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Fall Valeriia: Tatverdächtiger schweigt zu Vorwürfen und sitzt nun in Sachsen in U-Haft

Der in Prag festgenommene Tatverdächtige im Fall der getöteten Valeriia aus Döbeln sitzt nun in Sachsen in U-Haft. Zu den Vorwürfen schweigt er bisher. Bekommen die Ermittler trotzdem neue Erkenntnisse, warum das Mädchen getötet wurde?

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Der Tatverdächtige im Fall Valeriia wird einem Haftrichter in Chemnitz vorgeführt.
Der Tatverdächtige im Fall Valeriia wird einem Haftrichter in Chemnitz vorgeführt. © Harry Härtel

Döbeln/Chemnitz. Der Tatverdächtige im Fall der getöteten neunjährigen Valeriia aus Döbeln ist nach Deutschland überstellt worden. Tschechische Polizisten übergaben den 36-Jährigen am Morgen am Grenzübergang in Petrovice ihren deutschen Kollegen.

Der Mann wurde am Mittag nach Chemnitz gebracht, wo er einem Ermittlungsrichter vorgeführt wurde. "Der Beschuldigte hat sich nicht zum Tatvorwurf geäußert", teilte Oberstaatsanwältin Ingrid Burghart am Nachmittag mit.

Der 36-jährige Moldawier steht im Verdacht, das neun Jahre alte Mädchen Anfang Juni getötet zu haben. Hinweise auf einen sexuellen Missbrauch gibt es den Ermittlern zufolge nicht.

Der Haftbefehl des Amtsgerichts Chemnitz wurde aufrechterhalten und der Beschuldigte befindet sich nun in einer Justizvollzugsanstalt in Untersuchungshaft, so die Sprecherin der Staatsanwaltschaft.

Der Tatverdächtige im Fall der getöteten Valeriia aus Döbeln wird von Polizisten aus der Tschechischen Republik am Grenzübergang in Petrovice nach Sachsen ausgeliefert.
Der Tatverdächtige im Fall der getöteten Valeriia aus Döbeln wird von Polizisten aus der Tschechischen Republik am Grenzübergang in Petrovice nach Sachsen ausgeliefert. © Robert Michael/dpa

Die neun Jahre alte Valeriia war am 3. Juni auf dem Weg zur Schule spurlos verschwunden. Mehr als eine Woche lang erfolgte die intensive Suche durch mehrere hundert Polizisten, mit Hubschrauber, Drohne, Spürhund und Tauchern.

In dieser Zeit wurden auch 400 Haushalte befragt. Neun Tage, nachdem das Mädchen als vermisst gemeldet worden war, wurde es tot im Unterholz des Waldes zwischen dem Döbelner Ortsteil Hermsdorf und dem Roßweiner Ortsteil Mahlitzsch entdeckt. Den Ermittlern zufolge wurde das Kind getötet. Hinweise auf einen sexuellen Missbrauch lägen den Angaben zufolge nicht vor.

Ermittlungen dauern an

Per nationalem und europäischem Haftbefehl war daraufhin nach dem 36 Jahre alten Moldawier gesucht worden. Am 14. Juni klickten in einem Restaurant in Prag die Handschellen.

Er sei dringend tatverdächtig, die Neunjährige „gewaltsam zu Tode gebracht zu haben“, hieß es. Bei dem Festgenommen soll es sich Medienberichten zufolge um den Ex-Freund von Valeriias Mutter handeln. Die Polizei hatte nach eigenen Angaben die Suche nach dem Täter vor allem auf das soziale Umfeld des Mädchens konzentriert.

Laut der Oberstaatsanwältin dauern die Ermittlungen wegen eines Tötungsdelikts und zu den Umständen der Tat an. „Sollte der Beschuldigte für den Tod des Kindes tatsächlich verantwortlich sein, wird nach Abschluss der Ermittlungen entschieden, wie die Tat rechtlich zu würdigen ist“, erklärt Ingrid Burghart.

Lebenslange Freiheitsstrafe möglich

Werde der Mann wegen Totschlags verurteilt, sehe das Gesetz eine Freiheitsstrafe von fünf bis 15 Jahren und in besonders schweren Fällen eine lebenslange Freiheitsstrafe vor (Paragraf 212 StGB). „Im Falle einer Verurteilung wegen Mordes sieht das Gesetz zwingend eine lebenslange Freiheitsstrafe vor“, hatte sie auf eine frühere Anfrage geantwortet.

Valeriia war im Jahr 2022 mit ihrer Mutter und der inzwischen dreijährigen Schwester vor dem Krieg in der Ukraine nach Deutschland geflüchtet und besuchte in Döbeln-Nord die Grundschule „Am Holländer“. Dort sind die Mitschüler von Valeriia aber auch die Schüler der benachbarten Oberschule zum Schuljahresende von zehn Schulpsychologen betreut worden. Sollte auch im kommenden Schuljahr Betreuungsbedarf bestehen, werde die Unterstützung nach den Ferien fortgesetzt, hatte das Landesamt für Schule und Bildung mitgeteilt.

Auf Wunsch des Vaters ist Valeriia mittlerweile in ihrer alten Heimat Pawlohrad in der Ostukraine beerdigt worden. An der Trauerfeier im Hof der Großeltern hatten rund 100 Menschen von dem Mädchen Abschied genommen.

Auch in Döbeln war die Anteilnahme groß. Die Menschen hatten nicht nur Kerzen, Blumen, Plüschtiere und Briefe an Gedenkplätzen vor dem Rathaus und an einer Straßenkreuzung abgelegt, sondern auch das von der Stadt eingerichtete Spendenkonto gefüllt.

Kurz vor dessen Schließung Ende Juni waren dort reichlich 23.000 Euro eingegangen. Von dem Geld wurden die Kosten für die Überführung von Valeriia beglichen. Weitere mit der Bestattung in Verbindung stehende Kosten sollten ebenfalls von diesem Spendenkonto bezahlt werden. (DA/rt/dpa)