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Drei Aussagen zur Zuwanderung in Mittelsachsen im Faktencheck

Straftaten, Sozial- und Schulsystem: Viele befürchten durch Migration eine Verschärfung der Probleme. So sieht es tatsächlich aus.

Von Lea Heilmann
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Fast die Hälfte der Mittelsachsen denkt, dass Zuwanderung zu mehr Kriminalität führt, aber auch das Sozialsystem überlastet.
Fast die Hälfte der Mittelsachsen denkt, dass Zuwanderung zu mehr Kriminalität führt, aber auch das Sozialsystem überlastet. © dpa

Mittelsachsen. Im vergangenen Jahr lebten in Mittelsachsen ungefähr 15.200 Ausländer. Damit beträgt der Anteil an ausländischen Menschen im Landkreis gerade einmal fünf Prozent.

Dennoch ist Migration ein zentrales Thema. Nicht nur in den Kreis- und Stadträten, wenn es um die Unterbringung von Geflüchteten geht, sondern auch in der Gesellschaft. Beim Sachsen-Kompass, einer Umfrage von Sächsischer Zeitung und Leipziger Volkszeitung, gaben 40 Prozent der mittelsächsischen Teilnehmer an, dass sich am dringendsten etwas in der Migration beziehungsweise Integration ändern müsste.

Unter anderem äußerten sich die Teilnehmer der Umfrage zur Auswirkung der Migration auf die Kriminalität, das Sozial- und Schulsystem. Laut dem Landratsamt Mittelsachsen stammt ein Großteil der Ausländer aus der Europäischen Union. Knapp 4.000 Ukrainer lebten Stand Juni 2024 im Landkreis.

Aussage Eins: Zuwanderung führt zu mehr Kriminalität

36 Prozent der Teilnehmer stimmten voll zu, dass Migration zu mehr Kriminalität führe, knapp ein weiteres Viertel stimmte der Aussage eher zu. Im vergangenen Jahr wurden im Landkreis ungefähr 12.200 Straftaten registriert. Für diese wurden 5.482 Tatverdächtige ermittelt, davon waren 1.161 nicht deutsch. Das entspricht einem Anteil von 20 Prozent.

Davon wurde gegen 270 ausländische Tatverdächtige ermittelt, die gegen das Aufenthalts-, das Asyl- oder das EU-Freizügigkeitsgesetz verstoßen haben. Ohne die ausländerrechtlichen Delikte beläuft sich der Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen auf 16 Prozent. Im Vergleich zu 2022 (15,2 Prozent) ist der Anteil leicht gestiegen.

Aussage Zwei: Zuwanderung überlastet die Sozialsysteme

Sogar 44,3 Prozent der Mittelsachsen stimmten der Aussage zu, dass Migration die Sozialsysteme überlaste. Weitere 22,5 Prozent stimmten dem teilweise zu.

Erst bei der letzten Kreistagssitzung wurde erklärt, dass die Haushaltssperre ausgeweitet wird, denn vor allem im sozialen Bereich herrsche ein großer Mehrbedarf. Das ist vor allem durch die „Hilfe zur Pflege“ sowie die Eingliederungshilfe bedingt.

Dr. Christoph Trumpp, Leiter der Finanzabteilung, sagte gegenüber den Kreisräten, dass die Kosten für die Unterbringung von Asylbewerbern sogar unter dem sachsenweiten Durchschnitt liegen. Auch durch das Bürgergeld ist der Mehrbedarf entstanden. Trumpp betonte aber auch, dass dies alles bundesrechtliche Entscheidungen sind. Laut der Bundesagentur für Arbeit erhielten im April dieses Jahres 3.280 Ausländer Bürgergeld. Das entspricht knapp 20 Prozent an allen Bürgergeldempfängern im Landkreis.

Aussage 3: Zuwanderung führt zu Problemen in den Schulen

Fast die Hälfte der Menschen ist der Meinung, dass Migration zu Problemen in den Schulen führt. Laut dem Landesamt für Schule und Bildung (Lasub) wurden im Schuljahr 2023/2024 2.184 Schüler und Schülerinnen mit dem Merkmal Deutsch als Zweitsprache an den mittelsächsischen Schulen unterrichtet. Das entspricht sieben Prozent der Gesamtschülerschaft. Der Anteil ist gegenüber dem vorherigen Jahr leicht gestiegen (5,2 Prozent). Insgesamt wurden 33 Vorbereitungsklassen geführt.

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Clemens Arndt, Sprecher des Lasub, teilte mit, dass die Zahl der Geflüchteten durchaus eine Herausforderung für die Schulen darstelle. „Allgemein zeigt sich an Schulen, dass die zunehmende Heterogenität Lehrkräfte zunehmend fordert. Hier braucht es Unterstützung und Entlastung“, so Arndt. In Mittelsachsen sei bis auf wenige Schulen der Anteil der Migration im Vergleich zu den Ballungsräumen jedoch relativ moderat. „Dennoch ist die Überlastung aufgrund der angespannten Versorgungslage an Lehrkräften nicht zu unterschätzen“, sagte er weiter.