnet. Aber auch den Tod, wenn Verstorbene ins Kühlhaus heruntergebracht wurden.

„Ich bin ein Mensch, der kann sich in alles hineinversetzen und kann auch damit umgehen. Das können nicht alle“, sagt Gaitzsch. Gedanken mache er sich trotzdem. „Da blickt man zurück und überlegt. Was hat man mit dem Menschen erlebt und wie ist man mit ihm umgegangen“, so Gaitzsch. „Aber ich kann das dann auch ablegen. Das muss einen nicht ewig beschäftigen.“

In der Klinik hat Gaitzsch viele Freunde, von den Pflegern und Schwestern, über die Ärzte bis hin zur Verwaltung. „Es ist ein herzliches Miteinander, weil man sich viele Jahre kennt. Man nimmt auch mal einen Mitarbeiter in den Arm“, so Gaitzsch. Hansjörg Oehmig, pensionierter Arzt, kennt den Hausmeister aus der Zeit, als er noch in der Helios Klinik Leisnig arbeitete. „Herr Gaitzsch schlägt nie eine Bitte ab und ist immer sehr hilfsbereit. Mit Herz und Seele setzt er sich für die Klinik ein.“

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Auch an seinen freien Tagen ist Wolfgang Gaitzsch fast immer im Krankenhaus. In der Cafeteria isst er zu Mittag und trifft alle seine Kollegen wieder. Das Miteinander sei es, weswegen er auch mit 75 Jahren noch weiterarbeitet. „Das erhält einen, wenn man Kontakt zu Menschen hat. Und nicht zu Hause vor dem Fernseher sitzt“, findet Gaitzsch.

Sein Job als Hausmeister mache ihm immer noch Spaß. Und über das sichtbare Ergebnis seiner Arbeit freut er sich. „Am Ende sehe ich, es ist was geworden, es ist wieder was in Ordnung gebracht. Ich helfe, damit hier alles rund läuft.“